STEUERST DU DEIN LEBEN?
Oder lässt Du andere steuern?

Podcast mit Jolanthe Maria Bendik: Leadership on your ship

Stefanie Voss zu Gast bei Jolanthe Maria Bendik

Wagemut beginnt mit einer Entscheidung – und verändert dein Leben.

Gedanken, Wandel, Weltumsegelung – über Wendepunkte, Mut und Selbstführung

Ich habe mit Jolanthe Maria Bendig über die großen Wendepunkte in meinem Leben gesprochen: Von der Managementkarriere bei Bayer zur Weltumsegelung, vom Fastverlust bei der Geburt meines Sohnes bis zur Entscheidung, in die Selbstständigkeit zu gehen. Es geht um emotionale Umbrüche, persönliche Klarheit und die Kraft, das eigene Leben bewusst zu gestalten – auch (und gerade) wenn nichts mehr sicher scheint. Wir sprechen über Tagebücher, Piraten, Coachingfragen – und warum du dir selbst das größte Geschenk machst, wenn du dich traust, anders zu sein.

Das erwartet dich im Interview:

➔ Warum echte Veränderungen oft erst nach emotionalen Erschütterungen entstehen
➔ Wie du über Selbstreflexion Zugang zu deiner inneren Führung findest
➔ Warum es mutig – und wertvoll – ist, gegen den Strom zu leben

Hier geht es direkt zum Interview:

Links zu Jolanthe Maria Bendik und dem Podcast „Gedanken Achten Leben“:

Spotify
Website
LinkedIn
Instagram
YouTube
Facebook

Transkript

Jolanthe Maria Bendig [00:00:00]:
Hallo und schön, dass du da bist beim Podcast Gedanken achten Leben. Mein Name ist Jolanthe Maria Bendig und ich freue mich sehr heute meinen nächsten Gast begrüßen zu dürfen. Stefanie Voss. Stefanie ist Keynote Speakerin, Sie ist Coach und sie hat die Welt umsegelt. Und darüber berichtet sie heute. Ich wünsche dir viel Spaß bei dieser Podcast-Folge.

Herzlich willkommen, Stefanie Voss. Du bist Gast in meinem Podcast Gedanken achten Leben. Ich freue mich sehr, dass du da bist. Danke, dass du der Einleitung gefolgt bist.

Stefanie Voss [00:00:39]:
Ja, ich freue mich, dass ich hier sein darf. Ich bin gerne Podcast-Gast Und finde auch deinen Titel sehr schön und hoffe, dass wir dazu ein, ja, interessantes Gespräch auf die Beine stellen.

Jolanthe Maria Bendig [00:00:52]:
Das kann ich dir versprechen. Sehr schön. Auf jeden Fall. Ja, Stefanie Voss, die Menschen, die dich nicht kennen, die meinen Podcast vielleicht hören, aber gar nicht wissen, wer ist denn Stefanie Voss? Erzähle ich vielleicht ein bisschen was über dich. Das ganz große Thema, was ich mit dir verbinde, ist Piraterie. Für mich bist du die Piratin, die Frau mit dem Piratenherz, mit der Piratenseele. Das hat ja auch seine Begründung gefunden, als du auf einem Schiff unterwegs warst, über einen längeren Zeitraum. Aber vorher hast du angefangen, glaube ich, du hast die Welt bereist, als du 16 warst, da bist du als Austauschschülerin nach Amerika gegangen.

Und das war so dein, genau, das war so dein erster Punkt, wo du einfach mal aus Deutschland raus, aus dem Rheinland raus und einfach mal in die große, weite Welt gegangen bist.

Stefanie Voss [00:01:43]:
Ja, genau. Also ich hatte schon ziemlich viele Weltentdecker-Gene sozusagen in der Familie. Bei uns war es üblich, auch mal ins Ausland zu gehen. Mein Vater hat das schon gemacht, meine großen Geschwister haben das gemacht. Ich hab auch den klassischen Weg als Exchange-Student gesucht, damals in der 11. Klasse im Gymnasium. Es war aber noch eine Zeit, wo das noch ziemlich unüblich war. Also an meiner Schule war ich in meinem Jahrgang die Einzige, die das gemacht hat und ja, hab letztendlich mein Leben lang von dieser Entscheidung profitiert.

Ich habe gerade vor 3 Tagen noch mit meiner Gastfamilie in den USA telefoniert. Wir waren jetzt in Zeiten des US-Wahlkampfs sehr eng miteinander verbunden und haben gemeinschaftlich gefiebert. Und ja, die Kontakte nach den USA bestehen bis heute.

Jolanthe Maria Bendig [00:02:28]:
Ach, das ist ja großartig. Nach so vielen Jahren auch noch. Toll. Ja, das ist, wenn man da ein bisschen verwurzelt ist, dann hält man das auch, wenn das Herz dafür schlägt. Sehr schön. Mit 23 Jahren hast du bei einem großen Konzern gearbeitet, ich glaube, da müssen wir auch kein Geheimnis draus machen.

Stefanie Voss [00:02:44]:
Ne, müssen wir nicht.

Jolanthe Maria Bendig [00:02:44]:
Leverkusen, Bayer. Genau. Du bist mit 23 Jahren nach Argentinien geschickt worden.

Stefanie Voss [00:02:50]:
Richtig. Also ich habe eine klassische Managementausbildung gemacht bei Bayer. Das war eine Ausbildung für Abiturienten, die sich so sehr stark an einem BWL-Studium orientierte, aber es war eben eine firmeninterne Ausbildung. Und die Idee dieser Ausbildung war immer, dass die jungen Menschen, die da durchlaufen, zum einen fremdsprachlich auch weitergebildet werden und dass sie relativ schnell ins Ausland geschickt werden und sozusagen die klassische internationale Management-Karriere absolvieren. So war das bei mir auch. Mit dem Unterschied, ich habe fremdsprachlich mich auf Englisch und Französisch fokussiert und wurde dann in ein spanischsprachiges Land geschickt.

Jolanthe Maria Bendig [00:03:28]:
Herzlichen Glückwunsch.

Stefanie Voss [00:03:29]:
Ja, genau. Aber Sprachen kann man lernen. In 3 Monaten hab ich mich fit gemacht mit 5 Tagen Einzelunterricht pro Woche.

Jolanthe Maria Bendig [00:03:38]:
Bevor du dahin gefahren bist.

Stefanie Voss [00:03:39]:
Genau, und das Besondere war, dass ich tatsächlich im Bayer-Konzern die erste Frau war, die man als Expat nach Lateinamerika geschickt hat. Wow. Ging eben in den 90er Jahren, ja, nach Belgien, nach Frankreich, nach England, auch nach USA, aber nicht nach Lateinamerika. Und das war tatsächlich eine Besonderheit. Ja, und als ich in Argentinien angekommen bin, schnell verstanden, warum das noch eher unüblich ist, dort junge Frauen hinzuschicken. Das war schon eine sehr spezielle Erfahrung, was Arbeitskultur, ja und auch Gendering angeht.

Jolanthe Maria Bendig [00:04:17]:
Absolut, das glaube ich, ja. Dann hast du es verstanden. Und was meinst du, jetzt frage ich mal direkt an, warum warst du diejenige, die dahin geschickt worden ist? Also was hat dich dazu befähigt, dahin zu gehen?

Stefanie Voss [00:04:28]:
Also ich würde jetzt so gerne sagen, es waren meine unglaublichen Fähigkeiten. Ganz ehrlich gesprochen war es in dem Fall, glaube ich, tatsächlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es wurde jemand gesucht, mein … oder der Chef in Argentinien, für den ich dann später gearbeitet habe, der hat sich mit einem Kollegen in Deutschland unterhalten und hat gesagt, Mensch, ich brauche jemanden, kennst du jemanden? Und zufällig hatte ich wenige Tage vorher mit dieser Person in Deutschland Kontakt gehabt. Ich war neu in dem Bereich, ich habe mich vorgestellt. Ich war immer schon umtriebig und das hat sicherlich dazu beigetragen, dass da mein Name gefallen ist. Und dann waren glaube ich beide, 2 Herren, so ein bisschen haben so gestutzt, naja, eine junge Frau nach Argentinien, geht das? Und mein Chef in Argentinien war allerdings nicht Argentinier, sondern Holländer und Der hat direkt gesagt, ach ja, warum eigentlich nicht, das kriegen wir hin.

Stell mir die mal vor, ich will die mal kennenlernen, vielleicht ist die ja was. Ganz ehrlich, und das ist jetzt ein bisschen peinlich, aber so war es. Ich wurde dann gefragt, ja, Frau Voss, wie sieht es aus, können Sie sich mit Herrn XY treffen? Es geht eine Stelle in Buenos Aires. Und ich musste erst mal kurz auf dem Atlas gucken. Buenos Aires am Atlantik oder am Pazifik. Peinlich, peinlich.

Jolanthe Maria Bendig [00:05:42]:
Keine Schlimme, hört auch keiner zu.

Stefanie Voss [00:05:44]:
Naja, Aber ich hatte eben mit Lateinamerika bis dahin auch wirklich keinen Kontakt gehabt. Und hab dann geguckt und gedacht, ah ja, nee, super. Und am Rio de la Plata, und das ist ja Wasser vor der Haustür große Stadt, mal kurz irgendwie so ein bisschen gegoogelt, wobei das damals noch nicht so ergiebig war wie heute. Das stimmt. Und dann hab ich direkt, ja nee, Argentinien, warum eigentlich nicht? Und dann habe ich, also auch vielleicht naiv, aber irgendwie auch gut, ich habe in 20 Minuten Gespräch gehabt, Interview gehabt und habe direkt gesagt, ja, ja, nee, mache ich. Wobei natürlich eben, also diese Karriere oder die Idee, ins Ausland zu gehen, war auch schon aufgrund meiner Ausbildung vorgezeichnet. Also es war immer eine Idee und ich hatte natürlich immer, ja, damit gerechnet, naja, vielleicht USA oder eben England oder auch gerne Frankreich. Ich hatte schon in Paris auch mal ein Praktikum gemacht.

Ja und als es dann Argentinien wurde, habe ich mir dann so gedacht, ach warum eigentlich nicht Argentinien? Gehst du halt mal nach Argentinien.

