Stefanie Voss zu Gast beim Podcast Paperwings Consulting von Danny Herzog-Braune
Die Piratenstrategie zeigt, wie du durch Wagemut und Selbstbestimmung deinem Leben deinen eigenen Stempel aufdrückst und Herausforderungen in echte Chancen verwandelst.
Wagemut, Selbstbestimmung und Gänsehautmomente für ein authentisches Leben
In dieser Folge des Paperwings Podcasts spreche ich über mein Buch und die Piratenstrategie, die ich als Wegweiser für ein selbstbestimmtes und mutiges Leben verstehe. Die Piratenstrategie hilft dabei, das eigene Potenzial auszuschöpfen und mutige Entscheidungen zu treffen, statt sich in Routinen oder Komfortzonen zu verlieren.
Worum geht es? Um Wagemut, um die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, und darum, dem Leben seinen eigenen Stempel aufzudrücken – inspiriert von den Prinzipien, die Piraten vor Jahrhunderten lebten.
Ein großes Dankeschön an den Gastgeber, Danny Herzog-Braune, der als Führungskräftetrainer und Resilienzberater einen einzigartigen Raum für inspirierende Gespräche schafft. Mit seiner Expertise in Leadership und Coaching leitet er Interviews, die nicht nur informativ sind, sondern auch zum Nachdenken anregen.
Hier geht es direkt zum Interview:
Links zum Paperwings Consulting Podcast:
Webseite https://paperwings-consulting.de/
LinkedIn https://www.linkedin.com/company/37022105
YouTube https://www.youtube.com/@dannyherzog-braune305
Transkript
Einleitungssprecherin [00:00:05]:
Herzlich willkommen zum Paperwings Podcast, dem Business-Interview-Podcast mit dem Managementberater Danny Herzog-Braune. Danny hilft Führungskräften wirksam und gesund zu führen, Als Führungskräftetrainer, Visualisierungsexperte und Resilienzberater.
Stefanie Voss [00:00:24]:
Wenn ich den ersten Schritt mache, dann mache ich damit auf, dann zeige ich mich damit verletzlich. Und das ist natürlich etwas sehr Vagemutiges in einer Welt, die uns doch meistens eher dafür belohnt, wenn wir ganz stark sind. Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017 Beute machen heißt, schöne Momente in mein Leben bringen, Beziehungen stärken und hört sich jetzt total pathetisch an, ja, aber die Welt, in der ich mich hier bewege, zu einem etwas schöneren, besseren, wertschätzenderen Ort zu machen.
Danny Herzog-Braune [00:00:55]:
Herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, zu einer neuen Paperwings-Podcast-Folge. Heute geht es das Thema, was ist die Piratenstrategie? Für diese Folge habe ich die Managementberaterin und Autorin Stefanie Voss eingeladen. Zur Person. Stefanie Voss ist eine international erfolgreiche Vortragsrednerin, Leadership- und Teamcoachin und Weltumseglerin. Genannt wird sie oft Mrs. Blackbird, die Businessfrau mit der Piratensege. Sie ging mit 16 Jahren als Austauschschülerin in die USA, zog mit 23 für ihren Arbeitgeber nach Argentinien und heuerte mit 25 auf einem Segelschiff an, die Welt zu umrunden. Ihre Weltentdecker-Gene machte sie früh zur Kosmopoliten.
Danny Herzog-Braune [00:01:40]:
Bereits mit 31 Jahren wurde sie Abteilungsleiterin in einem DAX-Unternehmen mit umfassender Budget- und Personalverantwortung. Nach 15 Jahren sehr erfolgreicher internationaler Konzernkarriere änderte sie 2009 ihren Kurs und gründete ihr eigenes Unternehmen. Stefanie Voss zeigt konsequent den Mut zu wagemutigen und ungewöhnlichen Entscheidungen, fernab dessen, was man tun sollte. Ihre Kunden schätzen die außergewöhnliche Segelerfahrung, den Pragmatismus, aber auch die Business-Expertise durch die internationale Führungs- und Management-Erfahrung in Europa, USA und Lateinamerika. Ihre unkonventionellen Keynotes zu den Themen Piratenstrategie, VUCA, Diversity, Agilität und Leadership sind radikal ehrlich und aufrüttelnd. Und sie bringen Menschen ins Handeln. Die interaktiven Team- und Führungskräfteentwicklungsprogramme von Stefanie Voss und ihre zielorientierte Coachingarbeit begeistern Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen. Sie ist für große Konzerne, KMUs, Freiberufler und den sozialen und öffentlichen Bereich im Einsatz.
Danny Herzog-Braune [00:02:44]:
Ihre Kundenliste umfasst Unternehmen und Organisationen wie Audi, Bayer, BASF, Bosch, Covestro, Daimler, Diakonie, Michael Page, Nespresso, Pfizer, Roche und so weiter und viele, viele andere. Stefanie Voss ist Jahrgang 1974 verheiratet und hat zwei Kinder und lebt in der Nähe von Düsseldorf. Zum Buch die Piratenstrategie Leben ohne Wenn und Aber. Sie sehnen sich nach Lebendigkeit, Selbstbestimmung und einen Hauch von Abenteuer? Dann lassen sie sich von Piratinnen und Piraten inspirieren. Die Weltumseglerin, Coaching-Expertin und erfolgreiche Business-Piratin Stefanie Voss zeigt in ihrem Buch, wie man dem Leben mehr Gänsehautmomente beschert. Wagemutig handeln statt abwarten, Herausforderungen anpacken statt in Routinen gefangen bleiben. Das ist ihr Credo. Sie bietet eine Schritt-für-Schritt-Anleitung sowie Tipps und Strategien, die eigenen Potenziale voll ausschöpfen.
Danny Herzog-Braune [00:03:40]:
Die Piraten-Strategie heißt, drücken Sie dem Leben Ihren eigenen Stempel auf. Ich freue mich sehr, dass sie heute hier ist. Herzlich willkommen, liebe Stefanie.
Stefanie Voss [00:03:50]:
Hallo, Danny. Ich freue mich, dass ich hier sein darf.
Danny Herzog-Braune [00:03:53]:
Ich habe im Intro schon ein, zwei Worte für dich gefunden. Aber wärst du so lieb und würdest dich mit eigenen Worten vorstellen und uns
Stefanie Voss [00:04:00]:
sagen, wie du
Danny Herzog-Braune [00:04:00]:
der Mensch wurdest, der du heute bist.
Stefanie Voss [00:04:03]:
Mit eigenen Worten. Ich bin ein neugieriger Mensch, ich bin ein offenherziger Mensch. Ich bin eine Mutter von zwei großartigen Jungs. Beruflich bin ich Business-Piratin, so heißt das. Ich bewege mich im Bereich Coaching, Speaking und Workshops. Und ich bin Weltumseglerin. Warum bin ich so, wie ich bin? Ich hatte das große Glück, in eine Familie geboren zu werden, in der ich von Anfang an das Gefühl bekommen habe, ich kann meinen Weg auf meine Art und Weise gestalten. Und genau das habe ich gemacht.
Stefanie Voss [00:04:42]:
Mhm.
Danny Herzog-Braune [00:04:43]:
Wie ist denn der Titel und das Buch entstanden?
Stefanie Voss [00:04:47]:
Den Titel, den gibt es eigentlich schon sehr, sehr lange, weil das Buch letztendlich das Produkt eines Vortrags ist. Ich habe vor vielen, vielen Jahren angefangen als Keynote-Speakerin Vorträge zu halten und habe zunächst mal einen Vortrag über meine Weltumseglung gemacht. Und den habe ich oft gemacht und den mache ich auch immer noch sehr gerne. Aber irgendwann dachte ich mir so, Mensch, du musst doch neben der Segelreise auch mal über was anderes sprechen können. Und zufällig bin ich auf Piraten in Bezug auf Leadership-Prinzipien aufmerksam geworden, weil Piraten tatsächlich vor 400 Jahren schon ziemlich moderne und innovative Vorstellungen von Führung hatten. Dann habe ich die Piraten immer mehr recherchiert, dann ist daraus ein Vortrag geworden. Naja, und dieser Vortrag hieß die Piraten-Strategie. Und der Vortrag läuft jetzt auch schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich und immer wieder haben Leute gesagt, Mensch, dazu müsste es doch ein Buch geben.
