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Übereifrige Kollegen oder wenn Kollegen übers Ziel hinausschießen: 3 Strategien, die wirklich helfen

Du kennst sie bestimmt: Die Kollegin, die schneller reagiert als ihr eigener Schatten. Oder den Kollegen, der in jeder E-Mail in CC steht und sich sofort angesprochen fühlt. Menschen, die es „nur gut meinen” – und dabei einen entscheidenden Schritt zu weit gehen.

Übereifrige Kollegen – was steckt dahinter?

Übereifrige Kollegen sind nicht faul. Im Gegenteil: Sie sind engagiert, hilfsbereit, oft sehr aktiv. Aber genau dieser Übereifer bringt Unruhe ins Team. Wenn jemand ungefragt Aufgaben übernimmt, sich in fremde Verantwortungsbereiche einmischt oder permanent „mitdenkt”, obwohl dies nicht gewünscht ist, dann kippt das Gleichgewicht.

Gerade in High-Performance-Teams (Modell von Patrick Lencioni) kann das zur echten Herausforderung werden. Denn Überengagement ist nicht gleichbedeutend mit Teamgeist. Im Gegenteil: Es untergräbt das Vertrauen, schafft Unsicherheit und führt zu Reibungsverlusten.

Du möchtest das Ganze lieber als Video? Hier findest du mein YouTube-Video zu diesem Thema.

 

Inhaltsverzeichnis

Der Punkt ist: Übereifer klingt zunächst einmal gut. Doch im beruflichen Kontext, insbesondere in hierarchiearmen, dynamischen Teams, kann er schnell toxisch werden. Vor allem dann, wenn der gute Wille zur Grenzüberschreitung führt. Oft bleibt dann nicht Anerkennung, sondern Ärger und Verunsicherung zurück.

Typische Verhaltensweisen übereifriger Kollegen

1. Telefonterror – wenn andere ständig rangehen

  • Du verlässt kurz den Raum – und zack, dein Kollege hat schon deinen Hörer abgenommen.
  • Er nimmt nicht nur Nachrichten entgegen, sondern kümmert sich gleich um das Anliegen.
  • Ergebnis: Du erfährst von Gesprächen zu spät oder gar nicht und wichtige Informationen landen in fremden Händen.

Diese Form des Übereifers ist besonders heikel: Denn sie suggeriert, dass deine Arbeit nicht rechtzeitig oder gut genug erledigt wird – und delegiert ungewollt deine Verantwortung an jemand anderen. Auf lange Sicht kann das zu Missverständnissen mit Kunden oder Vorgesetzten führen.

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2. Aufgaben klauen – wer sich ungefragt Arbeit greift

  • Besonders in agilen, dynamischen Organisationen passiert es schnell, dass Aufgaben auf Zuruf verteilt werden.
  • Der übereifrige Kollege ist der Erste, der zugreift – auch bei Themen, die eigentlich dir zustehen.
  • Die Motivation mag ehrlich sein, doch das Ergebnis ist Frust, weil Grenzen ignoriert werden.

Viele übereifrige Kollegen oder Kolleginnen handeln aus ganz unterschiedlichen inneren Antreibern. Manche wollen es allen recht machen – klassische People-Pleaser, die Harmonie über alles stellen und überall helfen möchten. Andere suchen vielleicht subtile Kontrolle: Sie übernehmen Aufgaben ungefragt, nicht nur aus Hilfsbereitschaft, sondern auch, um Einfluss zu sichern.

Ob es um Anerkennung, Sicherheitsbedürfnis oder verdeckte Dominanz geht – die Motive sind vielfältig. Was am Ende zählt, ist die Wirkung. Und die kann sich für andere schnell wie ein stiller Übergriff anfühlen – emotional und strukturell.

Wichtig ist: Es geht hier nicht um Schuld oder Absicht. Sondern um Klarheit im Miteinander. Wenn du die Motive hinter dem Verhalten erkennst, kannst du wirksamer darauf reagieren – mit Haltung und auf Augenhöhe.