Jolanthe Maria Bendig [00:06:39]:
Ja, großartig. Schön, du hast dich getraut. Du warst da schon sehr mutig, wagemutig. Dazu kommen wir gleich dann auch. Aber großartig. Und ja, dann bist du zurückgekommen. Wie lange warst du dort in Argentinien?

Stefanie Voss [00:06:52]:
Ich war 2 Jahre dort und habe dann im Anschluss an die Zeit in Argentinien meine Weltreise gemacht. Der Hintergrund ist auch schnell erzählt. Normalerweise geht man in so 1, in so einem klassischen Konzernkarrierenverlauf für, ja, 3 bis 5 Jahre ins Ausland.

Nach 2 Jahren war es so, dass ich war in der Regionalvertretung für Lateinamerika Und diese Regionalvertretung wurde komplett verlegt von Buenos Aires nach Sao Paulo. Und ich wollte nicht nach Brasilien. Ich habe nichts gegen Brasilianer, im Gegenteil, ich finde Brasilien hat ganz wunderbare, tolle Ecken und ich habe auch, war schon häufiger dort. Aber Sao Paulo fand ich extrem unattraktiv, vor allem auch damals wegen der Sicherheitslage. Dazu muss man wissen, ich war in Buenos Aires vor der Wirtschaftskrise in Argentinien. Ich habe dort ein sehr entspanntes und ja quasi europäisches Leben geführt. Und ich wollte aber auch noch nicht zurück. Nach 2 Jahren habe ich so gedacht, nee, jetzt schon wieder nach Deutschland, das ist irgendwie auch noch nicht die Option und war ich auch noch frisch getrennt.

Ach, und dann habe ich irgendwie nach 1 Alternative gesucht und bin eben umtriebig und auch durchaus mutig in meinen Entscheidungen. Und dann habe ich erfahren, dass eine Gruppe von Schiffen die Welt segelt, dass die in Argentinien vorbeikommen. Ja, und habe dann kurzerhand entschieden, jetzt wäre doch mal genau der richtige Zeitpunkt in meinem Leben, die Welt zu segeln. Und dann habe ich mich erkundigt und habe tatsächlich es hinbekommen, eben mich dieser Gruppe von Schiffen anzuschließen und habe dort Hand gegen Koje, so nennt man das, habe dort angeheuert und bin eine Zeit lang auf einem amerikanischen Schiff und dann aber die meiste Zeit auf einem deutschen Schiff, allerdings mit internationaler Besatzung, mitgesegelt. Ja, und dann wurden eben aus 2 Jahren Argentinien plus ein Jahr Weltumseglung wurden dann 3 Jahre Ausland und nach etwas mehr als 3 Jahren war ich dann wieder zurück in Deutschland.

Jolanthe Maria Bendig [00:08:43]:
Unglaublich, was für eine Geschichte, aber jetzt nochmal kurz. Ich heuere mal eben auf einem Schiff an. Ja, das, wie macht man das? Also da fährt mal so ein Schiff vorbei und das macht eine Weltumsegelung. Da gehe ich doch nicht einfach hin und sage, hallo, ich möchte mal mitfahren. Ich möchte mit bei euch den Boden schrubben, ich mache bei euch die Kartoffeln und dann Gucke ich mir die mit euch die Welt an, also wie funktioniert das?

Stefanie Voss [00:09:03]:
Ja, das, also das hört sich jetzt irgendwie total skurril an, aber ein bisschen so ist es tatsächlich. Also es gibt einfach sehr viele Schiffe, die gerade für lange Strecken Mannschaft suchen, also Crew suchen. Natürlich mehr die Segelschiffe als die motorisierten Schiffe, weil du einfach auf einem Segelschiff mehr Leute brauchst, ein Schiff gut zu manövrieren und sicher zu segeln. Und es war eben so, dass diese Gruppe von Schiffen gemeinschaftlich von Hafen zu Hafen segelten und auch immer ein paar Tage irgendwo blieben. Und das habe ich in Erfahrung gebracht, indem ich mich an die Organisation gewendet habe, die diese, ja, wenn du so willst, Gruppensegelreise der besonderen Art organisiert hat. Und die sagten mir direkt, beziehungsweise wir hatten E-Mail-Kontakt, die schrieben dann und sagten, es gibt immer Schiffe, die Mannschaft brauchen, weil natürlich auch mal Leute krank werden, weil mal jemand irgendwie keine Lust hat, im Südatlantik in kälteren Temperaturen zu segeln und so weiter. Letztendlich, wenn du in den Hafen kommst, wenn du dich vorstellst, wenn du Sprachen sprichst, wenn du segeln kannst, wenn du dir für nix zu schade bist, kriegst du immer einen Platz. Und das ist tatsächlich auch heute im Grunde genommen noch so.

Wenn du in Segelhäfen gehst, wenn du Leute anquatscht, wenn du sagst, hier, ich, zu dem Zeitpunkt damals, ich meine, ich sprach Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, alles auf einem ziemlich guten Niveau. Bin mir tatsächlich für nix zu schade. Ja, ich schäle Kartoffeln, ich putze Klos und ich lackiere auch Schiffe. Ja, dann hast du tatsächlich eine sehr gute Chance, mitgenommen zu werden. Und die Konditionen sind meistens so Hand gegen Koje, also man arbeitet mit und dafür wird man mitgenommen und dann hat man meistens auch noch einen Beitrag zu zahlen für Lebensmittel und Kraftstoff.

Und das ist aber, wenn du es mit allen anderen Reiseformen vergleichst, einfach sehr günstig. Absolut. Ja und es ist natürlich eine sehr besondere Art des Reisens. Das habe ich ja dann auch relativ schnell gemerkt auf meiner Reise.

Jolanthe Maria Bendig [00:10:52]:
Ja, unglaublich. Ja, dazu wirst du bestimmt gleich noch mal ein bisschen mehr erzählen. Dann warst du dann wieder zurück in Deutschland. Du warst bei diesem großen Konzern. Die haben dich jetzt einfach für ein Jahr freigestellt oder wie lief das denn?

Stefanie Voss [00:11:04]:
Ja, also es gab natürlich zu der Zeit, ich bin von 1999 bis 2000 unterwegs gewesen, es gab keinerlei Sabbatical-Regeln. Selbst das Wort war noch ziemlich, ja, unbekannt. Und ich habe nachgefragt und habe gesagt, wie ist das? Ich würde gerne ein Jahr lang segeln, nehmt ihr mich zurück? Und auch da, ja, ich hatte, glaube ich, Glück, beziehungsweise ich hatte die richtigen Leute im Netzwerk. Ich habe ein bisschen, glaube ich, so die Kindheitsträume meiner Vorgesetzten erfüllt. Das ist cool. Ich glaube, wenn ich jetzt gesagt hätte, ich mache ein Jahr irgendwie Rucksacktour, dann hätte Bayer vielleicht gesagt, na ja, okay, also dann melden Sie sich mal, wenn sie zurück sind. Aber ich kam halt mit dieser Segelidee. Ich hatte mir natürlich auch so ein bisschen überlegt, wie verkaufe ich das bei Bayer? Ja, und das hat funktioniert.

Und als ich den ersten Kollegen davon berichtete, waren die Reaktionen, waren sehr unterschiedlich. Es gab so die eine Fraktion, die gesagt hat, wie cool ist das denn? Dazu gehörte Gott sei Dank auch mein Chef und auch jemand in Deutschland, der an wichtiger Position war und das entschieden hat, dass ich zurückkommen darf. Ja, und dann gab es natürlich die Fraktion der Leute, die gesagt haben, Was? Du hast sie nicht mehr alle. Du stellst deine Karriere aufs Spiel. Dich wird niemand mehr haben wollen, wenn du nach einem Jahr zurückkommst. Du bist jetzt noch so jung, du musst jetzt durchstarten und so weiter. Also das gab es natürlich auch. Die Gedanken habe ich mir natürlich schon auch gemacht, aber letztendlich hat der Mut überwiegt.

Also ich wollte das und ich habe irgendwie gedacht, ey, das ist so eine crazy Idee, das mache ich jetzt einfach mal und das wird schon irgendwie gut gehen. Und gerade was die Karriere angeht, ja im Nachhinein betrachtet, war das wirklich eine super Karriereentscheidung. Einen hat es mich persönlich sehr, sehr geformt und zum anderen war ich natürlich nach dieser Reise, ich war wirklich bekannt wie ein bunter Hund. Ich war irgendeiner von tausenden von Mitarbeitern gewesen. Ja gut, ich war in Lateinamerika, aber nach der Weltumsegelung kannte Konzern wirklich jeder. Natürlich dann in der Mitarbeiterzeitschrift über mich berichtet und so weiter. Und überall, wo ich danach hinkam, ich bin danach bei Bayer weitergearbeitet, wenn mein Name fiel oder wenn ich in irgendwelchen Besprechungen, sagen Sie mal, sind Sie nicht die mit der Weltumsegelung? Da so, ja, genau, Das bin ich. Ja, also das war am Ende total förderlich für meine Karriere.

Jolanthe Maria Bendig [00:13:37]:
Ja. Hast du das damals schon geahnt, dass es so sein wird?

Stefanie Voss [00:13:42]:
Nee. Also das habe ich am Anfang tatsächlich nicht geahnt, Wobei mich immer schon Menschen fasziniert haben, die unten gerade Wege gehen und die unten Wege machen. Und ich selber auch eine große Faszination habe oder eine große Begeisterung verspüre für Menschen, die eben besondere Dinge tun. Und ich glaube, na ja, ich fühlte mich schon auch Ganz ehrlich, ich fühlte mich schon auch ganz schockiert, dass ich jetzt so was mache. Ha ha ha! Schön. Darf man ja auch mal sagen. Und Und hab schon auch gedacht, ach komm, das werden auch ein paar Leute gut finden. Ich hab an der Reaktion meiner Vorgesetzten gemerkt, dass das schon auch Eindruck macht.

Da habe ich natürlich auch nochmal einen gewissen Frauenbonus gehabt, weil natürlich ist das nochmal was anderes, wenn ja eine 23-jährige Frau oder ein 23-jähriger Mann daherkommt und mit so einem, ja, die Ecke kommt.

Jolanthe Maria Bendig [00:14:35]:
Gab es denn nach dir noch andere, die das gemacht haben?