Stefanie Voss [00:05:37]:
Ja, und dann habe ich jetzt das Buch dazu geschrieben und das heißt eben genauso wie der Vortrag, Leben ohne Wenn und Aber ist nicht der Untertitel des Vortrags, Aber das kam dann ehrlicherweise auch noch vom Verlag dazu. Und ich finde den Titel einfach großartig, auch den Untertitel. Und ja, identifiziere mich jetzt auch so richtig damit.
Danny Herzog-Braune [00:05:55]:
Ja, ich hab dich eben schon, dein Buch quasi eben schon gelobt im Sinne, hat auch ein sehr freshes Cover, schöner Graffiti-Look. Ein bisschen digital, ein bisschen vintage, ziemlich cool, coole Farben. Wer ist denn die Zielgruppe deines Buches?
Stefanie Voss [00:06:09]:
Die Zielgruppe meines Buches sind Menschen, ich sag immer so gerne, in der Lebensmitte. Das mein ich aber breit gesprochen. Also von irgendwas 30 bis wahrscheinlich irgendwo so Mitte 60. Und es sind meistens Menschen, die das Thema sehr, sehr anspricht, die so das Gefühl haben, ja, es läuft irgendwie ganz okay, aber es fehlt auch was. Und was da fehlt und wie sie das Fehlende erreichen können. Oder wie sie Kleinigkeiten in ihrem Leben verändern können, doch mehr dem Leben den eigenen Stempel aufdrücken zu können. Das ist das, was die Menschen dazu bewegt, meine Vorträge zu hören, aber eben auch dieses Buch zu kaufen.
Danny Herzog-Braune [00:06:48]:
Jetzt könnte ich ja sagen, jetzt gehst du hier mit Freibeutern, mit Kriminellen ins Marketing rein. Das heißt, eigentlich aussätzige Kriminelle. Warum dienen dir Piraten als Vorbilder?
Stefanie Voss [00:07:00]:
Wenn man über Piraten nicht viel weiß, dann hat man natürlich sofort das Verbrecherbild im Kopf. Und was ganz wichtig ist, und was ich auch im Buch direkt zum Einstieg erwähne, ich beziehe mich nicht auf das, was gerade vor dem Horn von Afrika passiert. Das ist zwar Piraterie im Sinne von, so wird’s genannt. Das ist aber eigentlich organisierte Kriminalität, die zufälligerweise auf Schiffen stattfindet. Die Metapher der Piraterie, so wie ich sie verwende, bezieht sich auf das, was wir ungefähr vor 400 Jahren meistens in der Karibik erlegt haben. So dieses goldene Zeitalter der Piraterie. Und man muss sich einfach mal fragen, warum gab es eigentlich da so viele Piraten? Warum sind die alle Piraten geworden? Ich meine, man wurde mit der Todesstrafe bestraft Und nicht alle haben wahnsinnige Beute gemacht. Es gab einen ganz einfachen Grund.
Stefanie Voss [00:07:49]:
Das waren Menschen, die sozialrebellisch unterwegs waren. Das waren zum allergrößten Teil ganz einfache Seeleute, die in der Handels- oder Kriegsmarine gearbeitet haben. Und die aber in ihren Arbeitsbedingungen ausgenutzt wurden und unterworfen wurden, wirklich auf das Bitterste. Und diese Menschen in ihrem legalen Leben waren im Grunde genommen moderne Sklaven, auch wenn sie Engländer waren oder Schotten oder Franzosen oder Holländer. Die wurden einfach wirklich, wirklich, wirklich auf das Bitterste ausgenutzt. Die haben sich meistens entschieden, in die Piraterie zu gehen, weil das ein Weg war, in Freiheit und Selbstbestimmung zu leben. Und meistens auch der einzige Weg. Und deshalb hatten sie zwar ein illegales Leben, aber dann eben doch ein freies Leben.
Stefanie Voss [00:08:37]:
Und deswegen gab es auch so einen Zulauf in der Piraterie, weil in der Handels- und Kriegsmarine, ja, die Leute wurden auf das Beschissenste ausgenutzt.
Danny Herzog-Braune [00:08:47]:
Du hast gerade das Thema schon ein bisschen angesprochen, Freiheit. Also tatsächlich, ich habe jetzt auch das Bild offener Meere im Kopf, Abenteuerlust. Es gibt inzwischen viele unterhaltsame Filme zu dem Thema. Aber wie kann ich frei leben, ohne alle gesellschaftlichen Grenzen zu sprengen?
Stefanie Voss [00:09:05]:
Was beim freiheitlichen Leben häufig bei den Menschen im Kopf ist, auch wenn ich von meiner Weltumsegelung erzähle, ist dieses, ich muss mein Haus verkaufen, mein Auto verkaufen und ich muss ab in die Südsee. Das ist ja so der große Traum. Und ehrlicherweise, ich halte diesen Traum für totalen Quatsch. Also ab durch die Mitte und alles hinter mir lassen, das mag sich nach Freiheit anhören, aber das ist natürlich eine total unsoziale Art von Freiheit. Das funktioniert ja auch für die allermeisten gar nicht. Und uns binden ja auch Dinge hier. Und was ich meine mit dem Buch und auch mit dieser Piraten-Metapher, ohne alle Grenzen zu sprengen, du kannst auch ein durchaus freies und selbstbestimmtes Leben führen in deinem Kontext, in dem du dich bewegst. Also in deinem Job und in deiner Familie und in deinem Freundeskreis und in deiner Community, in der du lebst.
Stefanie Voss [00:09:55]:
Es gibt ganz viele Stellschrauben, die wir häufig einfach übersehen oder irgendwie noch nie richtig wahrgenommen haben, an denen wir drehen können, das Gefühl zu bekommen. Und diese Selbstbestimmung auch im ganz normalen Alltag umzusetzen. Und auf diese Knöpfe, an denen wir da drehen können, Auf die will ich mit dem Buch hinaus, die möchte ich sichtbar machen und ich möchte natürlich Menschen einladen eben an diesen Knöpfen zu drehen, anstatt so das Gefühl zu haben, naja alles plätschert halt irgendwie so vor sich hin und so richtig cool ist es irgendwie nicht.
Danny Herzog-Braune [00:10:28]:
B2 Jetzt würde ich da direkt mal in die Praxis reingehen. Du bist ja auch im Bereich Coaching unterwegs. Vielleicht kannst du mal im Durchschnittlichen, im Sinne von Querschnittlichen, Coaching von dir beschreiben. Und was so die Stellschrauben sind, wo du sagst, hier kannst du mal die Augenklappe nehmen und das Karpamesser. Hier kannst du einfach mehr Pirat oder Piratin sein.
Stefanie Voss [00:10:49]:
Ja, die klassische Coachingfrage, die natürlich sich ganz häufig stellt, ist irgendwas rund zwischenmenschliche Konflikte. Also es kommt jemand ins Coaching und hat ein Thema mit Chef oder Chefin, mit Kollege oder Kollegin oder auch in einem größeren Kontext, zum Beispiel in einem Projektteam oder ähnliches. Und das, was ich dann anleite durch das Coaching und was natürlich auch sich im Buch ein Stück weit wiederfindet, ist, was ist eigentlich ein wagemutiger Umgang mit Konflikten? Und ganz klar ist natürlich, Aussitzen ist eine sehr schlechte Strategie, wird aber von sehr vielen menschen gewählt dann gibt es natürlich dieses sich zurückziehen auf meine position die anderen sind schuld ich kann doch gar nichts dafür und wagemutig ist es und das ist ja so der Untertitel, der in dem Buch immer so mitschwingt, wie kann ich wagemutig sein wie ein Pirat? Wagemutig ist es, wenn ich sehr große Anstrengungen unternehme, dass ich der Erste bin, der den Konflikt anspricht, löst, immer wieder den ersten Schritt gehe, von meiner Seite aus aufmache. Also wenn ich diejenige bin oder derjenige bin, der wirklich sehr aktiv und bewusst und ja, auch vehement daran arbeitet, dass sich Beziehungen wieder verbessern, wieder klären, dass sich Missverständnisse auflösen. Das ist wagemutig, weil es uns natürlich aus der Komfortzone rausbringt. Warum verharren wir so oft? Warum sitzen wir Konflikte so gerne aus? Ja, weil es total unangenehm ist, der erste zu sein, der hingeht und sagt, habe ich vielleicht irgendwas falsch gemacht? Was kann ich tun, dass sich das verändert? Wie kann ich dazu beitragen, dass sich eine Situation auflöst? Wie kann ich eine Beziehung wieder reparieren? Wenn ich den ersten Schritt mache, dann mache ich damit auf. Dann zeige ich mich damit verletzlich. Das ist etwas sehr Vagemutiges in einer Welt, die uns doch meistens eher dafür belohnt, wenn wir ganz stark sind.
