… zusammengestellt von der Weltumseglerin und Leadership-Expertin Stefanie Voss!
Das Wichtigste vorneweg: Selbstbewusst auftreten hat NICHTS mit Talent oder Glück zu tun. Es ist erlernbar. Für jede und jeden.
Wenn du weißt, wie ein selbstbewusster Eindruck entsteht, dann kannst du dein Verhalten gezielt so steuern, dass es bei anderen souverän ankommt. Egal, ob du wirklich gerade vor innerer Stärke nur so strotzt, oder ob du eigentlich gerade eher verunsichert bist.
Es gibt keine (gute) Entschuldigung für einen unsouveränen Auftritt!
Inhaltsverzeichnis
Warum ist selbstbewusst auftreten wichtig?
Immer, wenn wir Menschen erstmalig begegnen, dann legen wir uns ziemlich schnell fest. Nett oder nicht so nett? Souverän? Schlau? Interessant? Oder eher jemand, der mir nicht wirklich liegt?
Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, was diese Menschen sagen, sondern viel mehr darauf, was sie tun. Welche kleinen und großen Gesten nehmen wir wahr? Wie ist die Haltung, die Stimme, der Blick? Wir beobachten einander genau – und anhand dieser Beobachtung entsteht unsere Meinung.
Und wenn eine Meinung erst mal da ist … dann kann es SEHR schwer werden, diese zu revidieren. Das kann ein Vorteil für dich sein, oder ein Nachteil.
In fast jeder Situation ist es vorteilhaft, wenn andere Menschen, die dich neu kennenlernen, eine gute Meinung von dir haben. Wenn sie dich also schon im allerersten Moment des Kennenlernens als selbstbewusst erleben.
So entsteht ein selbstbewusster erster Eindruck
Was macht einen guten Eindruck, was macht einen nicht so guten Eindruck? Natürlich ist die Wahrnehmung in Nuancen durchaus unterschiedlich von Mensch zu Mensch. Jede und jeder von uns hat ein paar ganz eigene Vorlieben und Abneigungen.
Es gibt jedoch eine Reihe von universell geltenden „Leitplanken“, an denen du dich orientieren kannst.
Wenn du weißt, was als selbstbewusst angesehen wird, dann kannst du dein Verhalten danach ausrichten.
Verhalten prägt – Dich und andere Menschen. Deswegen ist es wichtig, das eigene Verhalten immer wieder aus der Meta-Perspektive zu betrachten und sich selbst zu fragen: „Wirke ich mit meinem Verhalten so, wie ich wirken will? Zahlt mein Verhalten im positiven Sinne ein auf mein „gewünschtes Image“? Oder ist eher das Gegenteil der Fall?
Dein Verhalten ist nichts, was einfach passiert. Du kannst das steuern!
Erst wenn Du die enorme Wichtigkeit Deines Verhaltens verstehst, hast Du einen SEHR wichtigen Hebel für Deine eigene Außenwirkung wirklich in der Hand.
Meine 10 Tipps für dein selbstbewusstes Auftreten, die du sofort umsetzen kannst
Als Karrierecoach erlebe ich regelmäßig Männer und Frauen in allen Phasen ihrer Karriere, die mit ihrem eigenen Selbstbewusstsein hadern.
Wichtig: Für meine 10 Tipps brauchst du kein umfassendes Coaching oder Training, keine monatelange und teure Ausbildung oder Ähnliches. Es geht weder um Intelligenz, noch um Charisma. Es geht schlicht um Umsetzungsstärke.
Macht hat, wer macht. Also los!
Wenn du meine Tipps konsequent befolgst, kannst du in jeder Situation an deiner Wirkung nach außen etwas verändern und idealerweise verbessern.
Dabei geht es nicht um ein „fake it“. Es geht nicht ums Schauspielern oder sich verstellen. Wenn du dein Verhalten konsequent steuerst und bewusst veränderst, wirst du damit auch deine eigene Haltung verändern. Denn „Haltung“ entsteht durch „Verhalten“.
Tipp Nr. 1: Die gerade Körperhaltung
Ein krummer Rücken ist nicht souverän. Nicht im Stehen und nicht im Sitzen. Ein Hohlkreuz ist übertrieben und daher auch nicht gut.