Stefanie Voss [00:14:38]:
Also Sabbaticals gibt es natürlich jetzt heute ganz viele. Absolut. Dass jemand bei Bayer nochmal nach mir auf eine lange Segelreise gegangen ist, das wüsste ich jetzt nicht. Wobei natürlich fairerweise man sagen muss, ich bin ja jetzt auch schon über 10 Jahre aus dem Konzern raus. Aber in den nächsten Jahren, nachdem ich ja noch bei Bayer war, ist mir das nicht untergekommen. Wobei natürlich schon, Klar, die Reisen oder die Ideen, Auszeiten zu nehmen und damit besondere Dinge zu tun, die ist natürlich heute viel verbreiteter, als das jetzt zu meiner Zeit der Fall war.

Jolanthe Maria Bendig [00:15:10]:
Würdest du denn von dir aus sagen, dass du sozusagen die Vorreiterin warst, das Incident Sabbatical ja auch mal ganz anders zu gestalten und sich auch mal zu trauen, auch für eine Frau was anderes zu machen. Das ist danach eher ein Boom, würde ich sagen, kommt jetzt gerade, ja, aber dass es danach mehr geworden ist.

Stefanie Voss [00:15:29]:
Also ich weiß natürlich nicht genau, wen ich inspiriert habe oder nicht inspiriert habe. Allerdings ist schon klar, dass meine Geschichte ziemliche Kreise gezogen hat. Im Umfeld von Bayer, im Umfeld natürlich von meiner Familie, meinem Freundes- und Bekanntenkreis, auch in Leverkusen. Meine Eltern wohnen immer noch in Leverkusen, auch in Leverkusener Anzeige. In der Zeitung wurde davon berichtet. Sicherlich hat der ein oder andere sich dadurch inspiriert gefühlt. Aber dass ich jetzt irgendwas ganz Großes ausgelöst hätte, das will ich mir nicht zuschreiben. Weil neben mir haben ja auch viele andere Dinge, andere Menschen schon früh besondere Dinge getan.

Und ich glaube natürlich mit jedem Beispiel, also jedes Mal, wenn du davon liest oder hörst, dass jemand so was macht, dann wird es natürlich greifbarer. Und das hilft sicherlich schon. Und ich weiß auf jeden Fall aus meinem direkten Umfeld, dass es die ein oder andere Person gibt, die sich wirklich konkret durch mich dann später hat inspirieren lassen, eben auch mal auszusteigen und was anderes zu machen. Aber dass ich jetzt sozusagen eine Welle in Gang gesetzt hätte, nee, das schreibe ich mir nicht zu.

Jolanthe Maria Bendig [00:16:32]:
Aber du hast andere Menschen inspiriert, die dich vielleicht gar nicht angeschrieben haben, die es vielleicht für sich gemacht haben, aber die von dir gelesen haben, von dir gehört haben und dadurch so ein bisschen so einen Antrieb bekommen haben.

Stefanie Voss [00:16:43]:
Ja, also es gibt ein ganz konkretes Beispiel. Ich mache seit einigen Jahren Frauenkarriereförderprogramme in größeren Konzernen. Und in einem Konzern habe ich dann mal so ein Seminar gehabt, ein dreitägiges Seminar. Ich habe immer spannende Teilnehmerinnen. Und einige Zeit nach einem dieser Seminar durchläufte, kriegte ich eine E-Mail von 1 Teilnehmerin. Und diese E-Mail kam aus Indien und schrieb mir, dass sie durch dieses Seminar, die Inhalte des Seminars, aber auch durch mich als Persönlichkeit inspiriert worden sei, ja, letztendlich ihren Job zu kündigen und sich eine Auszeit zu nehmen und für mehrere Monate ins Ausland zu gehen. Und sie wäre jetzt gerade in 1 Yoga-Ausbildung und es hätte eine Übung gegeben, wo man nochmal quasi seinen Inspirationen gedenken solle. Und Ich sei ihr sofort in den Kopf gekommen, weil ich eine wichtige Inspiration für sie gewesen sei. Deswegen hat sie mir dann diese E-Mail geschrieben. Das sind Momente, du sitzt vorm Rechner und liest das und denkst nur so, oh.

Jolanthe Maria Bendig [00:17:42]:
Das ist so groß, ne?

Stefanie Voss [00:17:43]:
Ja, Gänsehaut. Also, sie ist mittlerweile wieder in Deutschland, wir sind immer noch in Kontakt. Total schön. Also das natürlich, ne, warme Dusche pur.

Jolanthe Maria Bendig [00:17:54]:
Ja, absolut.

Stefanie Voss [00:17:55]:
Dass ich das in anderen Menschen auslöse, ist natürlich sozusagen das Allerschönste, was ich mir jetzt so im Nachgang auch noch wünschen kann.

Jolanthe Maria Bendig [00:18:03]:
Absolut, ja, das ist das Schönste. Ich glaube, darum machen wir auch unseren Job. Denn dann kommen wir auch nämlich zu dem Job, den du jetzt machst. Du sprachst davon, dass du dich selbstständig gemacht hast vor 10 Jahren. Und was machst du aktuell? Und warum hast du dich selbstständig gemacht? Warum bist du aus deinem Großen, das ist ja auch nochmal, das Gleiche, was du gehört hast, man macht ja keine Reise, man setzt seine Karriere nicht aufs Spiel, man geht doch nicht einfach auf ein Schiff. Kind, was tust du da? Du bist jung, du musst durchstarten, du bist doch dynamisch. Und was machst du da? Das macht man doch nicht. Ich glaube, aus einem Konzern wie Bayer auszusteigen.
2009 war das, glaube ich, oder?

Stefanie Voss [00:18:36]:
Genau.

Jolanthe Maria Bendig [00:18:37]:
Ich glaube, zu dem Zeitpunkt auszusteigen, zu dem Zeitpunkt gab es auch noch ein paar andere Krisen hier, wenn ich mich so erinnere. Und dann zu sagen, ich gehe in die Selbstständigkeit, kamen dann nicht die gleichen Stimmen wieder, die sagen, was machst du da? Was macht man doch nicht? Bist du verrückt?

Stefanie Voss [00:18:52]:
Ja, ich hatte einen guten Anstupser. Also auch da würde ich jetzt gerne sagen, ich habe das strategisch geplant und durch So war es nicht. Das Leben hat mitgespielt und ziemlich ja reingegrätscht. Ich habe 2009 mein zweites Kind bekommen, unseren jüngeren Sohn. Und Grundsätzlich hatte ich geplant, bei Bayer zu bleiben. Ich hatte eine super Position. Ich war Abteilungsleiterin in der Unternehmenskommunikation. Ich hatte ein traumhaftes Team.

Wirklich tolle Leute. Wir hatten wirklich auch Spaß. Und ich hab total viel gestaltet. Ich hab’s echt genossen und richtig, richtig gerne gemacht. Es war allerdings so, dass ich eine ganz schwierige Geburt hatte. Ich hatte eine besondere Form der Schwangerschaftsvergiftung. Und letztlich haben wir einfach mit ganz viel Glück und sehr guten Ärzten, haben mein Sohn und ich diese Geburt überlebt. Wow.

Okay. Und es geht uns beiden gut heute, es ist alles wunderbar, aber es war knapp. Das war mir in dem Moment nicht so richtig bewusst. Allerdings war ich nach der Geburt wirklich krank. So kannte ich mich selber auch gar nicht. Die Ärztin, die Gynäkologin, die mich damals behandelt hat, hat mir zum einen gesagt, bitte nehmen Sie sich ein halbes Jahr Zeit, gesundheitlich wieder auf die Beine zu kommen, bevor Sie irgendwas Größeres wieder anpacken. Und das Zweite, was sie mir gesagt hat, beziehungsweise uns, meinem Mann und mir, sie sagte, immer, wenn ich solche Fälle habe, wo es so haarscharf ist, dann möchte ich Ihnen einen Gedanken mitgeben. Schauen Sie sich das letzte Jahr an, die letzten 12 Monate, und überlegen Sie mal, das wären Ihre letzten 12 Monate gewesen.

Würden Sie die eigentlich noch mal genauso wiederholen oder würden Sie Dinge anders tun? Und das war natürlich eine sehr kritische Frage, eigentlich eine Coachingfrage, klassische Coachingfrage.

Jolanthe Maria Bendig [00:20:45]:
Absolut, eine großartige Ärztin kann man da nur sagen, oder?

Stefanie Voss [00:20:47]:
Und mein Mann und ich haben uns tief in die Augen geguckt und haben sehr lange, ja, darüber reflektiert. Und dann war irgendwann klar, also wir arbeiten beide wirklich gerne, aber wir haben jetzt eben auch eine Verantwortung für 2 kleine Kinder. Und die einfach die Menge an Zeit, die wir bei den Arbeit investieren, ist im Vergleich zu dem, was wir in Familie investieren, zu hoch. Und dann war natürlich die Frage, okay, was machen wir jetzt? Er war zu der Zeit auch in 1 leitenden Position und na ja, ich hatte allerdings auch noch wirklich diese körperliche, ja, Erschöpfung in mir drin und brauchte Zeit, wieder auf die Beine zu kommen. Und dann hab ich gesagt, weißt du was, ich geh nicht zurück in diesen Job. Ich weiß noch nicht, was ich mache, aber der Job ist anstrengend und der bleibt auch auf seine Art und Weise anstrengend. Und selbst wenn ich den mit 30 oder 25 Stunden versuche, irgendwie zu jonglieren, wird das immer eine Gratwanderung sein. Und wenn ich jetzt ein halbes Jahr erst mal aussteige und dann zurückgehe, dann habe ich so einen Berg vor der Brust, dass ich, glaube ich, auf absehbare Zeit da gar nicht richtig Fuß fassen kann.

Na ja, und dann ist es aber natürlich auch so, ich meine, ich war in 1 Abteilungsleiterposition, ich hatte viele Spielräume, konnte aber auch nicht dann dahin zurückgehen in irgendeiner Referentenstelle. Das fand ich für mich doof, das fand ich auch für mein Team doof. Und dann hab ich letztendlich gesagt, ich weiß zwar noch nicht, was ich mache, aber ich weiß, dass ich jetzt erst mal in die Elternzeit gehe und mich dann sortiere.

Okay. Dann kam der Schritt in die Selbstständigkeit, der hat sich entwickelt. Ich hab dann relativ schnell natürlich schon auch gemerkt, wenn du so mit 180 unterwegs bist Ja.