Danny Herzog-Braune [00:12:42]:
Ein bisschen stereotypisch reinzugehen, klischeehaft. Ist das eher ein Frauenthema als ein Männerthema, diesen Wagemut zu zeigen zu sollen?
Stefanie Voss [00:12:54]:
Also natürlich haben wir dieses Bild, dass der Mann eher mutig und stark ist und die Frau eher nicht so. Ich glaube, es gibt für beide Geschlechter viele Dinge, wo sie ihren Wagemut trainieren können. Wenn wir in dem Stereotyp rauchen, wäre für mich wagemutig, wenn Männer sich weicher und verletzlicher zeigen. Für Frauen wäre es sicherlich wagemutiger, wenn sie ab und zu Stärke demonstrieren würden und sich abgrenzen würden und auch mal etwas, sagen wir mal, selbstbewusster und forscher auftreten würden. Du kannst es ganz individuell auf jede einzelne Person zuschneiden und sagen, okay, wo bist du denn schon gut unterwegs und wo sind denn deine Entwicklungsschritte? Und Wagemut heißt ja, dass ich mich meinen Entwicklungsschritten stelle und die auch wirklich bewusst angehe.
Danny Herzog-Braune [00:13:39]:
Ja, finde ich ein super Beispiel, weil es gehört, also gerade auf die Männer übertragen, Haarspast in den Raum zu stellen, zu sagen, ist für die halt nicht so schwer. Aber das emotionale Öffnen, das ist halt die Planke, über die man springen muss quasi, in den weiten Ozean zu gehen. Und mit der Angst natürlich vor dem emotionalen Ertrinken des Mannes. Von daher sind das unterschiedliche Schwerpunkte, die den Mut dann, glaube ich, geschlechterspezifisch erfordern.
Stefanie Voss [00:14:05]:
Ja, auf jeden Fall.
Danny Herzog-Braune [00:14:07]:
Du sagst auch, es gibt eine Formel für Vagemut. Was ist denn deine Vagemuterfolgsformel?
Stefanie Voss [00:14:12]:
Ja, die Erfolgsformel lautet P mal W gleich Erfolg. Und das P steht für Potenziale und das W steht für den Vagemut. Und worauf ich hinaus will, die allermeisten Menschen haben unglaubliche Potenziale, sie haben unglaubliche Fähigkeiten und Talente, sie wissen eine ganze Menge, Sie lernen Fremdsprachen, sie lesen Sachbücher. Also sie eignen sich wirklich permanent neue Dinge an. Und dann fehlt aber, und wenn man das jetzt Burschikos ausdrücken würde, würde man sagen, es fehlt der Arsch in der Hose, das auch umzusetzen. Und das ist der Vagemut. Nur weil ich ein Seminar gemacht habe über gute Konfliktgespräche, heißt das ja noch lange nicht, dass ich einen Konflikt auch wirklich anspreche. Ja, nur weil ich, sagen wir mal, irgendein neues Fachthema aufgearbeitet habe und mich da richtig reingefuchst habe, heißt das ja noch lange nicht, dass ich, wenn ich in der Besprechung sitze mit meinen Kolleginnen und Kollegen und mein Chef vertritt eine Meinung, die einfach sachlich falsch ist, dass ich mich da hinstelle und sage, das ist ganz anders und so und so und so ist die Lage aber eigentlich.
Stefanie Voss [00:15:16]:
Also Dinge können, ist super wichtig. Dinge wissen, ist auch super wichtig. Ich muss aber auch die Fähigkeit haben, im entscheidenden Moment den Adrenalinschub auszuhalten, den es natürlich mit sich bringt, wenn ich mich dann auch äußere und einbringe. Und das ist die Wagemut-Erfolgsformel.
Danny Herzog-Braune [00:15:34]:
Finde ich ein Spitzenbeispiel. Ich habe letztens einen Workshop gehabt, wo es Vertrauen ging. Und im Unternehmen, in der Institution, es geht Vertrauen. Und dann habe ich ein bisschen beschrieben, was so Vertrauen ist. Und hui, hui, hui, war da plötzlich Energie in dem Raum. Also wenn man das Thema aufmacht, dann kann extrem viel passieren und das ist glaube ich genau das, wo man sagt, okay, wenn wir die, ich nenne es auch mal die Büchse der Pandora gerade öffnen, die kann extrem befreiend sein. Aber das ist natürlich dann wirklich Vagemut, sich diesen tieferen Themen auch zu stellen.
Stefanie Voss [00:16:07]:
Vertrauen ist ja ein total schönes Thema. Er knüpft an an das, was wir gerade gesagt haben. Zu wem hast du wirklich Vertrauen? Du hast zu den Menschen wirkliches Vertrauen, die sich dir gegenüber auch verletzlich zeigen. Jemand, der immer nur stark ist, den kann ich bewundern. Den kann ich toll finden. Aber Vertrauen entsteht da, wo mir jemand seine verletzliche Seite zeigt und eben darauf vertraut, dass ich nicht mit dem gezückten Messer da stehe und in diese verletzliche Seite reinsteche. Das ist ja die Basis von Vertrauen, ist Verletzlichkeit.
Danny Herzog-Braune [00:16:40]:
Du sagst in deinem Buch auch, man sollte sich die Fragen stellen, yes, but Oder why not? Was verbirgt sich dahinter?
Stefanie Voss [00:16:49]:
Es geht eben darum, von einer Yes-Butter-Haltung, so nenne ich das gerne, in eine Why-Not-Haltung zu kommen. Ich finde die englischen Begriffe schicker als die deutschen. Es gibt Unfassbar viele Ja-aber-Menschen. Wir sind alle umgeben von Leuten, die uns wirklich notorisch erklären, dass das nicht funktioniert. Ja, aber das ist schwierig. Ja, aber das hat noch nie geklappt. Ja, aber das hat doch schon mal jemand versucht und ist damit auch gescheitert. Also, Skeptiker sind überall zu finden.
Stefanie Voss [00:17:20]:
Es ist ja auch nichts daran grundsätzlich verkehrt, sich mal ein paar Gedanken und Sorgen zu machen. Ich glaube aber, dass wir davon sehr, sehr, sehr durchseucht sind, von dieser Ja-Aber-Haltung, Ehrlicherweise gerade in Deutschland. Die Deutschen sind ja sehr gerne sehr skeptisch. Und ich hab bei mir selber einfach gemerkt, immer wenn ich so ein Ja-Aber entgegengeworfen kriege, dass bei mir mittlerweile so ein Mechanismus da ist, wenn ich ein Ja-Aber höre, dann denke ich automatisch, ja, warum denn nicht? Also, das ist so eine Formel. Und ich lade Menschen eben dazu ein, je mehr Ja, abers sie hören, immer wieder zu überlegen, ist das wirklich valide oder gibt’s nicht ein Warum nicht, was mindestens genauso valide ist. Und so kann ich, wenn ich von vielen Skeptikern umgeben bin, und das sind wir fast alle, skeptische Menschen gibt’s überall, so kann ich quasi trainieren, immer wieder einen Perspektivwechsel zu üben. Ich krieg ein Ja-Aber und guck mir das an und sag okay und was ist denn die warum nicht Seite davon und kann also so quasi immer wieder automatisiert so einen gedanklichen Switch machen in eine andere Perspektive. Und den halte ich für sehr wichtig, wenn wir wagemutig leben wollen.
