Feedback einholen ist der schnellste Weg, deine Zusammenarbeit zu verbessern – und zwar spürbar.
In nahezu jeder Organisation gibt es Feedbackrunden, Jahresgespräche oder „Development Dialogs“. Doch oft wird das Instrument falsch genutzt: Feedback wird gegeben – selten aktiv eingefordert. Genau hier setzt dieser Beitrag an: Mit einer klaren Haltung, einer präzisen Frage und einem einfachen Ritual, das eure Feedbackkultur im Team dauerhaft stärkt.
Feedback einholen statt nur Feedback geben
Einmal im Jahr ein Feedback-Gespräch? Das ist zu wenig. Feedback ist am wirksamsten, wenn es regelmäßig und in alle Richtungen fließt:
- von Führung zu Mitarbeitenden,
- von Mitarbeitenden zu Führung,
- quer über alle Ebenen – Kollegin zu Kollegin, Projektpartnerin zu Projektpartnerin.
Der entscheidende Perspektivwechsel: Weg von „Feedback geben“ – hin zu Feedback einholen. Wer regelmäßig und bewusst Feedback einholt, führt aktiv (Selbstführung) und macht es anderen leicht, ehrlich Rückmeldung zu geben.
Der größte Stolperstein: Eindimensionales Feedback
In vielen Teams läuft Feedback eindimensional: Die Führungskraft spricht, der oder die Mitarbeitende hört zu. Ergebnis: blinde Flecken bleiben, Wachstumspotenzial wird verschenkt.
Feedback einholen bricht dieses Muster auf. Wer die Initiative ergreift, signalisiert: „Ich will lernen. Deine Sicht ist mir wichtig.“ Das erleichtert es Kritik anzunehmen – und macht Feedback zum gemeinsamen Entwicklungshebel.
Die Zauberfrage: Deine beste Feedbackfrage für jede Rolle
Es braucht keine komplizierten Feedbackfragen. Eine präzise Formulierung reicht – und lenkt die Antwort auf beobachtbares Verhalten (statt auf schwammige Urteile):
„Was sollte ich tun oder lassen, um für dich ein besserer … zu sein?“
(setze deine Rolle ein: Mitarbeiterin, Kollege, Projektpartnerin, Führungskraft …)
Diese Frage funktioniert überall: im 1:1, im kurzen Check-in nach einem Termin, am Ende eines Projekts. Sie macht Feedback konkret, verhaltensnah und sofort nutzbar.
So führst du ein starkes Feedback-Gespräch
1) Ankündigen & Rahmen setzen
„Ich möchte heute Feedback einholen – kurz und konkret. Es geht mir um Verhalten, das unsere Zusammenarbeit verbessert.“
2) Frage stellen
„Was sollte ich tun oder lassen, um für dich eine besserer [Rolle] zu sein?“
3) Klappe halten & notieren
Zuhören, nachfragen, zusammenfassen. Keine Rechtfertigungen. Kritik annehmen heißt: verstehen, nicht verteidigen.
4) Next Step vereinbaren
„Danke – ich teste XYZ in den nächsten zwei Wochen. Lass uns dann kurz schauen, wie es wirkt.“
5) Dranbleiben
Aus Feedback wird Entwicklung, wenn du Umsetzung sichtbar machst und erneut Feedback einholst.
Rituale für eine lebendige Feedbackkultur im Team
- Wöchentliches 1:1: Eine Minute um Feedback einzuholen („Was sollte ich tun oder lassen, damit unsere Zusammenarbeit nächste Woche noch besser läuft?“).
- Projekt-Check-out: Drei Fragen im Team: Was hat geholfen? Was hat gestört? Was ändern wir konkret bis zum nächsten Mal?
- Peer-Loops: Zwei Kollegen geben sich gegenseitig innerhalb von 10 Minuten verhaltensbasiertes Feedback (tun/lassen).
- Führung als Vorbild: Führungskräfte holen Feedback ein – sichtbar, regelmäßig, dankbar.
So entsteht Schritt für Schritt eine Feedbackkultur im Team, in der Lernen normal, Erwartungen klar und Verbesserungen messbar werden.
Typische Hürden – und wie du sie löst
- „Ich bekomme nur Nettigkeiten.“
Präzisiere die Frage („bezogen auf unsere letzte Präsentation…“) und bitte um ein konkretes Verhalten, nicht um „allgemeine Eindrücke“.
- „Das war zu hart.“
Atme, notiere, bedanke dich: „Danke, ich lasse das wirken.“ Später kannst du priorisieren, was du ausprobierst.
- „Es passiert nichts danach.“
Vereinbare Mini-Experimente („Ich teste X bis Freitag“) – und hole danach wieder Feedback ein.
Mini-Guide: Feedbackfragen zum sofort Nutzen
- Rollenbasiert: „Was sollte ich tun oder lassen, um für dich eine besserer [Rolle] zu sein?“
- Situationsbezogen: „Bezogen auf unser Meeting gestern – was hätte ich anders tun/lassen sollen?“
- Stärkenfokus: „Wovon soll ich mehr tun, weil es die Zusammenarbeit spürbar verbessert?“
- Hindernisse: „Was sollte ich weglassen, weil es dich bremst oder irritiert?“
Fazit: Feedback einholen macht Teams schneller, klarer, besser
Wer Feedback einholt, führt: Du schärfst Erwartungen, reduzierst Missverständnisse und beschleunigst Lernen. Mit einer Frage, einem kurzen Ritual und echtem Zuhören wird Feedback vom Pflichttermin zum Produktivitätsturbo – für dich, dein Team und eure Ergebnisse.
Wenn du neben dem Feedback einholen auch verstehen möchtest, wie offen, klar und direkt Feedback sein darf, dann empfehle ich dir diesen Artikel: „Wie offen, klar und direkt darf Feedback sein?“