Jolanthe Maria Bendig [00:22:25]:
Und dann auf 0 runterfahren sollst.

Stefanie Voss [00:22:27]:
Und dann sitzt du zu Hause mit 2 Wickelkindern, der eine neu geboren, der andere 2. Das fand ich auch nicht so prickelnd. Und auch nicht so gut für meine gesundheitliche Entwicklung.

Jolanthe Maria Bendig [00:22:39]:
Oh, ist mein altes Leben.

Stefanie Voss [00:22:42]:
Genau. Und dann hab ich, ja, doch relativ schnell entschieden, dass ich irgendwie doch was machen möchte und irgendwo mein Intellekt weiter einsetzen möchte. Und dann habe ich sehr langsam und sehr gemächlich, aber doch auch relativ schnell dann geplant, meine Selbstständigkeit aufgebaut. Und ich bin heute als Coach unterwegs, ich mache Workshop-Moderationen und ich halte Vorträge. Und letztendlich gerade das Thema Workshop-Moderationen, das habe ich auch schon zu meiner Angestelltenzeit ja sehr stark betrieben. In der Unternehmenskommunikation haben wir viele Workshops selbst organisiert, konzipiert. Ich habe sehr viel schon vorher, schon bevor ich selbstständig war, moderiert. Und das hat sich dann so ein bisschen, ja, ich will mal sagen, natürlich ergeben.

Ich habe auch Ausbildungen gemacht und habe mir auch viel Zeit für mich genommen. Und letztlich hatte ich natürlich auch aufgrund der Elternzeit und auch des Elterngeldes und der Situation bei uns zu Hause, dass mein Mann eben weitergearbeitet hat, ich hatte jetzt auch nicht von Tag 1 den Megadruck, jetzt irgendwo meinen Bayer-Gehalt irgendwie verdienen zu müssen. Ich habe mir Zeit genommen, das war im Nachhinein eine wirklich gute Entscheidung. Sicherlich hätten die ein oder anderen Dinge auch mal schneller gehen können, aber ja, es hat sich entwickelt. Und dann, ja, war natürlich auch irgendwann klar, okay, jetzt ist die Selbstständigkeit so ausgereift und sie liegt mir auch sehr, dass eben der Weg zurück in den Konzern dann auch ja keine Option mehr war.

Jolanthe Maria Bendig [00:24:11]:
Großartige Geschichte. Meinst du, Wir hören ja beide sehr viel von Menschen, bei denen etwas Schlimmes passiert ist
und sie dann den Sprung, den Absprung geschafft haben oder eine lebensverändernde Entscheidung getroffen haben. Etwas, was sie dann von dem Leben vorher komplett verändert hat. Da spreche ich ganz häufig drüber. Wie siehst du das? Brauchen wir Menschen, das ist eine Grundsatzfrage, brauchen wir Menschen tatsächlich etwas ganz gravierendes, wachgerüttelt zu werden, dann zu sagen, Will ich die 12 Monate, die ich vorher hatte, genauso noch mal machen? Diese Frage, die dir gestellt worden ist. Brauchen wir Menschen so was oder denkst du, es kann auch anders sein? Bei mir war es so und das hat mit mir was gemacht.

Stefanie Voss [00:24:58]:
Also, ich hab dazu eine klare Meinung. Ja, wir brauchen was Gravierendes. Ich habe die Erfahrung nochmal im Leben gemacht, einige Jahre später, da gab es einen, ja, gravierenden Todesfall in meiner Familie. Meine große Schwester ist ganz plötzlich und unerwartet verstorben. Und auch das war eine Weichenstellung. Und es ist Ich wünschte, ich könnte sagen, wir Menschen sind so schlau, dass wir aus der Kognition heraus und aus dem Verständnis heraus schlau handeln. Aber es muss uns treffen. Ich glaube, dass eben diese emotionale Betroffenheit, die durch Schicksalsschläge nun mal kommt, und ich bin jetzt Mitte 40, ich sag immer so gerne, die Einschläge kommen näher.

Nicht wegen mir, sondern das ist einfach das Leben. Ich kenne jetzt Menschen, die früh verstorben sind, die früh Angehörige verloren haben. Mir ist selber so was schon passiert. Und ich bin überhaupt kein Einzelfall. Und solche Dinge passieren. Die passieren vielleicht noch nicht, wenn man 22 ist, aber mit 40, mit 45, mit 50 hat man das erlebt. Und je näher es ist, desto lebensverändernder ist es leider. Ich könnte sagen, nein, also wir können das alles irgendwie über das Verständnis erreichen, aber die emotionale Betroffenheit verändert Verhalten viel, ja, einfacher, als es die reine sachliche Argumentation in irgendeiner Form tun kann.

Und ich weiß noch ganz genau, dass als mir das passiert ist, sowohl mit der Geburt von Eike, also mit der Geburt von meinem Sohn, dass wir ja diesen Schicksalsschlag, ich nenne das heute gar nicht Schicksalsschlag, sondern einfach diese Wende erlebt haben. Und auch der Tod meiner Schwester, den würde ich heute als Wendepunkt bezeichnen. Dass natürlich in dem Moment ich unfassbar, ja, erstarrt da gesessen habe und gesagt habe, warum ich, warum ich? Und rückblickend kannst du aber die Dinge irgendwie erklären, beziehungsweise du kannst daraus doch irgendwo einen, in Anführungsstrichen, Sinn für dich ziehen. Das macht es nicht gut und auch nicht richtig, dass das passiert ist. Aber es macht es zumindest logisch in dem eigenen Lebensentwurf. Und leider glaube ich, dass wir Menschen diese emotionalen Einschläge ja brauchen. Beziehungsweise dass sie einfach sehr hilfreich sind, bahnbrechende Entscheidungen zu treffen. Und im Nachhinein kann ich eben sagen, mir ist das jetzt schon mehrfach in meinem Leben passiert und dann aber Gott sei Dank auch gelungen, gute und richtige Entscheidungen für mich zu treffen, die ich so sonst wahrscheinlich nicht getroffen hätte.

Jolanthe Maria Bendig [00:27:34]:
Genau, das kommt ja dann wahrscheinlich dazu, dass man sagt, naja, das hätte ich auch sonst gemacht, wenn das nicht passiert wäre. Das ist im Nachgang leicht zu sagen, aber ich bin da ganz auf deiner Seite. Ich glaube auch, die Menschen, die ich kenne, ich selbst auch, wir brauchen tatsächlich Emotion. Wir müssen es spüren, wir müssen es fühlen. Und erst wenn wir es fühlen, dann können wir handeln, dann können wir etwas umsetzen. Da bin ich auch ganz fest von überzeugt. Und im Coaching merken wir das ja auch. Ich arbeite noch mit Hypnose dazu.
Und erst dann merkt man, was da passiert. Das ist tief in unserem Unterbewusstsein, was da so los ist, was man dazu anträgt. Wie hast du es geschafft, woher hast du diese Kraft genommen, aus diesen Wendepunkten in deinem Leben etwas Positives zu ziehen und dem einen Sinn zu geben.

Stefanie Voss [00:28:19]:
Also zunächst mal glaube ich, dass ich aufgrund meiner Erziehung und aufgrund meines familiären Settings grundsätzlich schon jemand bin, der mit viel Kraft ausgestattet ist. Also ich glaube, jetzt gerade aus eigener Elternperspektive sehe ich das noch mal ganz anders. Dass meine Eltern uns eine sehr große Portion von Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein mitgegeben haben. Es war bei uns immer schon so, du schaffst das schon, das wird schon. Und meine Eltern waren nie groß von Sorgen oder Ängsten geprägt. Und das hat sich natürlich auf mich übertragen und wie sehr das auch heute noch wirkt, das sehe ich natürlich ganz besonders, wenn ich mich jetzt in meiner jetzigen Lebenssituation mit anderen Menschen ja vergleiche oder einfach mal gucke, wie laufen die durchs Leben und wo kommt diese Prägung her. Ich glaube, ich hatte ein gutes Grundrüstzeug, was mich eben immer schon sehr optimistisch durchs Leben hat gehen lassen. Und ja, Ich glaube, mir ist es auch tatsächlich gelungen, da hat die Weltreise eine große Rolle gespielt, mich sehr früh in meinem Leben mit mir selbst auseinanderzusetzen, mit mir in guten Kontakt zu kommen.

Und diese innere Stabilität zu erreichen, die Heute meine Erfahrung im Coaching, die viele Menschen erst so in der Mitte ihres Lebens irgendwo finden oder daran arbeiten. Und bedingt durch meine Reise, durch diese frühe, ja sehr extreme Erfahrung von Gruppendynamik auf einem Schiff, ja, 14 Tage auf See mit 15 Leuten auf 35 Quadratmetern. Das ist alles nicht immer lustig. Ich habe sehr früh angefangen, mich mit mir selber auseinanderzusetzen und meinen inneren Dialog sehr strukturiert und gut zu führen und zu pflegen. Und auch das ist natürlich heute Gold wert. Also ich meine, gerade in diesem Jahr. Also innere Stabilität ist ja gerade das A und O. Und mein Lieblingssatz der heutigen Zeit ist eine Selbstreflexion, ist die Superpower unserer Zeit.

Und toi toi toi, ich habe mein Leben lang schon Tagebuch geschrieben, aber so richtig mit mir selber im Rheinland, sagen wir so, in die Bütt gegangen, dann tatsächlich seit der Weltumsegelung, seit ich in massive Konflikte da gelaufen bin. Dieser enge Raum, diese Dynamik der Menschen untereinander hat mich natürlich schon sehr gefordert und sehr an meine Grenzen gebracht. Und das ist natürlich heute, aus heutiger Perspektive ist das super, dass ich das mit Mitte 20 machen musste. Das war zu der Zeit nicht lustig, Hat auch keinen Spaß gemacht. Ich habe tatsächlich auch überlegt, die Reise abzubrechen, weil es mir wirklich schlecht ging. Und rückblickend, dass ich mich da durchgebissen habe und das durchgezogen habe, das ist natürlich ja heute großartig.