Danny Herzog-Braune [00:18:30]:
Ja, finde ich auch ein spitztes Beispiel. Ich habe letztens noch im Workshop gehabt, da haben wir eine schöne Übung gemacht, das ist gerade passend dazu. Da sollten zwei Leute eine Diskussion über, beispielhaft über 120er Tempolimit führen. Und der eine sollte dafür und der andere dagegen sein. Aber der zweite, der eine bringt sein Argument dafür rein, und der zweite Gegenpart musste aber erst, paraphrasierend, das erste Argument wiederholen. Das heißt, hab ich dich richtig verstanden? Ja. Das Interessante ist, dann kommt man aus diesem Reflex raus, sofort Ja, aber zu gehen, sondern erstmal kognitiv das Argument aufzunehmen. Und das bewirkt schon extrem viel.
Danny Herzog-Braune [00:19:11]:
Und das ist genau diese Haltung. Dann kann man sein Argument bringen und dann muss das Gegenüber wieder sagen, ich übernehme das Argument, paraphrasiere es und wiederhole es. Und das macht halt neurologisch schon eine ganze Menge aus. Und das ist, glaube ich, auch genau diese Thematik, die wir in Deutschland haben mit Bedenkenträgern. Und du sagst ja auch, es gibt eine Bedenkenträger-Challenge. Was ist denn die?
Stefanie Voss [00:19:31]:
Ja, die Bedenkenträger-Challenge ist genau das. Also Immer wieder die Bedenkenträger in meinem Leben nicht zu verdrängen oder mich von ihnen abzuwenden, sondern zu sagen, die dürfen ja da sein und die dürfen mir auch alle ihre Bedenken servieren. Und ich nutze einfach diese Bedenken immer wieder als Sprungbrett, zu gucken, wo ist denn mein Warum-nicht? Was treibt mich dennoch an? Wo kann ich den Bedenkenträgern mit einer guten Kontra-Argumentation, Wie kann ich deren Input nutzen, für mich dann mein Warum nicht immer stärker werden zu lassen? Genau.
Danny Herzog-Braune [00:20:06]:
Du sprichst in deinem Buch auch von einem Pippi Langstrumpf Prinzip. Was verbirgt sich dahinter?
Stefanie Voss [00:20:10]:
Ja, Pippi Langstrumpf ist ja eine Piratentochter. Deswegen musste die natürlich unbedingt ins Buch. Und ich habe mich einfach mal gefragt, was macht eigentlich Pippi Langstrumpf als Figur so erfolgreich? Wir kennen sie alle, sie ist interkulturell ein absoluter Star. Du kannst in verschiedene Länder, Altersgruppen gehen. Die Leute finden Pippi cool. Was ist das Besondere an Pippi Langstrumpf? Es geht in meinem Buch häufig geschriebene und ungeschriebene Regeln. Ungeschriebene Regeln, das sind die Konventionen, alles das, was uns so umherwabert. Das Interessante bei Pippi Langstrumpf ist, die ist ohne Regeln, vor allem ohne ungeschriebene Regeln, aufgewachsen.
Stefanie Voss [00:20:49]:
Das ist so ein Mensch, der ist frei von jeglichem So-macht-man-das. Das kennt die gar nicht. Deswegen handelt die auf eine sehr optimistisch-fröhliche, aber natürlich auch unkonventionelle Art. Das finden wir alle sehr cool. Also, da haben wir eine große Bewunderung für. Und wenn du dir dann, im Gegensatz zu Pippi, die Nachbarstochter Annika anguckst, die immer Angst hat, oh, mein Kleid wird dreckig, was wird die Mutter sagen, und wir können doch nicht dies machen, das macht man doch nicht, und dies darf man nicht, und das soll man nicht, dann bemitleiden wir Annika so ein bisschen. Wenn wir gerade die beiden auch noch so im Wechselspiel sehen. Und das Interessante ist doch, dass wir uns alle, und ich schließe mich da gar nicht aus, wir verhalten uns ziemlich häufig wie Annika.
Stefanie Voss [00:21:34]:
Wir gehen oft durchs Leben und sagen, ja, aber das darf man doch nicht und das macht man doch nicht. Und ja, sowas sollte man doch auch nicht tun. Und ich denke halt, Mensch, Leute, lasst uns mal ein bisschen mehr wie Pippi sein. Also es geht ja nicht darum, grundsätzlich Gesetze zu brechen und jetzt irgendwie räuberisch tätig zu werden, aber an wie vielen Stellen verkneifen wir uns etwas, was gar nicht verboten ist, nur weil man das eben normalerweise nicht so macht und da möchte ich die Leute rausholen.
Danny Herzog-Braune [00:22:03]:
Ja, also ich glaube es gibt so ganz viele Anpassungen in der Gesellschaft, wo man sich ungeschriebenen Gesetzen beugt und sich damit selber irgendwo unterdrückt, wo man sich eigentlich freier ausleben könnte.
Stefanie Voss [00:22:17]:
Ja und es sind manchmal so banale Kleinigkeiten. Vor ein paar Tagen stand ich an der Supermarktkasse. Vor mir fehlte jemanden irgendwie, fehlten zehn Cent, damit er sein Kleingeld irgendwie nutzen konnte. Dann muss er den 50-Euro-Schein rausholen. Dann hab ich schnell ins Portemonnaie gegriffen und hab dem 10 Cent gegeben. Der wollte die gar nicht annehmen. Ich sage, bitteschön, ich schenke Ihnen das. Ich sammle hier gerade Karma-Punkte fürs Universum.
Stefanie Voss [00:22:41]:
Keine Ahnung. Das ist so, ja, aber man verschenkt doch nicht an einen wildfremden Menschen 10 Cent. Ja, warum denn nicht? Ja, aber ist das verboten? Und das sind so die vielen, vielen, vielen Kleinigkeiten, die irgendwie in uns drin sitzen. Und was ich so gefährlich finde, ist, wir sind uns oft überhaupt nicht bewusst, wie sehr uns das alles steuert. Und ja, der Schritt geht eben über das sich bewusst machen, was mich da alles steuert, was es alles so für Konventionen gibt und dann aber eben sehr bewusst zu sagen So, und die breche ich jetzt einfach mal, einfach auch mal für mich die Erfahrung zu machen, es gibt eben auch andere Wege und Möglichkeiten, Situationen zu gestalten. Und meistens ist das dann auch noch, ja nicht immer, aber sehr oft ist es auch noch sehr freudvoll. Also es ist auch noch ein Moment, der irgendwie in Erinnerung bleiben kann.
Danny Herzog-Braune [00:23:33]:
Jetzt hast du ganz piratenuntypisch gesagt, dass du Geld weggibst. Aber eigentlich machen Piraten ja Beute. Wie kapern denn die das Leben? Wie macht man als Piratin Beute?
Stefanie Voss [00:23:45]:
In meiner Metapher, so wie ich sie benutze, heißt Beute machen letztendlich auch, dem Leben einfach schöne Momente zu bescheren. Und das kannst du natürlich auch dadurch, dass du Dinge verschenkst und sei es, dass du ein Lächeln verschenkst oder dass du eine Übung im Buch ist, einfach mal ganz viel Danke sagen. Ich mache in meinen Workshops häufiger mal zu irgendeinem Einstiegsthema, frage ich so, ja, also es geht Veränderung. Wer von euch wünscht sich eigentlich, dass die Welt ein wertschätzenderer Ort ist? Dass wir uns einfach mehr gegenseitig Danke sagen, dass Menschen sich mehr gegenseitig anerkennen und wertschätzen. Kannst dir vorstellen, alle Hände gehen hoch. Ist ja klar, möchte gerne jeder. Und dann kommt die Frage, wie oft hast du denn heute schon dich herzlich bedankt? Bei all den vielen Menschen, die heute schon irgendwas für dich getan haben. Und das sind ja ziemlich viele.