Klartext statt Kauderwelsch

Sag, was du meinst – klar, souverän und verständlich. Du willst treffende Botschaften setzen - auch in stürmischen Situationen? Ob 1:1 oder vor großem Publikum – lerne, wie du überzeugend kommunizierst. Mit Tools für Wirkung, Haltung & Präsenz, die SOFORT greifen.
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3. Dauerpräsenz – omnipräsent und überall involviert

  • Der Kollege meldet sich zu jedem Thema zu Wort, auch wenn es ihn nicht direkt betrifft.
  • Er bietet ständig Hilfe an – auch ungefragt.
  • In Meetings übernimmt er Aufgaben, ohne Rücksprache zu halten.

Diese omnipräsente Haltung ist oft ein Versuch, Sichtbarkeit zu erzeugen. Doch sie blockiert andere, verlangsamt Prozesse und sorgt für Frustration – besonders bei stilleren Teammitgliedern, die dadurch kaum Raum bekommen.

Warum übereifrig nicht immer hilfreich ist

Kennst du das Gefühl, dass dir jemand helfen will, sich das aber wie ein Kontrollverlust anfühlt? Genau da liegt das Problem.

„Ich wollte doch nur helfen” ist keine Entschuldigung, wenn jemand deine Verantwortung untergräbt. Denn Übereifer ist nicht automatisch etwas Positives. Wer ständig eingreift, ohne abzustimmen, sorgt für Chaos statt Klarheit – selbst wenn die Absicht gut gemeint ist. Aber denke daran: Letztlich wissen wir die Absicht erst einmal nicht.

In Teams mit flachen Hierarchien ist es entscheidend, dass jede und jeder seine Rolle kennt und respektiert. Wenn Aufgaben beliebig verschoben werden, leidet nicht nur die Effizienz, sondern auch das Vertrauen.

Als Führungskraft bist du gefragt, hier für Klarheit zu sorgen. Doch auch als Teammitglied darfst und solltest du Grenzen setzen – professionell, klar und ohne Groll. Denn wenn du ständig gegen die stille Übernahme deiner Aufgaben ankämpfen musst, leidet auf Dauer nicht nur deine Arbeitszufriedenheit, sondern auch deine Leistung.

Wie du als Führungskraft klar und verständlich kommunizierst, erfährst du in diesem Artikel: Klare Kommunikation – wie du als Führungskraft wirklich verstanden wirst.

Drei Strategien im Umgang mit übereifrigen Kollegen

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Strategie 1: Klare und ehrliche Ich-Botschaften

Die einfachste und zugleich kraftvollste Strategie ist das Reden. Ehrlich. Direkt. Ohne Vorwurf, aber mit Haltung.
„Ich habe den Eindruck, du willst mich entlasten, wenn du meine Anrufe annimmst. Aber ich fühle mich dadurch übergangen und verliere den Überblick.“

Bleib bei dir. Kommuniziere, wie das Verhalten deines Gegenübers bei dir ankommt. Nutze Ich-Botschaften statt Anklagen. So schaffst du Bewusstsein beim Gegenüber und eröffnest die Tür für Veränderung.

Diese Strategie funktioniert am besten, wenn du zeitnah reagierst. Warte nicht zu lange, sonst verfestigt sich das Verhalten – und deine Frustration wächst ins Unermessliche. Denke daran: Die meisten übereifrigen Menschen sind keine Egomanen. Sie brauchen Feedback, um ihr Verhalten zu reflektieren.

Strategie 2: Grenzen definieren und kommunizieren

Wenn das offene Gespräch nicht reicht, braucht es Klartext. Formuliere deine Erwartungen eindeutig:

  • „Wenn das Telefon klingelt und ich nicht da bin, nimm bitte eine Nachricht auf, aber bearbeite das Anliegen nicht.“
  • „Wenn Aufgaben bei dir landen, die in meinen Bereich gehören, gib sie bitte direkt an mich weiter.“

Manchmal reicht das schon. Wenn nicht, hole deine Führungskraft ins Boot und schaffe gemeinsam verbindliche Regeln.