Jolanthe Maria Bendig [00:30:58]:
Das hat dich geprägt und zu der Stefanie Voskomm gemacht, zu der du heute bist. Aber Stefanie, du warst damals noch jung und du sagst gerade, du hast schon immer Tagebuch geführt, aber hast du auch in dem Moment auf diesem Schiff bei den Konflikten auch instinktiv gewusst, ich muss jetzt wieder Tagebuch führen oder ich mache diese und diese Schritte oder was passiert da mit einem?

Stefanie Voss [00:31:15]:
Also ich habe ja gemerkt, wie es in mir kocht und brodelt und dass das irgendwie raus muss. Und zum einen hab ich eben dieses Rauslassen immer schon in Form von Tagebuch gemacht. Deswegen hab ich es quasi automatisch auch auf dem Schiff gemacht. Ich hab mich auch einigen sehr wenigen Leuten anvertraut. Ich hab eine ja schon lebenslange wirklich sehr, sehr gute Freundin. Und das war ja damals noch die Zeit, ich habe der Kassetten besprochen.

Jolanthe Maria Bendig [00:31:38]:
Ich hatte einen Kassettenrekorder,

Stefanie Voss [00:31:41]:
so ein Aufnahmegerät an Bord und habe ihr Kassetten besprochen. Und die Kassetten hat sie mir irgendwann ganz lieb wiedergegeben und es ist schon krass, deinen eigenen emotionalen Zustand in deiner eigenen Stimme und Tonalität aus heutiger Sicht anzuhören. Und ich habe natürlich, ich meine, wenn wir sprechen, das hat ja auch nochmal einen ganz besonderen Effekt, dann hören wir uns selber, es ist eine Rückkopplung, die stärker ist, als alleine in Gedanken unterwegs zu sein. Ich habe diese Auseinandersetzung wahrscheinlich damals noch sehr unbewusst geführt. Heute weiß ich, was das für Auswirkungen auf meine Reflexion hatte und wie wichtig das eben für mich war. Und dass ich meine ganze Wut und meinen Frust und meinen Ärger eben auch über mich selber, dass ich den ja ein Stück weit kanalisieren konnte, in Form von Schriftlich, Verschriftlichungen und auch eben Aussprechen auf, auf die Tonbänder.

Jolanthe Maria Bendig [00:32:36]:
Ja, sehr gut. Hast du denn nur dieses Tagebuch geführt oder hast du noch andere Schritte eingeleitet? Das heißt, wenn du mit so vielen Leuten auf einem Schiff unterwegs bist Und du warst ja noch sehr jung, du hattest ja vorher bestimmt noch kein Coaching oder sonstige Sachen. Wie gehe ich mit anderen Menschen Ja, du hast bei einem Konzern gearbeitet, aber ich kann mir schlecht vorstellen, dass man schon mit 23 Jahren oder mit 25 dann schon genau weiß und gecoacht worden ist auf diese Situation hin. Wie verhältst du dich dann und dann? Was macht diese Gruppendynamik? All das, was du heute weißt. Wie bist du damit umgegangen? Also was war in dir drin, das dich dazu veranlasst hat, das so zu machen?

Stefanie Voss [00:33:11]:
Naja, letztendlich hat der Leidensdruck mich gecoacht. Also wenn du merkst, dass Recht haben wollen eine Strategie ist, die dich von 1 Sackgasse in die nächste führt, dann gibst es irgendwann auf. Okay. Und wenn du mit Menschen, wenn du eben nicht vor Menschen weglaufen kannst, weil du nun mal auf einem Schiff bist und Weglaufen letztendlich Selbstmord bedeutet, dann war es zumindest in meinem Fall so, dass ich relativ schnell relativ flexibel wurde in meinem Handeln. Also statt mich immer wieder, also letztes Wort haben, eben wieder einsteigen auf die gleichen Diskussionen. Das machst du natürlich 5, 6, 7 Mal, aber das machst du nicht 22 Mal. Und wenn du vor allem zwischendurch nicht wegkommst, sondern die Leute, die dich nerven und anstrengen, wenn die die ganze Zeit präsent sind, dann ist natürlich der Leidensdruck noch höher. Und dann ist dieses Umschalten von aus von dem Innen heraus nach dem Motto, okay, ich mag den zwar nicht und ich finde den zwar ätzend, aber ich muss jetzt einfach mit dieser Person irgendwie klarkommen.

Die Erkenntnis kommt natürlich deutlich früher, als wenn du jemandem, ich sag mal, dreimal die Woche im Büro über den Weg läufst und mal irgendwie dich in der Kantine kurz anzickst. Das heißt, der Leidensdruck ist, wächst viel schneller, ist viel höher, ist viel eklatanter und dadurch ergibt sich, also zumindest in meinem Fall ergab sich dadurch eine Flexibilität in meinem Handeln, sprich ich hab dann unterschiedliche Dinge ausprobiert. Und so ganz konkret, es gab eben einen Mitsegler, mit dem ich wirklich sehr oft aneinandergeraten bin. Und das war so ein, ach Ich sag das jetzt einfach mal ganz böse, das war ein furchtbarer Klugscheißer. Und du hast irgendwas an Bord gemacht, und dann hat der immer noch so nachjustiert. Aber so Millimeter, was überhaupt nichts bringt. Lange Rede, kurzer Sinn, ich hab mich da fünfmal drüber aufgeregt. Ich hab mit dem gezofft.

Wir hatten allerdings auch noch eine Kabine zusammen. Wir waren wirklich sehr nah beieinander. Und Irgendwann hab ich gedacht, okay, ich find ihn und seine Art hochgradig ätzend. Wenn ich tief in mich gucke und ehrlich bin, geb ich trotzdem zu, der Kerl kann einfach gut segeln. So. Dann hab ich mir gedacht, okay, wenn er das kann, dann lass ich mir jetzt einfach alles von ihm erklären. Statt einfach zu machen und dann immer wieder korrigiert zu werden und mich mit ihm im Streit zu verstricken, bin ich hingegangen. Bevor ich was gemacht hab, hab ich gesagt, kannst du mir das erklären? Warum machst du es so? Hab also nachgefragt.

Hab die Zähne zusammengebissen, die Faust in der Tasche gemacht. Und hab mir’s erklären lassen. Und hab letztlich tatsächlich dann von ihm auch noch richtig viel gelernt. Und natürlich, ne, Überraschung, Überraschung, ich habe ihn letztendlich in seiner Leistung und seiner Fähigkeit anerkannt durch dieses Verhalten. Genau. Da fühlte er sich geschmeichelt. Dadurch ist er gar nicht mehr so sehr auf meine Spitzen eingestiegen und wir sind sogar nachher ja noch ganz gut miteinander ausgekommen.

Jolanthe Maria Bendig [00:36:05]:
Ja, Du hast es gedreht durch dein Verhalten.

Stefanie Voss [00:36:07]:
Ich hab’s gedreht durch mein Verhalten. Und mein Verhalten wurde natürlich schon echt durch den Leidensdruck gedreht.

Jolanthe Maria Bendig [00:36:11]:
Ja, Wahnsinn. Großartig. Aber das sind ja so die Geschichten, die wir auch in unserem Coaching an andere Menschen auch weitergeben. Genau das, ja, sieh den anderen an, erkenne das, was er gut kann, erkenne das an und sprich darüber und sag es ihm und dann änderst du das Verhalten. Das hast du ja damals schon intuitiv angewendet, also großartig.

Stefanie Voss [00:36:32]:
Die Veränderung beginnt immer bei dir selbst. Ja. Wie sagte 1 meiner Ausbilder, sagte immer so schön, du kannst alle Menschen verändern, denen du jeden Morgen die Zähne putzt. Die einzige Berufsgruppe, für die das nicht gilt, sind Altenpfleger. Ja, so banal.

Jolanthe Maria Bendig [00:36:51]:
Ja, aber es ist so viel Wahrheit da dran. Genau. Und du hast gerade von der Selbstreflexion gesprochen, vom Tagebuch schreiben und wie wichtig das ist, auch gerade in dieser heutigen Zeit. Wir sind umgeben von Ängsten, umgeben von Sorgen, umgeben von Druck, von nicht wissen, wie geht’s weiter. Und ja, wir wissen alle nicht, wie es weitergeht. Letztendlich sitzen wir alle in einem Boot und wir versuchen so ein bisschen zu steuern. Du sagst ja auch, wer ist so der Leader auf deinem Boot in deinem Leben? Das ist ja so dein Motto.

Stefanie Voss [00:37:19]:
Mein Slogan.

Jolanthe Maria Bendig [00:37:20]:
Dein Slogan, genau. Und was gibst du Menschen weiter, die gerade in diesen Situationen einfach in diesem Boot sitzen, in ihrem Boot des Lebens und nicht ein- noch auswissen?

Stefanie Voss [00:37:33]:
Ich glaube, dass der große Schritt ist eben diese Anerkennung, dass ich viel mehr in der Hand habe, als mir bewusst ist. Und ja, es gibt immer Dinge, die ich nicht in der Hand habe. Ich habe viel mehr in der Hand, als mir so konkret bewusst ist, wenn ich bereit bin, in die innere Auseinandersetzung zu gehen. Wenn ich bereit bin, meine eigene Verantwortung anzuerkennen, damit vielleicht natürlich auch die Defizite anzuerkennen, die da bei mir sind oder ich wahrnehme, ob sie da sind, ist ja die zweite Frage, aber die ich bei mir selber wahrnehme und mich damit konstruktiv auseinanderzusetzen. Also ich glaube, dass Menschen sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen, Weil sie das ja nicht wollen. Also weil das auch beängstigend ist. Weil das eine schwierige Auseinandersetzung ist. Es ist viel einfacher, so banal das klingt, aber es ist viel einfacher zu sagen, ja der ist schuld und der ist schuld und Corona ist schuld und die Rahmenbedingungen sind schuld und die Wirtschaft ist schuld, die Politik ist schuld.

Das ist eine einfachere Lösung und damit kann ich mich selber relativ schnell erleichtern und hinzugehen und zu sagen, naja, also ich hätte natürlich auch vor 2 Jahren mal dies oder vor 3 Jahren mal das oder gestern mal dieses oder heute mal dies machen können. Hätte hätte Fahrradkette. Das ist natürlich nicht besonders gut für mein eigenes Selbstwertgefühl. Und es ist aber am Ende die ehrliche Auseinandersetzung. Ja, genauso in jedem Konflikt. Ja, natürlich ist es schön, einfach zu sagen, mein Mitsegler ist ein Idiot. Das ist die einfache Lösung. Und die schwierige Lösung ist, mein Verhalten ist mindestens genauso idiotisch.