Stefanie Voss [00:24:34]:
Das ist natürlich im familiären Kontext, das ist aber auch der Busfahrer, das ist auch die Müllabfuhr, die vorbeikommt. Da kann ich doch auch mal zurufen, super, danke, dass ihr euren Job jeden Tag macht. Finde ich großartig. Das können alle möglichen Dinge sein. Das meine ich mit Beute machen. Beute machen heißt, schöne Momente in mein Leben bringen, Beziehungen stärken. Hört sich jetzt total pathetisch an, aber die Welt, in der Ich mich hier bewege, zu einem etwas schöneren, besseren, wertschätzenderen Ort zu machen. Das ist auch die Art und Weise, wie ich finde, wie Beutemachen gut funktionieren kann.
Stefanie Voss [00:25:08]:
Und ich habe natürlich auch nichts gegen finanzielle Beute, ja, ganz klar. Aber es gibt eben viel, viel, viel mehr als den finanziellen Aspekt, wenn es darum geht, dem Leben, im Leben Beute zu machen.
Danny Herzog-Braune [00:25:20]:
Ja, ich finde das ein super Beispiel, wenn wir jetzt gucken, wir sind ja auch ein Business-Podcast, wenn es ums Thema Wertschätzung geht, was viele Führungskräfte manchmal vergessen, wenn es Mitarbeiterbindungen etc. Geht. Es geht ja nicht immer extremistische Motivatoren wie ein Bronos, aber einfach mal dieses ganz einfache, schnelle, kurze Feedback, guter Job, danke für deinen Einsatz, danke was du gemacht hast, kostet 5 Sekunden, mehr nicht. Und ist aber so wertvoll und So eine Bereicherung oder auch was du sagst im Alltag, wenn ich zum Beispiel einen Mann sehe, wo ich sage, der hat schöne Sachen an, selbst als heterosexueller Mann tue ich mir keinen ab, wenn ich sage, ey, coole Schuhe oder schicke Hose. Wirkt erstmal für Irritationen, weil man dann irgendwas als Hintergedanken hat, aber eben das ist es halt nicht. Und da glaube ich, da darf unsere Gesellschaft, vor allem die deutsche Gesellschaft, ich glaube die Amerikaner sind da viel weiter, das darf man glaube ich noch lernen. Und ich glaube, ich fühle mich hier auch gut und das darf man ja neurowissenschaftlich auch nicht verleugnen. Wenn ich gute Gedanken habe und positive Gedanken habe, bekomme ich einen positiven Kreislauf und nicht einen negativen.
Danny Herzog-Braune [00:26:21]:
Wenn ich jemandem etwas Positives tue, belohnt mich mein Gehirn dafür. Das dürfen wir uns wieder zu eigen machen.
Stefanie Voss [00:26:28]:
Das dürfen wir uns zu eigen machen. Und vielleicht noch eine Ergänzung dazu. Ich finde auch, ja, die Führungskräfte, denen wird ja immer gesagt, ihr müsst mehr wertschätzen, ihr müsst mehr wertschätzen. Ich finde aber auch, ich sage jetzt mal ein bisschen böse, der ganz normale Mitarbeiter, der darf auch mal seinen Chef oder seine Chefin loben. Ja, also es geht ja in alle Richtungen. Also das ist, die Führungskräfte kriegen häufig auch wenig Wertschätzung. Und ich finde, auch wenn mein Chef oder meine Chefin irgendwas richtig gut gemacht hat, dann kann ich da genauso gut mal sagen, fand ich total cool. Oder dafür bewundere ich dich.
Stefanie Voss [00:27:00]:
Oder Mensch, das hast du toll gemacht oder wie auch immer. Ja, das geht in alle, alle, alle Richtungen, dass wir uns einfach mal gegenseitig mehr spiegeln können, wofür wir uns auch anerkennen. Und das kannst du in allen Rollen deines Lebens umsetzen.
Danny Herzog-Braune [00:27:15]:
Wir sind da genau, glaube ich, schon drin. Viele haben ja so eine alltägliche Unzufriedenheit. Also hier in Bayern würde man sagen, sogar Grandler.
Stefanie Voss [00:27:23]:
Das finde
Danny Herzog-Braune [00:27:23]:
ich einfach ein schönes Wort. Wie kann es denn gelingen, aus dieser alltäglichen Unzufriedenheit herauszukommen?
Stefanie Voss [00:27:28]:
Also erst mal würde ich sagen, Selbstverantwortung. Also wenn ich meine Unzufriedenheit am Wetterfest mache, an meinen doofen Kollegen, an meinem nicht funktionierenden Auto oder an was auch immer, ja, viel Spaß damit. Damit gibst du die Verantwortung aus der Hand. Ich würde immer sagen, ich habe die allererste und größte Verantwortung dafür, dass es mir in meinem Leben gut geht und dass ich aus dieser Grantelstimmung rauskomme. Und dann genau die Frage, was kann ich eigentlich heute dafür tun, dass ich heute einen guten Tag habe? Gibt eine schöne Reflexionsfrage. Gehst morgens jeden Morgen, Wenn du dir die Zähne putzt, guckst du in den Spiegel und sagst, da im Spiegel ist eine Person, mit der ich den ganzen Tag verbringe. Was kann ich dafür tun, dass diese Person heute einen insgesamt guten Tag verlebt? Da kann ich mir überlegen, was könnte ich tun? Ist es der Moment, in dem ich mir für fünf Minuten in Ruhe einen leckeren Cappuccino gönne? Ist es, dass ich mir auf irgendeine andere Art und Weise etwas Gutes tue? Oder ist es, wie du grade so schön beschrieben hast, dass ich mich bei anderen Menschen bedanke, da gute Gefühle auslöse, und die kommen ja dann eben auch zu mir zurück. Also für mich fühlt es sich ja auch gut an, wenn ich merke, ich bin einer guten Verbindung zu anderen Menschen.
Stefanie Voss [00:28:38]:
Also ich glaube, dass die Unzufriedenheit und dieses alltägliche das ist eine Frage von Selbstverantwortung. Menschen, die in echter Selbstverantwortung leben, die können das steuern.
Danny Herzog-Braune [00:28:52]:
Du gehst in deinem Buch auch auf die Sinnhaftigkeit ein. Wir wissen aus der Salutogenese, aus der Gesundheitswerdung, dass Sinnhaftigkeit ein elementarer Baustein ist. Wie kann ich denn meinen Sinn einzahlen?
Stefanie Voss [00:29:07]:
Viele Menschen, das ist ein großer Irrtum, glauben, dass ihr Job ihnen Sinn geben muss. Ich beschreibe im Buch zwei Konten, die wir in unserem Leben in der Regel ganz gerne füllen wollen, im beruflichen Kontext. Wir wollen nämlich ein Geldkonto füllen, wir wollen Geld verdienen. Und wir wollen ein Sinnkonto füllen. Und ich beschreibe im Buch die Idee, das ein Stück weit voneinander zu trennen. Weil es gibt einfach manche Jobs, und das ist meiner Meinung nach die Ausnahme, die füllen tatsächlich beides. Also, du verdienst Geld und du hast wirklich eine richtig sinnhafte Tätigkeit, die dich wirklich tief glücklich macht und an der du wachsen kannst. Und ich zähle mich zu den Menschen, zu den wenigen, glaube ich, sehr glücklichen Menschen, bei denen das so ist.
Stefanie Voss [00:29:52]:
Mein Job macht mir wahnsinnig viel Spaß. Ich kann jeden Tag was Neues lernen und tatsächlich verdiene ich damit auch vernünftiges Geld. Ich glaube, die große, große Mehrheit der Jobs ist so, wir verdienen damit Geld, sie sind okay, aber so richtig sinnerfüllend sind sie nicht. Und ich meine, das darf so sein. Ich glaube nicht, dass es für uns alle die glückselig machenden Jobs da draußen gibt. Sondern ich glaube, dass wir eine Verantwortung haben, wenn unser Job eben nur ganz okay ist und das Geldkonto aber vernünftig füllt, dann hab ich halt die Aufgabe, mir eine andere Tätigkeit, Aktivität, Hobby, was auch immer es ist, zu suchen, die meinen Sinn erfüllt, die mein Sinnkonto, ja, auffüllt. Und das kann alles sein von einem ehrenamtlichen Engagement, aber vielleicht auch einfach von dem, mich sehr stark einbringen in meiner Familie, von irgendwelchen besonderen Hobbys, die mich einfach sehr fordern und mich entwickeln. Das kann ganz unterschiedlich sein.