Der aufrechte, gerade Stand (Füße schulterbreit und Beine nicht ganz durchgestreckt) ist das, was wir Menschen allgemein als klar und selbstbewusst empfinden.
Hier ist noch eine Übung dazu, die ich IMMER mache, bevor ich auf eine Bühne gehe, um einen Vortrag zu halten:
Stelle dich mit dem Rücken an eine Wand, so dass deine Fersen die Wand berühren, aber auch dein Po und deine Schulterblätter und dein Hinterkopf. Spüre mal in diese Haltung hinein … DAS ist eine aufrecht!
Falls gerade keine Wand zur Verfügung steht: Stell dir vor, an deinem Brustbein ist ein Faden befestigt, der schräg nach oben von dir wegzieht – und dich so aufrichtet.
In JEDER Situation, in der es auf deine Wirkung ankommt, solltest du so stehen oder sitzen.
Tipp Nr. 2: Der klare Blick
Schau Menschen in die Augen, zumindest mal dann, wenn du sie begrüßt, sie kennenlernst und ihnen zum Beispiel die Hand gibst. Wenn dir das sehr unangenehm ist, kannst du auch den Punkt auf der Stirn zwischen den Augenbrauen in den Blick nehmen.
Aber ACHTUNG: Je näher du kommst, desto auffälliger könnte das werden. Über einen Tisch hinweg ist das aber immer eine gute Idee, wenn der direkte Blick in die Augen dich eher nervös macht.
Und noch was – für alle Brillenträger GANZ wichtig:
Eine nicht ordentlich geputzte, manchmal geradezu verschmierte Brille ist ein echter Hingucker – im negativen Sinne.
Wenn Menschen sich in die Augen schauen, kommt die Brille eines Menschen immer mit ins Spiel. Schlieren, Dreck oder Fettfinger strahlen eine gewisse Ungepflegtheit aus. Und das ist alles, aber nicht selbstbewusst.
Tipp Nr. 3: Achte darauf, was du isst und trinkst
Du hättest dein Mineralwasser gerne mit Zitrone, aber ohne Eiswürfel? Den Tee oder Kaffee im Meeting magst du nur mit 3 Stücken Zucker, echt jetzt? Und wie oft greifst du zu, wenn eine Keksdose auf dem Besprechungstisch steht?
Diese kleinen Verhaltensweisen werden beobachtet und zahlen auf deine Außenwirkung ein – positiv oder negativ. Eine klare und unkomplizierte Wahl deiner Getränke bedeutet eine klare und unkomplizierte Wirkung deiner Person.
Gerade in Vorstellungsgesprächen ist es wichtig, einfach und unkompliziert zu wirken. Wenn dir etwas angeboten wird, ist der Satz: „Ich nehme gerne ein Wasser“ eine super Antwort. Du musst nicht nichts nehmen, aber bitte auch nicht den „Espresso Macchiato mit 2 mal Süßstoff“ bestellen.
Bist du im Restaurant kompliziert („das aber bitte ohne Soße und die Zucchini nicht zu weich und auf einen Extrateller“), oder kannst du schnell ein Gericht wählen und bist genügsam?
Wenn wir Menschen gemeinsam essen, zeigt sich oft sehr deutlich, ob andere uns in ihrer Art generell sympathisch sind oder eher nicht.
Beim gemeinsamen Essen lernen wir viel über unsere Mitmenschen!
Tipp Nr. 4: Sei überraschend nett, ohne zu schleimen
Freundlichkeit ist souverän – fast immer. Na klar kann das auch als Schleimerei gewertet werden, aber bis du da ankommst, ist viel Platz für ein wertschätzendes, offenes Auftreten.
Hier ein schönes Beispiele: In einem In-House-Workshop in einem Unternehmen bringt eine Teilnehmerin „einfach so“ aus der Mittagspause eine größere Packung sehr leckere Kekse mit, die sie während des Spaziergangs nach dem Essen gekauft hat. Sie stellt die Kekse mit der unaufdringlichen, kurzen Bemerkung „Die sind für uns alle!“ auf einem Teller neben den Getränken bereit. Es ist eine kleine Geste, die sie vielleicht 5 EUR gekostet hat, und die wirklich gut ankommt. Sie wird auf jeden Fall mir immer in Erinnerung bleiben.