Das ist die schwierige Lösung. Deswegen vermeiden wir den inneren Dialog. Wir tun es nicht nicht, weil wir es nicht können. Sondern wir wollen es auch nicht so richtig. Weil es natürlich schon auch weh tut. Ja, natürlich, wenn wir in uns reingucken, da gibt es Wunden und da gibt es Narben. Und da gibt es Dinge, die uns nicht gefallen. Und da gibt es Defizite.

Und das möchten wir nicht so gerne. Und Dann lenken wir uns lieber schön ab. Und finden die Schuldigen irgendwo da draußen. Wenn du Leader on my ship werden willst, so sag ich immer, dann kommst du nicht drumherum, ja, nach innen zu gucken, in dich reinzugucken und anzuerkennen, dass da viele Dinge gut und richtig sind. Und dass du allerdings auch viele Dinge vielleicht verändern solltest und auch verändern kannst, wenn du mehr in die Selbstverantwortung kommen möchtest. Und ich sage immer, es ist das wichtigste Gespräch unseres Lebens, dieser innere Dialog. Und wir führen ihn unter der Dusche oder beim Joggen, wenn wir nicht gerade auch noch Musik hören oder einen Podcast. Ja, also wir nehmen es nicht ernst.

Ja, wir machen uns, wenn wir eine Besprechung machen mit unserem Vorgesetzten, also in Nicht-Corona-Zeiten, Ja, wir buchen einen Besprechungsraum, wir kochen Kaffee, wir bereiten uns vor, wir machen Listen, wir machen eine Agenda, bla bla bla. Und mit uns selbst, ja, wer verabredet sich denn wirklich ernsthaft mit sich selbst? Das machen die allerallerwenigsten Menschen. Ich, Dieses Tagebuchschreiben-Thema, ich werde so oft belächelt. Ahahaha, Tagebuch, das ist ja eine nette Methode, Frau Voss. Wo ich immer so denke, Freunde, es ist so wertvoll. Und wenn ihr das begreifen würdet, dann würdet ihr nicht mehr drüber lachen. Und wenn ich mir angucke, was wir für große Denker in der Geschichte der Menschheit hervorgebracht haben und übrigens auch große Politiker, ja, auch Joe Biden schreibt Tagebuch, habe ich vor ein paar Tagen gelesen. Ja, Menschen, die wichtige Dinge tun und entscheiden, die reflektieren.

Und schriftlich, handschriftlich zu reflektieren, ist total schlau. Und die Neurowissenschaft beweist uns das heute auch immer wieder. Und deswegen, ja, animiere ich Menschen sehr gerne, in diesen inneren Dialog, vor allem in der Verschriftlichung einzusteigen. Und biete dazu auch verschiedene Ansätze und Möglichkeiten und Programme an, weil ich einfach glaube, dass das eine zugängliche, einfache und super kraftvolle Methodik ist.

Jolanthe Maria Bendig [00:41:26]:
Sehr schön. Gibt es bestimmte Fragen, die du dann stellst? Also womit du einsteigst?

Stefanie Voss [00:41:31]:
Ja, ein ganz großer Klassiker ist zum Einstieg die sogenannte Stärkenliste, also eine erste Coachingübung, die praktisch alle meine Coachingklienten machen müssen und die kommt auch in meinem Online-Coachingprogramm vor, ist, dass ich sage, so, du machst jetzt eine Liste, du schreibst erstmal einfach ein weißes Blatt Papier und machst eine Nummerierung. So viele Punkte, wie du Jahre alt bist. Dann ist jemand 42, dann muss der eine weiße Liste mit 42 Punkten machen. Dann muss er 42 Stärken von sich definieren. Und dann sagt natürlich jeder sofort, oh, das geht nicht, das kann ich nicht, so viele Stärken hab ich nicht. Das ist der Klassiker, kommt immer. Ich habe noch nie, noch nie, und ich habe wirklich mit schon sehr vielen Menschen diese Übung gemacht, noch nie jemanden gehabt, der das nicht geschafft hat. Wenn wir nachdenken und überlegen, was wir alles an kleinen Dingen gut können, dann kommt so viel zusammen.

Meistens hören die Leute auf, wenn sie 10, 15 Stärken mehr als ihr Lebensalter gefunden haben. Alleine dieses Gefühl, ich gucke auf die runtergeschriebene Lippe. Wow, das kann ich alles. Das ist total kraftvoll. Letztendlich ist es eine einfache Übung. Ich erzähle oft davon, aber wer setzt sich denn dann wirklich hin, nimmt sich ein leeres Blatt Papier und fängt mal an aufzuschreiben. Ich kann gut Google-Hupf backen, ich kann gut Witze erzählen, ich kann den Kofferraum packen, was weiß ich, ich kann Fahrradreifen wechseln, ich kann mir Geburtstage merken und so weiter und so fort.

Jolanthe Maria Bendig [00:43:10]:
Ja, weil es so selbstverständlich ist. Also wir leben in 1 Gesellschaft, wo alles, was wir gut können, selbstverständlich ist und darüber gesprochen. Ja, das ist schon in Ordnung. Oder wenn du jemanden lobst und sagst, hey, das kannst du gut gemacht. Ja, ja, das können doch alle.

Stefanie Voss [00:43:22]:
Ist ja nichts.

Jolanthe Maria Bendig [00:43:23]:
Nein, ist ja nichts. Also man macht sich ja selbst in dem Moment wieder schlecht. Man macht seine Stärke, die man hat, auf die man stolz sein kann und man sich auf die Schulter klopfen kann und sagen kann, ja, das kann ich gut. Das machen wir in dem Moment uns selbst wieder schlecht und wir machen uns selbst damit nieder. Unser Selbstwertgefühl ist in dem Moment wieder im Bach. Und warum machen wir das? Weil wir irgendwie das Gefühl haben, unsere Gesellschaft verlangt, demütig zu sein und zu sagen, nein, das können wir alles nicht.

Stefanie Voss [00:43:47]:
Ja, Das ist so ein total spannendes Spannungsfeld. Der untere Teil des Spannungsfeldes ist, das kann ich nicht, das weiß ich nicht. Und wenn ich das Gefühl hab, ich kann das, das funktioniert, das läuft, dann kommt am oberen Ende des Spannungsfeldes eine andere Stimme. Was glaubst du, wer du bist?

Jolanthe Maria Bendig [00:44:04]:
Ganz genau.

Stefanie Voss [00:44:06]:
In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns. Es ist schon auch anspruchsvoll, auch für mich anspruchsvoll. Mir passiert das auch immer wieder, dass ich am einen oder anderen Ende anstoße, mich in der guten Mitte zu bewegen und zu sagen, es gibt viele Dinge, die ich wirklich gut kann und die mich auch auszeichnen. Und natürlich gibt es Sachen, die kann ich nicht so gut. Naja, und natürlich überschätze ich mich vielleicht auch mal und auch das ist okay. Ich finde immer so schön diesen Satz, wann haben wir wirkliche Gleichberechtigung erreicht, ja, wenn es völlig selbst überschätzende und unfähige Frauen in Machtpositionen gibt. Ja, also dieses, natürlich gibt es Menschen, die sich überschätzen. Es gibt auch Menschen, die sich notorisch überschätzen.

Ja, und die erreichen aber natürlich auch was. Und im Moment gibt es da mehr männliche Beispiele und wahrscheinlich haben wir irgendwann mal eine völlige Gleichheit in der Machtpartizipation, wenn das auch Frauen passiert. Eigentlich passiert es auch Frauen heute schon, aber sie sind auf jeden Fall nicht so sichtbar.

Jolanthe Maria Bendig [00:45:06]:
Genau, weil es davon noch weniger gibt.

Stefanie Voss [00:45:08]:
Es gibt weniger, auf jeden Fall. Da ist noch eine Menge zu tun. Da ist noch viel wagemutige Veränderung notwendig.

Jolanthe Maria Bendig [00:45:17]:
Genau, zu Wagemut. Da lege ich dir einfach mal ein paar Worte so an den Kopf. Und zwar habe ich gehört, also einmal zeichnet dich aus Wagemut. Was verbindet dich dahinter? Was verbindest du damit? Dann gibt es das Wort Einhandweltumsegler und wertorientiertes Handeln.

Stefanie Voss [00:45:37]:
Also ich fange mal mit dem Weltumsegler an. Einhandweltumsegler ist letztendlich nichts anderes als ein Fachbegriff aus dem Segeln. Man nennt Menschen, die alleine ein Boot segeln, nennt man Einhandweltumsegler. Das hat natürlich nichts damit zu tun, dass die eine Hand abgehackt haben oder so. Sondern wenn man segelt, sagt man sehr häufig, eine Hand für den Mann, eine Hand für das Schiff. Also wenn du dich auf einem Segelboot bewegst, solltest du dich immer mit 1 Hand sichern. Das heißt, du hast eine Hand, irgendwas zu machen und mit der anderen Hand hältst du dich in irgendeiner Form fest, weil so ein Schiff ist nun mal in Bewegung. Deswegen heißen lustigerweise Menschen, die alleine segeln, heißen Einhand Weltumsegler, obwohl sie natürlich schon 2 Hände dabei haben.

So, das mal zu klären. Was verbinde ich mit dem Wort Wagemut? Das Wort Wagemut begleitet mich schon eine ganze Weile. Ich habe immer so darüber nachgedacht, was ist eigentlich der Unterschied zwischen Mut und Wagemut? Und ich habe so für mich eine Definition entwickelt, mit der ich mich sehr wohl fühle. Und ja, die dieses Wort auch sehr an meinen Herzen anknüpft. Wagemutiges Handeln ist für mich ein Handeln, was eher unkonventionell und unüblich ist. Allerdings stark verankert in meinem eigenen Wertesystem. Also, wagemutig heißt nicht einfach übermütig und verrückt. Sondern heißt, ich tue Dinge, die man in Anführungsstrichen normalerweise nicht so macht, die aber mit meinem Wertesystem total konsistent laufen.