Stefanie Voss [00:30:48]:
Ich glaube aber, diese Suche nach, wir alle müssen den Job finden, der unendlich perfekt ist und auch noch super bezahlt. Ich sage immer, 5% der Leute haben das und die machen die anderen 95% völlig fertig mit ihrem Glückseligkeitsgedusel. Und Deswegen trenne ich das ganz gerne voneinander. Übrigens auch in meinen Coachings gehe ich da mit meinen Klienten sehr hart in die Analyse. Manche Jobs sind einfach, die sind in Ordnung, dafür ist aber das Schmerzensgeld einfach sehr sehr hoch und dann muss ich mein Sinnkonto woanders füllen.
Danny Herzog-Braune [00:31:23]:
Ich nehme da gerne den Satz, auf der Suche nach dem Besseren verlierst du das Gute.
Stefanie Voss [00:31:28]:
Ja, ganz genau.
Danny Herzog-Braune [00:31:31]:
Also viele sind sich, du kennst es ja auch als Selbstständige, wenn man dann in KMUs unterwegs ist, in Konzernen, wo wir das mittlere Management haben, die alle schon sehr gut verdienen, aber die dann eine hohe Unzufriedenheit mit ganz vielen Sachen haben, die aber zu wenig gespiegelt kriegen, wie es einfach anderen geht. Ich glaube, da ist man viel in seiner eigenen Bubble und reflektiert nicht mehr. Und genau was du sagst, diese Suche nach dem Purpose, ich glaube, bei manchen Sachen kann man das auch im beruflichen Kontext, darf man das nicht zu hoch aufhängen. Manchmal bin ich halt einfach nur der Verpacker, manchmal bin ich einfach nur ein Prozessglied in dem Ganzen. Und so wie du es sagst, dann darf ich meine Werte, und da kommen wir gleich drauf zu sprechen, woanders auffüllen, die Sinnhaftigkeit. So wie du sagst, im Ehrenamt, bei der Feuerwehr, wo ich sage, ich gebe der Gesellschaft wirklich was zurück, was mir in meinem Beruf jetzt erst mal nicht so offensichtlich erscheint.
Stefanie Voss [00:32:26]:
Ganz genau. Und ich finde, das ist, Wie du sagst, man muss sich immer wieder spiegeln, warum gehe ich hier jeden Tag hin? Das ist auch so eine schöne, provokative Frage, die ich gerne am Anfang von Vorträgen auch mal halte. Wer von Ihnen hier im Publikum muss eigentlich arbeiten? Und Dann hast du erst so ein bisschen so einen Raunen und dann melden sich schon ziemlich viele Leute. Dann sag ich immer direkt, das stimmt nicht, sie lügen alle. Sie können alle jetzt in diesem Moment aufstehen, rausmarschieren. Sie müssen nicht arbeiten, sie müssen morgen nicht aufstehen, sie müssen nicht zur Arbeit gehen, sie müssen das alles nicht. Sie können sich heute ganz bewusst und klar dafür entscheiden, dass sie ab morgen von Hartz IV-Bürgergeld leben oder einfach auf der Straße leben. Sie müssen das nicht.
Stefanie Voss [00:33:08]:
Sie tun das freiwillig. Sie stehen jeden Morgen freiwillig Na ja, kannst du dir vorstellen, das ist eine provokative Diskussion, die ich da anstoße. Aber ich möchte den Leuten bewusst machen, wenn ihr unzufrieden seid mit eurem Job, ihr geht da jeden Tag hin, weil ihr am Ende des Monats die Kohle haben wollt. Das ist ein total valides und gutes Argument, aufzustehen und dahin zu gehen. Aber deshalb muss ich mich nicht in die Opferrolle setzen und sagen, ich muss das ja machen. Nee, du hast die Unterschrift unter den, keine Ahnung, Kreditvertrag gesetzt, unter den Autokaufen, was es immer alles ist. Du musst das nicht. Und es macht so, ich finde, es befreit so, sich jeden Tag klar zu sein, es gefällt mir vielleicht nicht, was ich gerade mache, aber ich habe mich irgendwann mal sehr bewusst dafür entschieden.
Stefanie Voss [00:33:51]:
Ja, und ich meine, du bist selbstständig, ich bin selbstständig. Bei uns ist ja auch nicht jeder Tag irgendwie eitel Sonnenschein. Es gibt ja auch Tage, wo wir da sitzen und denken, ja, aber ich habe mich irgendwann mal bewusst dafür entschieden und deswegen ziehe ich das auch durch und setze mich jetzt nicht hierhin und sage, ach, das ist aber der böse Kunde und das ist aber das böse das und das ist das böse das. Nein, es ist meine Entscheidung. Ich kann sie jeden Tag anders treffen.
Danny Herzog-Braune [00:34:13]:
Dieser Tag heißt bei mir Buchhaltungstag.
Stefanie Voss [00:34:17]:
Ja, der ist bei mir auch nicht so beliebt, wobei ich da ganz viel ausgelagert habe und nur noch das Minimum selber mache, weil ich das nämlich auch nicht gerne mache.
Danny Herzog-Braune [00:34:25]:
Ja, irgendeiner muss das Deck erschruppen oder einer muss am Ruder sitzen oder einer muss das Segel hissen. Da darf man gerne verteilen.
Stefanie Voss [00:34:31]:
Da darf
Danny Herzog-Braune [00:34:32]:
man gerne verteilen. Da sind wir aber trotzdem ja bei den Werten. Ich glaube, wenn man im Unternehmen ist, das gezielt gegen die individuellen Werte verstößt, dann darf man das Schiff gerne verlassen, in deinen Metaphern zu sein. Aber oft ist es ja nicht so. Oft sind es so, ich sag’s mal, Jammerlappen-Attitüden. Wo man sagt, okay, so wie du gesagt hast, man kriegt ein Entgelt für eine Leistungserbringung. Aber nichtsdestotrotz, wir wollen ja jetzt hier nicht unsere fleißig Mitarbeitenden attackieren, Sondern vielmehr die Frage, wie kriege ich denn raus, was meine persönlichen Werte sind, damit ich die auch verwirklicht sehe. Wenn es nicht im Beruf ist, dann aber vielleicht privat.
Stefanie Voss [00:35:15]:
Ja, also erstmal glaube ich, berufliche und private Werte kannst du gar nicht so sehr voneinander trennen. Weil du bist ja der Mensch, der du bist, egal in welcher Rolle deines Lebens du dich gerade bewegst. Ich rate dazu, die nicht voneinander zu trennen. Und tatsächlich finde ich das Thema sehr wichtig. Und ich stelle immer wieder fest, Wir reden alle total gerne über Werte. Ja, die ganzen Unternehmen geben sich auch Unternehmenswerte. Und wenn wir mal ernsthaft da drauf gucken, dann ist das wirklich viel heiße Luft. Also bei den Unternehmenswerten sowieso.
Stefanie Voss [00:35:44]:
Da gibt’s ja mittlerweile schon richtig schöne Studienergebnisse zu. Wenn du Leute in Konzernen, in Unternehmen wie auch immer fragst, was sind denn eure Unternehmenswerte, die allerwenigsten kennen die überhaupt. Das sagt natürlich schon eine Menge darüber aus, wie greifbar die sind oder wie sehr die gelebt werden. Im persönlichen Kontext ist es so, dass die Leute sehr gerne, ich sag mal, so schicke Begriffe nutzen. Also Familie, Gesundheit und so weiter und so fort. Und wenn du dann mal ein bisschen nachbohrst, dann stellst du fest, naja, so richtig Gedanken gemacht haben sie sich nicht. Mein Lieblingsbegriff, der immer wieder kommt, wenn ich Leute darauf anspreche, ist der Begriff Ehrlichkeit. Und den halte ich für die größte Lüge überhaupt.