Wo kannst du Freundlichkeit zeigen, ohne zu übertreiben? Die Gelegenheiten sind vielfältig: Jemandem etwas zum Auto tragen, am Eingang warten und die Tür aufhalten, in der Kantine das Tablett anreichen, die Jacke für jemanden aufhängen oder das Laptop-Kabel ausleihen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Freundlichkeit auszustrahlen!
Und nein, das heißt NICHT, dass man alles für alle tun sollte. Das hat nichts mit selbstbewusstem Auftreten zu tun, sondern dann läuft man geradewegs in die „fleißiges-Bienchen-Falle“.
Tipp Nr. 5: Selbstbewusstes Sprechen ist ruhig und deutlich
Hier gibt es einen (unfairen!) Vorteil für die Männer, denn generell haben dunklere Stimmen eine selbstbewusstere Ausstrahlung als hellere Stimmen.
Es gilt also gerade für Frauen: Eher in den tieferen als in den höheren Tönen sprechen.
Für alle gilt: Nicht zu schnell werden, aber natürlich auch nicht in pastoraler Langsamkeit. Nicht zu laut, aber bitte auch nicht zu leise.
Mit guter Artikulation zu sprechen bedeutet, dass Menschen verstehen, was gesagt wird, und zwar beim ersten Mal. Die Artikulation lässt sich wunderbar trainieren, am einfachsten sind dazu die berühmt-berüchtigten Zungenbrecher. Wir nutzen auch im Mund verschiedene Muskeln, und diese Muskeln lassen sich genauso stärken wie Bizeps und Trizeps.
Das wichtigste Wort, welches wir UNBEDINGT alle perfekt artikuliert und sofort verständlich aussprechen können sollten ist: unser NAME! Denn es ist für dein gegenüber immer unangenehm, bei deinem Namen nachfragen zu müssen.
Tipp Nr. 6: Schreib dir Dinge auf
Jemand gibt dir einen Restaurant-Tipp, erzählt dir von einem besonderen Buch oder erklärt dir, was du genau tun musst, um auf deinem Laptop eine bestimmte Einstellung zu verändern? Ganz wichtig: Schreibe es dir auf.
Digital oder auf Papier – aber notiere es dir unbedingt. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens, um es wirklich zu behalten, und zweitens, um klar zu signalisieren, dass dir diese Information, die du gerade geschenkt bekommst, wirklich wichtig ist.
Das ist gelebte Wertschätzung! Denn selbstbewusste Menschen sind offen für Neues, definitiv keine Besserwisser und erst recht nicht arrogant!
Ich habe immer einen Stift und Papier in der Handtasche – und benutze sie regelmäßig.
Tipp Nr. 7: Zeig her deine Hände
Für alle Menschen, die NICHT handwerklich mit ihren Händen arbeiten, gilt dieser Tipp: Gepflegte Hände gehören unbedingt zu einem selbstbewussten Auftreten dazu.
Saubere und gefeilte Nägel und angemessen saubere Hände sind in praktisch jeder Situation ein Gewinn für dein selbstbewusstes Auftreten. Deswegen musst du als Frau keine lackierten Kunstwerke an den Fingerspitzen tragen, und als Mann musst du nicht dreimal täglich zur Handcreme greifen.
Eine regelmäßige, gute Pflege der Hände und Nägel reicht völlig aus – und regelmäßiges Händewaschen ebenso.
Hört sich banal an, aber ist sooo wichtig! Denn ungepflegte Hände hinterlassen fast immer einen sehr nachhaltig wirkenden, schlechten Eindruck.
Tipp Nr. 8: Sei pünktlich
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, oder?
Naja, eben nur eigentlich, denn viele Menschen sind einfach partout NICHT pünktlich.
Auch 3 Minuten zu spät ist ZU SPÄT.
10 oder 15 Minuten sowieso.
Ich schaffe es auch nicht immer, genau zum verabredeten Termin irgendwo aufzutauchen, aber ich schaffe es ausnahmslos IMMER, kurz vorher anzurufen und Bescheid zu geben, dass ich mich verspäte. Es ist eine Kleinigkeit – mit SEHR großer Wirkung.
Um das mit der Pünktlichkeit umzusetzen, bin ich bei wichtigen Terminen IMMER zu früh da, und warte dann im Auto oder anderswo bis zum angemessenen Zeitpunkt, damit ich die Menschen, mit denen ich verabredet bin, nicht zu früh überrumpele.