Stefanie Voss [00:47:04]:
Ne Weltumsegelung, ich bin ein grundsätzlich extrem neugieriger Mensch. Neugierde ist eine meiner Grundwerte. Es ist ziemlich unüblich, auf einem Schiff anzureihen und ums Feld zu segeln. Also ist es wagemutig, weil es ist nicht einfach nur verrückt, sondern es passt zu mir, es gehört zu mir. Es ist aber auch unkonventionell.

Und ein ganz banales Beispiel, was ist auch vielleicht wagemutig, aber eben auf jeden Fall unkonventionell. Ich bin natürlich häufiger auch mal am Meer. Wir sind viel in Holland. Und ich kann nicht am Meer spazieren gehen, ohne Müll aufzusammeln. Ich sammle grundsätzlich und immer und ständig, wenn ich am Meer bin, Müll auf. Natürlich nicht meinen eigenen, sondern Müll von anderen Leuten. Und es hat schon häufiger mal Menschen gegeben, die gesagt haben, ey, Sag mal, warum machst du das? Hier wird auch gereinigt. Nee, ich kann es einfach nicht da liegen lassen.

Es ist nicht üblich, Zigarettenstummel oder Plastiktüten oder Taschentücher von anderen Leuten aufzusammeln. Es ist eher unüblich. Es gibt auch viele Leute, die finden es total eklig. Kann ich auch nachvollziehen. Ich mache das einfach, weil es meinem Wertegerüst entspricht. Weil ich einen Strand als Strand sehen möchte. Und es sind manchmal so kleine, banale Dinge vielleicht auch, die aber irgendwo zu mir gehören. Ich schenke auch ständig an der Kasse irgendwelchen Leuten 2 Cent oder einen Cent oder auch 5 Cent oder 10 Cent, wenn die denen gerade fehlen und ich habe immer so viel Kleingeld im Portemonnaie. Und dann gucken die mich an, ach ja, kann ich ihnen das zurückgeben? Ich sage, nee, brauchen wir das nicht zurückgeben, das ist völlig in Ordnung. Das ist immer wieder überraschend, wie komisch Menschen das finden.

Und für mich ist das aber irgendwie eine totale Selbstverständlichkeit, eben, naja, Centbeträge zu verschenken. Also ich verschenke denen ja nicht, ich gebe denen ja nicht 50 Euro für ihren Wocheneinkauf, sondern ich gebe ihnen halt die 3 Cent, die gerade noch irgendwie fehlen und sie kramen da stundenlang rum und die Kassiererin hat irgendwie kein Wechselgeld, keine Ahnung.

Jolanthe Maria Bendig [00:48:56]:
Ja, das ist aber ganz groß. Und ich glaube auch, dass solche Kleinigkeiten kommen ja auch zurück. Und ich glaube, wenn man etwas rausgibt, sei es so ein Cent oder 2 Cent, was auch immer, etwas rausgibt, dann bekommt man ja auch ein Vielfaches wieder zurück. In anderen Bereichen. In anderen Bereichen, als es kommt.

Stefanie Voss [00:49:11]:
Das sage ich dann auch manchmal. Ich sage, Sie brauchen mir das nicht zurückgeben, ich sammle Karma-Punkte. Und jetzt ist natürlich in unserem Business, aber sag mal an der Supermarktkette Karma Punkte. Die Leute gucken nicht an, als hättest du was geraucht.

Jolanthe Maria Bendig [00:49:25]:
Was ist das hier? Ist das das neue Punktesystem? Hier kann man nachher was abmelden, bekommt man wieder was. Neue Messer oder so.

Stefanie Voss [00:49:31]:
Achso. Genau. Also das ist ganz lustig. So, jetzt muss ich aber kurz sagen, du hast noch was Drittes gesagt. Das habe ich jetzt nicht mehr in den Kopf. Das war werteorientiertes Handeln, aber das kommt ja mit dem, was du… Werteorientiertes Handeln, ah, das ist es. Genau. Genau. Das ist es. Insofern hast du das gerade verunruhigt. Werteorientiertes Handeln ist für mich auch, ich habe mal sehr lange mich mit dem Thema Werte auseinandergesetzt, also für mich auseinandergesetzt und hab da wirklich lange drauf rumgekaut, viel gejournalt, also viel geschrieben, bis ich meine Kernwerte, ja, für mich definiert hatte. Und werteorientiertes Handeln heißt immer wieder, auch in Alltagssituationen, aber auch in schwierigen Fragestellungen, gucke ich auf meine Werte und sage, okay, was sagen die mir hier gerade? Was ist hier die Leitplanke, an der ich mich orientieren kann? Und ich habe diese 3 Werte übrigens auch, die mich leiten, das ist kein Geheimnis, das ist Neugierde, hab ich eben schon gesagt.

Der zweite ist Leistung und der dritte ist Verbundenheit. Die habe ich auf Steine geschrieben und die Steine liegen hier immer bei mir auf dem Schreibtisch. Also immer wenn ich arbeite, handle, Dinge tue, telefoniere und am Schreibtisch sitze, dann liegen hier vorne 3 Steine und da stehen meine Werte drauf. Und das ist natürlich auch eine einfache, aber eine sehr wirkungsvolle Erinnerung an das, was mich lenkt.

Jolanthe Maria Bendig [00:50:43]:
Großartig, auch schön. Ich glaube, wir brauchen alles, unsere Steine oder etwas, woran wir uns halten können, das uns Halt gibt, dann weiterzukommen. Ja, jetzt haben wir schon über so viele tolle Sachen gesprochen und du hattest am Anfang gesagt, dass dir der Titel des Podcasts gut gefällt. Und darauf komme ich jetzt zu sprechen, denn ja, ich habe mir auch Gedanken gemacht, wie soll dieser Podcast heißen, was will ich überhaupt da drin sagen, welche Menschen lade ich ein, worum soll es gehen? Und letztendlich habe ich dann auch gebrainstormt und bin dann bei Gedankenachtenleben angekommen, weil das für mich ganz viel bedeutet. Und deswegen freue ich mich jetzt, dir die Fragen zu stellen, wenn du magst. Und zwar Gedanken, da stecken ja bei uns im Deutschen 2 Worte drin. Und zwar einmal ist es Gedanken und einmal auch Danken. Du weißt ja auch, Gedanken schaffen ja auch unser Handeln.

Gedanken führen dazu, dass wir handeln, dass wir ins Handeln kommen, dass wir sein dürfen, zu unserem Sein führen. Unsere Gedanken, die steuern uns. Und welche Gedanken oder Glaubenssätze gibt es oder gab es, die du transformiert hast, die dir heute Kraft geben und dich glücklich machen? Und wie heißen diese Gedanken?

Stefanie Voss [00:51:54]:
Also ein ganz wichtiger Glaubenssatz, der mich lange beschäftigt hat, ist, dass ich gerungen habe mit, ja, meiner Extrovertiertheit. Mit diesem neugierig sein, ungewöhnliche Dinge tun, auffallen. Ich war nie besonders angepasst. Und das macht’s natürlich in vielen Lebenssituationen nicht unbedingt einfach. Ich hab mir auch oft eine blutige Nase geholt. Das hab ich lange als was Negatives gesehen und auch als was Negatives erlebt. Und heute bin ich darauf unglaublich stolz, und da kommen wir so auf dieses Piratenthema, mit dem du eingestiegen bist, ich möchte nicht konform sein. Und ich bin unglaublich dankbar, dass ich das auch aus meiner Natur heraus schon nicht bin.

Und so diese Piratin als Sinnbild, ja, Business Mind Meets Pirate Soul, das ist so ein Satz, der mich seit einiger Zeit begleitet, dass ich denke, ich bin eine Businessfrau, ich lebe im Konzern-Unternehmens-Wirtschaftskontext, da kommen auch meine Kunden her Und trotzdem glaube ich, dass das Unkonventionelle letztendlich häufig siegt und siegen wird oder dem konventionellen, dem üblichen überlegen ist. Und da kommen die Piraten ins Spiel und da habe ich wirklich eine Drehung gemacht, dass ich heute mit dieser aneckenden Art, mit dieser Andersartigkeit, die ich in viele Dinge reinbringe, dass ich da heute sehr stolz drauf bin. Das wollte ich früher nicht sein. Das hat mich oft beschäftigt. Darüber hab ich mich geärgert, darunter hab ich auch gelitten. Heute kann ich sehr gut damit umgehen, dass ich polarisiere an den ein oder anderen Stellen. Ich tue es nicht mehr so sehr wie früher. Dennoch ist es für mich völlig in Ordnung, zu polarisieren und auch Menschen zu erleben, die mit meiner Haltung und meiner Art und meinen Aussagen nichts anfangen können.

Das darf so sein. Und die sind immer noch richtig und ich bin immer noch richtig. Und das ist sicherlich was, was sich wirklich 180 Grad in meinem Leben gedreht hat.

Jolanthe Maria Bendig [00:54:01]:
Großartig. Ja, danke, dass du das geteilt hast mit uns. Danke dir. Wofür bist du dankbar?

Stefanie Voss [00:54:09]:
Also erstmal bin ich unendlich dankbar für die Menschen in meinem Leben, die mir Halt geben, die mich lieben, die mich tragen. Und ganz konkret, das ist ein Gedanke, der mir ganz oft oder eine Dankbarkeit, die mir in den letzten Wochen und Monaten ganz, ganz oft durch den Kopf gegangen ist. Ich finde es momentan wirklich sehr, sehr erleichternd, in Deutschland zu leben. Also, ich bin nie nationalistisch gewesen. Ich hab mich nie wirklich mit Deutschsein identifiziert. Das hat sicherlich angefangen, als ich nach USA gegangen bin, nach Argentinien, dass mir so klagen wurde, was ist das eigentlich, deutsche Kultur, Deutschland? Was heißt das, wenn ich über mich sage, ich habe einen deutschen Pass oder ich bin Deutsche. Und in den letzten Wochen und Monaten, in Zeiten der Pandemie, habe ich immer wieder gedacht, Gott sei Dank lebe ich hier.

Gott sei Dank bin ich auf diesem Fleckchen Erde zur Welt gekommen und habe meinen Lebensmittelpunkt hier. Und bei allem, was in Deutschland auch nicht gut läuft, und ich will es überhaupt nicht verherrlichen und sagen, hier ist alles super, Gottes willen, nein, finde ich doch, dass in Deutschland viel gut läuft. Ja, auch mit meiner internationalen Erfahrung und den vielen, vielen Kontakten, die ich in allen möglichen Teilen der Welt habe, habe ich immer wieder gedacht, ich habe selber nichts dazu getan, das ist einfach so passiert. Und dafür bin ich gerade sehr dankbar, dass ich hier bin.