Grenzen zu ziehen ist kein Ego-Trip. Es ist Selbstschutz – und (Selbst-) Führungsverantwortung. Es ist auch ein Schutz für das Teamgefüge. Denn je klarer die Zuständigkeiten sind, desto reibungsloser läuft die Zusammenarbeit. Niemand muss sich verstecken oder verteidigen, denn alle wissen, woran sie sind.

Wenn du lernen möchtest, wie du souverän und klar Nein sagen kannst, findest du hier fünf wertvolle Tipps: Nein sagen lernen: 5 wertvolle Tipps und wieso jedes Nein ein Ja zu dir selbst ist.

Strategie 3: Augenhöhe statt Rache

So verlockend es auch klingen mag: Vergeltung ist KEINE Strategie.

„Wenn er meine Aufgaben macht, mache ich jetzt auch mal seine. Dann sieht er, wie das ist.“

Nein, bitte nicht! Bleib professionell. Bleib auf Augenhöhe. Bleib Leader.

Augenhöhe bedeutet kein passiv-aggressives Verhalten und keine Spielchen. Wertschätzende Kommunikation und Klarheit in der Haltung sind gefragt. Wer sich auf dieses Niveau begibt, bewahrt Respekt – vor sich selbst und dem Gegenüber.

Das ist nicht immer einfach. Es verlangt Reflexion und emotionale Stabilität. Wer jedoch souverän bleibt, ist langfristig erfolgreicher. Gerade als Führungskraft bist du ein Vorbild, auch im Umgang mit schwierigen Persönlichkeiten.

Du möchtest erfahren, wie du souverän mit Konflikten im Team umgehst? Dann schau dir diesen Artikel an: Konflikte lösen leicht gemacht – sechs Mythen über Konflikte entlarvt.

Wann solltest du als Führungskraft einschreiten?

Immer dann, wenn du merkst, dass die Balance im Team kippt.

Vielleicht ist es nur ein Gefühl. Vielleicht hast du auch konkrete Hinweise. Vielleicht kommen auch Beschwerden aus dem Team. Dann gilt: Hinhören! Nicht abwarten. Handeln.

Denn übereifrige Kollegen oder Kolleginnen meinen es meist gut. Aber gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Kläre Rollen, schaffe Transparenz und gib Raum für ehrliches Feedback im Team.

Wichtig ist auch, ein Klima zu fördern, in dem Leistung gesehen wird – und nicht nur Lautstärke oder Dauerpräsenz. Denn oft versuchen übereifrige oder überengagierte Mitarbeitende, durch Aktionismus Anerkennung zu bekommen. Hier ist Führung mit Weitblick und Fingerspitzengefühl gefragt.

Übereifrige Kollegen - 3 Strategien, Stefanie Voss, Leadership, Business Coach - Nein-Sagen

Fazit: Klare Kommunikation schlägt blinden Aktionismus

Übereifrige Kollegen oder Kolleginnen sind kein Weltuntergang. Es gibt in der Zusammenarbeit eine Reihe von Herausforderungen, die komplexer sind. Aber das Verhalten der allzu eifrigen Menschen kann ein relevanter Störfaktor werden, wenn man sie gewähren lässt.

Die gute Nachricht: Mit Klarheit, Kommunikation und Konsequenz lassen sich viele Probleme lösen. Wichtig ist, dass du weder in Passivität noch in Widerstand verfällst. Werde aktiv, ziehe Grenzen und nimm deine Rolle als Leader ein.

Du kannst lernen, dich besser abzugrenzen. Du kannst auch lernen, Feedback zu geben, ohne anzugreifen. Nutze diese Chancen – für dich selbst und dein Team.

Stefanie Voss mit Stift

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