Stefanie Voss [00:36:26]:
Ja, wir sind alle nicht ehrlich. Wir sind ja noch nicht mal ehrlich gegenüber uns selbst. Also ich auch nicht. Ehrlichkeit ist nicht mein Kernwert. Wir wehren das gerne. Das ist ein Ideal. Aber Wert heißt, das ist etwas, was in meinem Leben nicht verhandelbar ist. Und wie komme ich drauf? Naja, ich komme halt nicht drum herum, mich mal wirklich, wirklich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Stefanie Voss [00:36:47]:
Das kann ich nicht in fünf Minuten, dafür muss ich mir Zeit geben. Im Buch hab ich eine Übung und eine Werteliste mit eingearbeitet, wo über 300 Wertebegriffe draufstehen. Und letztendlich fängst du an, du guckst dir die durch, du überlegst, was könnte passen. Dann gehst du immer weiter runter und reduzierst immer weiter. Ich hab diesen Prozess selber irgendwann mal durchlaufen. Ich hab so mehrere Wochen gebraucht, ich glaub, am Ende waren’s knapp drei Monate, bis ich auf die drei Begriffe gekommen bin, wo ich gesagt hab, die sind’s für mich. Und die stehen. Und ich hab die immer wieder hin und her gekaut und überlegt und dann natürlich auch wieder Pausen gemacht zwischendrin.
Stefanie Voss [00:37:25]:
Aber irgendwann bin ich zu den Dreien gekommen und die sind’s jetzt auch. Und die zu kennen, Das ist total kraftvoll, weil du stehst in schwierigen Situationen, du überlegst dir, was mache ich, du hast ein Dilemma, du bist irgendwie sehr, sehr unzufrieden mit allem, was du jetzt machen könntest. Und dann sind klare Werte, sind so eine Art wie, ja, stell es dir vor wie Leitplanken. Also, in meinem Falle, meine drei Kernwerte sind Verbundenheit, Neugier und Leistung. Und wenn ich in einer ganz schwierigen Situation bin und mich frage, okay, und wenn jetzt mein Kernwert Verbundenheit ist, Was heißt das dann für meine Handlungsoptionen? Wenn mein Kernwert jetzt Leistung ist, was fällt dann weg? Wenn mein Kernwert Neugierde ist, was heißt das dann dafür, was ich jetzt als nächstes mache und was ich auch nicht mache? Und sich mit diesen Begriffen auseinanderzusetzen und dann irgendwann zwei oder drei da stehen zu haben, das ist wie so eine Superkraft für die ganz, ganz harten Momente im Leben. Und deswegen finde ich es so wichtig, sie zu kennen. Und es ist aber eben leider nichts, was du so ja, guck mal, da guckst du jetzt eine Liste an und nach fünf Minuten hast du deine. Das funktioniert natürlich nicht.
Stefanie Voss [00:38:35]:
Du musst wirklich in die Reflexion gehen. Wir müssen die Begriffe hin und her und hin und her wälzen, zwischen Kopf und Bauch immer wieder überlegen, was ist es denn? Und in den allermeisten Fällen das, was wir so spontan sagen, so Gesundheit, Ehrlichkeit, Familie und so weiter. Das ist es bei den allermeisten Menschen nicht, wenn sie dann wirklich mal ernsthaft darüber nachdenken.
Danny Herzog-Braune [00:38:59]:
Ja, also finde ich spannend, jetzt noch zum Beispiel, wenn wir deine Werte nehmen, beispielsweise Verbundenheit. Wenn du selbstständig bist und eine Einzelkämpferin bist, dann brauchst du dieses Gefühl oder diesen Wert der Verbundenheit auf anderen Ebenen, wo du dir das quasi holen darfst. Und ich glaube, so ein Leistungswert hat viel mit persönlichem Wachstum, mit persönlicher Entwicklung zu tun.
Stefanie Voss [00:39:21]:
Ja, und ich bin ein Arbeitstier. Also ich bin einfach tatsächlich sehr fleißig und mach mir sehr viel Mühe und sehr viel Arbeit mit Dingen, wo andere Leute sagen, ach komm, das kannst du auch anders machen. Ja, und das ist mir irgendwann auch noch mal klar geworden. Ich war auch mein ganzes Leben lang schon durchaus ehrgeizig. Das ist natürlich nicht nur positiv. Das hat auch eine sehr große Schattenseite. Aber das ist so. Und das ist für mich, Also wirklich was Gutes hinzulegen und mein Bestes zu geben, das ist für mich etwas, was nicht verhandelbar ist.
Stefanie Voss [00:39:51]:
Ich versuche in jeder Situation, bei jedem Kunden, ich versuche wirklich, hervorragende Leistung abzuliefern. Und ja, und das führt natürlich dazu, dass ich mir manchmal die Nächte die Ohren schlage, dass ich andere Dinge vernachlässige. Das ist die Rückseite davon. Aber ich merke, das zählt. Ich möchte noch mal zu dem Kernwert Verbundenheit zurückkommen. Mich hat irgendwann mal eine Freundin angesprochen und gesagt, Du hast den Wert Familie nicht in deinen Kernwerten, aber du bist eine Mutter von zwei Kindern. Wie kann das denn sein? Und wenn Familie mein Kernwert wäre, dann würde ich nicht so viel Zeit entfernt von meiner Familie verbringen. Ich habe schon Als Angestellte und jetzt als Selbstständige auch, ich hab mich entschieden, viel zu reisen.
Stefanie Voss [00:40:34]:
Ich bin sehr viel beruflich unterwegs, viel mehr als mein Mann. Mir ist meine Familie wichtig, aber mir sind andere Dinge eben auch wichtig. Eine Verbundenheit mit meinen Kindern ist mir wichtig, Aber ich stelle die Familie nicht immer an alleroberste Stelle, sondern ich tue viele Dinge, die mich von der Familie wegziehen. Und das tue ich bewusst, und das ist mir auch klar. Und das tue ich auch tatsächlich gerne. Und deswegen war für mich zum Beispiel ganz, ganz klar, Familie ist nicht mein Kernwert. Ich stelle nicht die Familie über alles. Das machen andere Menschen viel, viel mehr als ich.
Stefanie Voss [00:41:06]:
Verbundenheit ist mir wichtig, aber eben Verbundenheit zu meiner Familie und zu vielen anderen Menschen. Und auch das ist natürlich, ja, das ist eine ehrliche Auseinandersetzung. Das ist natürlich auch hart, sich das einzugestehen. Ich bin eine Mutter von zwei Kindern und ich verbringe sehr viel Zeit ohne meine Kinder. Immer schon, seit sie auf der Welt sind. Aber für mich ist das der richtige Weg.
Danny Herzog-Braune [00:41:26]:
Du schreibst in deinem Buch, dass Opportunismus eine Tugend ist. Das würde ich bei Piraten gar nicht erwarten. Wieso ist denn Opportunismus eine Tugend?
Stefanie Voss [00:41:35]:
Opportunismus hat natürlich erst mal einen schlechten Ruf bei uns. Wer ein Opportunist, der richtet ja sein Fähnchen nach dem Wind. Ich glaube, dass Opportunismus ja im Grunde genommen nichts anderes ist als ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Wenn wir uns die Welt angucken, wie sie sich verändert, in welchem Tempo und in welcher Radikalität, dann ist Anpassungsfähigkeit für mich erst mal nichts Schlechtes. Und ein Opportunist ist ja jemand, der immer, wenn sich Dinge verändern, nach neuen Möglichkeiten sucht. Das ist so eine Art, ja, Möglichkeitenentdecker. So könnte man ihn vielleicht am ehesten nennen. Und ich glaube, dass das genau das ist, wovon wir mehr brauchen.