Jolanthe Maria Bendig [00:55:32]:
Ach, schön. Ja. Jetzt sind wir beim Wort achten. Auf wen oder was achtest du? Und wem oder was schenkst du Beachtung?

Stefanie Voss [00:55:41]:
Also im Moment, und da beziehe ich mich wieder sehr spezifisch auf dieses Jahr, achte ich sehr auf mich. Und ich finde das überhaupt nicht egoistisch, sondern ich finde das wichtig, wie wir alle in diesem Coaching, Training, Moderation, Workshop-Bereich haben wir kein einfaches Jahr hinter uns gebracht. Hat uns das, die allermeisten von uns, massiv wirtschaftlich getroffen, mich natürlich auch. Und diese emotionale Achterbahnfahrt, die hat mir noch mal vor Augen geführt, dass Selbstfürsorge, zwar ein Thema ist, was mir schon immer wichtig war, und das hatte ich auf dem Schirm. Das ist aber in Zeiten, in denen es gut läuft, nicht ganz so wichtig. Und in Zeiten, in denen es nicht so gut läuft, ist es superwichtig. Und ich hab gerade im Frühjahr, auch in Bezug auf das Homeschooling mit meinen Söhnen hier zu Hause, ich hab bei mir selber eine, ja, doch für mich echt ungewöhnliche Dünnhäutigkeit erlebt. Also, ich hab meine Selbstfürsorge eine Zeit lang vernachlässigt, bin so in diesen Strudel der Emotionen eingetaucht, als der Lockdown kam und die Kinder zu Hause waren und hab irgendwie nach einigen Wochen so richtig gemerkt, oh, ne, Bremse, Bremse, Bremse, du musst jetzt mal wirklich was für dich tun, weil du bist momentan eine Zumutung für dein Umfeld.

Wenn du jetzt meinen Mann interviewen würdest, würde der das wahrscheinlich bestätigen. Naja, und das habe ich dann auch tatsächlich gemacht und habe da vielleicht keine Kehrtwende geschafft, aber doch eine deutliche Verbesserung hinbekommen. Und jetzt im Moment und auch mit diesem Winter vor der Brust und jetzt im Lockdown-Light im November, stelle ich immer wieder fest, ne, wenn ich für mich gut sorge, dann kann ich auch gut für mein Umfeld sorgen. Und dann kann ich auch hier eine gute und eine entspannte Rolle spielen. Und anderen Halt geben. Und wenn der Halt in mir drin nicht ist, kann ich ihn nach draußen überhaupt nicht in irgendeiner Form vermitteln. Insofern, ich finde, das ist total unegoistisch. Und ich achte super auf mich.

Damit ich den Menschen, denen ich Halt geben möchte, die ich tragen möchte, die ich begleiten möchte, damit ich für die, ja, das sein kann, was die von mir sich wünschen. Und das ist natürlich primär im familiären Kontext ein Thema. Das ist aber auch im Kundenkontext ein Thema. Ich kann auch kein guter Coach sein, wenn ich dünnhäutig, gestresst, angestrengt unterwegs bin. Also auch für unsere, gerade für unsere Arbeit, ist ja eine gute innere Balance total wichtig und ein Fundament dafür, dass wir in unserer Arbeit gut sein können.

Jolanthe Maria Bendig [00:58:26]:
Absolut, sehe ich genauso. Ja, danke dir. Was bedeutet Leben für dich und wofür lebst du?

Stefanie Voss [00:58:34]:
Leben bedeutet für mich Menschen berühren und berührt werden und dafür lebe ich. Das ist auch eine Arbeit aus 1 schriftlichen Reflexion, die ich mal gemacht habe und die ich auch selber vermittle. Und da ist für mich mal irgendwann ein entscheidender Satz rausgekommen, dass ich für mich entschieden habe, ja, wir sind ja in so einem, naja, lehrenden, trainierenden, begleitenden Beruf. Wir bringen Menschen viele Dinge bei, wir bringen sie zu Erkenntnissen. Und irgendwie habe ich immer so für mich gedacht, ja, das ist schön, aber es reicht mir nicht. Und irgendwann habe ich für mich den Satz definiert, das war, nachdem meine Schwester verstorben ist und ich auch noch mal so auf den Kopf gestellt hab, was will ich eigentlich wirklich mit meiner Arbeit und mit meiner Zeit im Leben erreichen, dass ich gesagt hab, auf der Welt ist nichts selbstverständlich. Nichts ist selbstverständlich. Und deswegen möchte ich Menschen nicht einfach nur begleiten, lehren, trainieren.
Ich möchte Menschen berühren. Und ich möchte mich auch berühren lassen. Und ich möchte mich auch zeigen. Und ich möchte auch emotional sein dürfen. Und ich habe selber schon in meinen eigenen Seminaren meine Emotionen gezeigt, mir sind auch schon die Tränen gekommen. Ich habe aber mich auch schon, ich habe mich auch schon kaputt gelacht. Ich zeige mich sehr offen und sehr ganz. Und das birgt immer verschiedene Risiken und die sind es mir wert.

Ich bin keine, ja, also ich habe keine Fassade, ich habe kein Kostüm, sondern ich gehe da raus, so wie ich bin. Ich sage auch, was mir durch den Kopf geht und was mich berührt und was mich bewegt und dadurch ecke ich natürlich auch an der einen oder anderen Stelle an. Klar, das ist der Preis und das will ich aber so. Das ist für mich Leben.

Jolanthe Maria Bendig [01:00:30]:
Großartig. Ich sitze hier mit 1 Gänsehaut. Wunderschön. Ich danke dir von Herzen. Das sind so berührende Worte. Du hast mich berührt, also das ist angekommen. Vielen, vielen Dank dafür. Und ich danke dir von Herzen für deine Zeit, dass wir hier schön sprechen konnten.
Und ich danke jetzt schon allen Hörern, die diesen Podcast hören. Nimmt euch die Zeit. Sie ist es wert. Ganz, ganz, ganz großen Dank. Und wie kann man dich erreichen? Wie soll ich das alles in die Shownotes packen?

Stefanie Voss [01:01:01]:
Erst mal freue ich mich, wenn sich jemand nach diesem Podcast ein Blatt Papier nimmt und ein paar Gedanken über sich selbst aufschreibt. Wenn ihr das tut, liebe Hörer, dann sammle ich Karma-Punkte.

Jolanthe Maria Bendig [01:01:14]:
Genau.

Stefanie Voss [01:01:15]:
Dann sammle ich Karma-Punkte, weil ich euch dazu gebracht habe, euch mit euch selbst auseinander zu setzen. Das wäre schön. Ja, wenn ihr mehr von mir erfahren wissen möchtet, googelt einfach mal den Namen Stefanie Voss. Stefanie mit F und die E und Voss V O Doppel S. Mich gibt es bei YouTube, mich gibt es bei LinkedIn, mich gibt es bei Facebook und natürlich gibt es auch die Webseite stefanie-voss.de. Und ja, ich freue mich, wenn ich Menschen mit meinen Inhalten begeistern kann, wenn ich Impulse setzen kann, wenn ich berühren darf. Und Ich bin im Netz ziemlich gut vertreten. Ich komme ja aus der Unternehmenskommunikation.

Stefanie Voss [01:01:49]:
Also, mich im Internet nicht zu finden, ist ganz schön schwer.

Jolanthe Maria Bendig [01:01:54]:
Man schreibt den Namen falsch dann.

Stefanie Voss [01:01:56]:
Ja, aber selbst dann, mit auch verschiedenen Schreibvarianten, bin ich echt, also, ne, ich habe mal Webstrategie als Abteilungsleitung gemacht. Ich hab mich schon zur Zeit mit Facebook und Twitter auseinandergesetzt, als viele im Kommunikationsbereich noch gedacht haben, das ginge wieder weg. Und Kommunikation war ja nur Print. Ja, so alt bin ich auch schon, genau. Und nein, ich bin gut zu finden.

Jolanthe Maria Bendig [01:02:23]:
Mit ganz vielen Erfahrungen.

Stefanie Voss [01:02:25]:
Genau, wenn meine Inhalte Anklang finden, ich publiziere Videos mindestens jede Woche 1 auf meinem YouTube-Kanal, auf meinem Blog. Und ja, möchte gerne Menschen Impulse geben, mit sich selbst in guten Kontakt zu kommen und, ein schönes Schlusswort, zum Leader on my ship zu werden.

Jolanthe Maria Bendig [01:02:44]:
Großartiges Schlusswort. Ich danke dir von ganzem Herzen, Stefanie, vielen, vielen Dank für deine Zeit. Schön, dass du mein Gast warst.

Stefanie Voss [01:02:51]:
Alles Gute für dich. Ja, ich sag auch nochmal danke und wünsche dir weiterhin ganz viel Erfolg mit diesem wunderbaren Format.

Jolanthe Maria Bendig [01:02:57]:
Vielen, vielen Dank.

Jolanthe Maria Bendig [01:03:04]:
Schön, dass Du dabei warst. Danke für Deine Zeit mit Gedanken, Achten, Leben. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die so viel Großes bewirken können. Ich hoffe, du fühlst dich abgeholt und gestärkt. Hat dir dieser Podcast gefallen? Dann folge mir sehr gerne. Und ich freue mich so sehr über deine positiven Bewertungen bei iTunes. Denn durch deine positiven Bewertungen wird dieser Podcast auch anderen Menschen angezeigt. Und so kann ich noch mehr Menschen erreichen.

Danke, danke, danke. Möchtest du mir gern ein Kommentar hinterlassen? Oder brennt dir ein bestimmtes Thema auf der Seele? Dann schreibe mir. In den Show Notes findest du meine Kontaktdaten. Ich wünsche dir nur das Beste. Pass auf dich auf und alles Liebe, deine Jolanthe.

Stefanie Voss mit Stift

KEINEN BEITRAG MEHR VERPASSEN!

Der Newsletter liefert Dir jeden zweiten Dienstag gute Tipps für Business und Karriere. Natürlich kostenlos, aber hoffentlich nicht umsonst.