Tipp Nr. 9: Der Hintergrund steht im Vordergrund
Durch die vermehrten Videokonferenzen und Teams Calls bekommen wir viel Einblick in die Arbeits- und Wohnzimmer anderer Menschen. Was hängt da an der Wand?
Ein altes, vergilbtes Brad Pitt Poster, weil das ehemalige Kinderzimmer jetzt als Büro sient? Das unaufgeräumte Bücherregal, welches du schon seit 3 Jahren „eigentlich“ mal ausmisten willst?
Oder ein edel gerahmter Kunstdruck? Oder eine kleine und feine Postkarte mit einem klugen Spruch?
Egal, was im Hintergrund zu sehen ist, es sagt auf jeden Fall etwas über dich aus. Überlege, ob das, was da hängt, die Botschaften sendet, die du über dich senden willst. Und wenn das nicht der Fall ist, dann ändere deine Umgebung.
Persönlich bin ich übrigens kein Fan der virtuellen Hintergründe, die die verschiedenen Plattformen anbieten, weil sie auf mich immer den Eindruck machen, jemand wolle etwas verbergen. Zudem sehen sie mit meiner (nicht besonders glatten) Frisur einfach nicht gut aus.
In meinem Fall habe ich das Problem mit einem 39-EUR-IKEA-Rollo in Grau gelöst, was ich jederzeit an meinem Arbeitsplatz als Hintergrund herunterziehen kann, damit die hässliche Rauhfasertapete in der Dachschräge verdeckt wird.
Tipp Nr. 10: Lächeln ist einfach (und) wirksam
Freundlichkeit schafft Verbindung. Freundlichkeit erzeugt Offenheit. Menschen wirken souveräner und sicherer, wenn sie der Welt lächelnd entgegentreten. Zumindest in den allermeisten Situationen ist das so.
Nein, ich meine kein breites, freches Grinsen, sondern ein freundliches Lächeln.
Kein demütiges, unterwürfiges Lächeln, sondern ein Strahlen à la Pipi Langstrumpf. Gerade jetzt, nach den Pandemie-Zeiten mit so vielen Masken, ist eine aus den Augen springende, lebensbejahende Freundlichkeit eine echte Erleichterung für die menschliche Verbundenheit.
Wer mit positiv-optimistischer Haltung durchs Leben geht, wirkt sofort souveräner und klarer.
Sollte dir das mit dem Lächeln SEHR schwer fallen, dann achte zumindest darauf, dass dein „normaler Gesichtsausdruck“ nicht allzu unfreundlich daherkommt.
Gerade wenn Menschen fokussiert nachdenken, machen sie manchmal ein sehr ernstes, skeptisch-pessimistisch wirkendes Gesicht. Das ist praktisch nie eine gute Idee.
FAZIT: Selbstbewusst auftreten ist kein Hexenwerk!
Egal, ob du anderen Menschen einfach so im Alltag begegnest, oder ob du dich gerade um einen Ausbildungsplatz bewirbst. Egal, ob du eine Wohnung suchst oder bei der Stadtverwaltung ein Anliegen klären möchtest. Egal, ob du Mitarbeiter führst, ob du mit Kunden in Kontakt bist oder ob du deine eigenen Kinder erziehst. Ein Grundsatz gilt immer:
Wir hören, was andere Menschen sagen. Aber noch viel mehr beeinflusst uns, was sie tun.
Der Mensch ist ein soziales Wesen, und in dieser Eigenschaft sind wir permanent dabei, uns gegenseitig Signale zu senden und zu empfangen.
Achte auf deine Signale.
Überlege dir genau, wie du wahrgenommen werden willst – und dann handle entsprechend. Dabei ist das, was du sagst, sicherlich nicht völlig unwichtig. Aber viel wichtiger ist dein Verhalten. Deine Gewohnheiten, dein Habitus, das, was du bewusst und besonders unbewusst andauernd machst, wenn du in der Gegenwart anderer Menschen bist.
Du hast es in der Hand, wie selbstbewusst du wahrgenommen wirst – viel mehr, als du vielleicht bisher dachtest. Davon bin ich überzeugt.
Sich dieser eigenen Verantwortung zu stellen und sie bewusst einzusetzen, das ist für mich eine Haltung, die ich LEADER on my SHIP nenne.