Stefanie Voss [00:42:12]:
Das geht wieder so ein bisschen zurück auf das, was wir vorhin schon gesagt haben mit dieser Why-Not-Erhaltung. Warum eigentlich nicht? Es ändert sich eine Rahmenbedingung, es ändert sich irgendwas. Und statt zu sagen, oh nein, guck ich und überlege, okay, wie kann ich das jetzt für mich nutzen? Was ergeben sich daraus für neue Handlungsalternativen? Das ist für mich eine gesunde Form von gutem Opportunismus. Heißt ja nicht unbedingt, ich hänge mein Fähnchen in jeden Wind. Sondern ich gucke immer wieder, wo sind die neuen Möglichkeiten?
Danny Herzog-Braune [00:42:43]:
Ja, einfach, vielleicht auch Darwin wieder, Survival of the fittest, die ist ja nicht das Recht des Stärkeren, sondern das Überleben der Angepasstesten. Also wie integrierst du dich in eine Bootsmannschaft, in ein Piratenboot, wo kannst du den Mehrwert für die Gemeinschaft auch liefern?
Stefanie Voss [00:42:57]:
Genau, wo kann ich also im Grunde genommen, wo kann ich mich am besten einbringen, wo kann ich meine Stärken, meine Talente, meine Fähigkeiten einbringen? Und wo aus jeder Veränderung, wo öffnen sich da wieder die neuen Türen? Denn immer, wenn sich irgendwas verändert und irgendwas nicht mehr geht, gibt’s meistens wieder irgendwas anderes, was dann eben doch wieder geht. Und mich darauf zu fokussieren, das ist so eine Fähigkeit, ja ich finde davon könnten wir auch noch ein bisschen mehr haben.
Danny Herzog-Braune [00:43:22]:
Ja, in der Nebenpunkt gute Eigenwerbung, jetzt ist ja gerade das Buch, was Führung heute wirklich braucht, rausgekommen.
Stefanie Voss [00:43:28]:
Genau.
Danny Herzog-Braune [00:43:28]:
In dem schreibt Alex Gerritsen, bekannter Headhunter, der Führungskräfte sucht einen Beitrag vor allem darüber, wo es geht Anpassungsfähigkeit. Das heißt, Führungskräfte müssen anpassungsfähig sein. Ich gebe immer gerne das Beispiel, wenn du mal gelernt hast, wie man Formular 1a ausfüllt. Jetzt gibt es aber Formular 1b. Da musst du halt die Fähigkeit haben, auch das ausfüllen zu können. Und in dieser volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Welt deine Funktionen, deinen Mehrwert und dich auch anpassen zu können, zu überleben, im wahrsten Sinne des Wortes.
Stefanie Voss [00:43:58]:
Auf jeden Fall. Und ich finde bei der Anpassungsfähigkeit, was ich auch immer wieder feststelle in meinen Führungskräfte-Workshops, wenn Leute über lange Zeit mit einer gewissen Strategie sehr erfolgreich waren, dann macht sie das unglaublich unflexibel, von dieser Strategie sich dann auch mal wieder zu verabschieden. Und ich zitiere dann gerne einen Fußballer, ich glaube das war Jürgen Wegmann, der mal gesagt hat, man muss alles Wissen vergessen können. Und ich finde wir leben in so einer Zeit, in der es tatsächlich manchmal, wenn ich viel Tradition, viele, sagen wir mal, Erfolgsrezepte der Vergangenheit in mir drin trage, dann kann das fast eine Belastung sein, weil wir so häufig gezwungen werden, uns radikal neu zu orientieren.
Danny Herzog-Braune [00:44:38]:
Der Koala, der nur den Bambus essen kann oder Eukalyptusblätter, wenn es kein Eukalyptus mehr gibt, hat er ein Riesenproblem mit der ökologischen Nische. Du schreibst in deinem Buch auch über Killerfragen. Was sind denn die Killerfragen?
Stefanie Voss [00:44:53]:
Die Killerfragen kommen nicht aus der Piratenzeit, sondern aus meiner Workshop-Praxis. Heute ist mit das am meisten weiter genutzte Tool aus allen meinen Workshops. Kennst du die drei Killerfragen? Wir alle kennen sie. Und trotzdem so in dem Sinne haben wir sie nicht im Kopf. Und sie lauten ganz einfach. Erstens, wer hat Recht? Zweitens, wer hat Schuld? Drittens, wer hat angefangen? Und diese drei Fragen werden überall rauf und runter diskutiert, bringen uns aber in der Regel keiner Lösung, auch nur irgendwie näher. Ja, und Ich finde sie so krass, weil du sie überall erlebst. Du erlebst sie in kleinen Organisationen, großen Organisationen, in Familien, in Freundeskreisen, in Sportvereinen, überall.
Stefanie Voss [00:45:40]:
Wer hat Recht, wer hat Schuld, wer hat angefangen? Wir diskutieren das überall. Ich finde, das sind so unfassbar unproduktive Diskussionen, dass ich mir wünsche, dass Menschen viel schneller darauf aufmerksam werden, wenn sie in so einer Killerfragendiskussion stecken und sich einfach diese Fragen abgewöhnen. Einer meiner ganz schönen Erfolge als Teamcoach vor einigen Jahren war. Ich habe ein Team begleitet über mehrere Jahre. Ich glaube, es war der erste oder zweite Teamworkshop, den wir gemacht haben. Da haben wir ausführlich über die Killerfragen gesprochen. Als ich dann das nächste Mal zu dieser Gruppe kam, das war noch vor der Pandemie, Die hatten immer einen Besprechungsraum, in dem sie ihre Team-Meetings abhielten. An der Wand hing ein großes Schild.
Stefanie Voss [00:46:24]:
Da stand drauf, in diesem Raum wird alles besprochen, nur nicht die drei Killerfragen. Dann haben die sich die da hingehangen, sich daran zu erinnern, wie bescheuert es ist, über diese drei Fragen zu diskutieren.
Danny Herzog-Braune [00:46:37]:
Thema Lösungsorientierung versus Problemorientierung. Kennst du ja auch
Stefanie Voss [00:46:42]:
aus deiner Arbeit, wenn Leute sich ums Rechthaben streiten. Warum dürfen denn nicht auf eine Situation mehrere Perspektiven im Raum sein? Warum kann ich nicht sagen, du siehst eine Situation und ich sehe sie so und jemand anders sieht sie wieder anders und wir lassen alle drei Perspektiven gelten Und wenn wir eine Entscheidung brauchen, dann haben wir ja zumindest in der Organisation meistens eine Entscheidungshierarchie, die dann greifen kann. Und deswegen dürfen doch trotzdem die unterschiedlichen Perspektiven bestehen bleiben. Also wer steht denn morgens auf und möchte gerne von seinen Kolleginnen, Kollegen oder wem auch immer überzeugt werden, dass er Unrecht hat. Das passiert doch nicht.
Danny Herzog-Braune [00:47:24]:
No blame and shame. Du sagst auch, es gibt eine Konfliktzauberfrage. Was ist denn die Konfliktzauberfrage?
Stefanie Voss [00:47:31]:
Ja, auch wieder ein sehr, sehr praktisches Tool, das ich heute in Workshops und Seminaren anwende. Das geht zurück auf das, was wir ziemlich am Anfang besprochen haben. Ist es wagemutig, Konflikte anzusprechen? Ja, Das ist wagemutig. Und damit ich aber ein Werkzeug an der Hand habe, wie ich das machen kann, trainiere ich mit meinen Workshop-Teilnehmerinnen und Coaching-Klientinnen und Klienten die Konfliktzauberfrage. Und die geht einfach so, stell dir vor, wir beide arbeiten zusammen, Und es ist gar nicht so ein richtiger Konflikt da, sondern häufig ist ja eher so eine Verstimmung da. Irgendwie so ein Ha, irgendwie ist es nicht mehr so nett, wie es mal war. Und irgendwie, du guckst mich komisch an, wenn du mir auf dem Flur begegnest. Irgendwas liegt in der Luft.
Stefanie Voss [00:48:14]:
Und die Konfliktsauberfrage ist, ich such einen ruhigen Moment, wo ich mit dir unter vier Augen sprechen kann. Und ich sag, Mensch, Denny, ich kann dir nicht genau sagen, was es ist,
Danny Herzog-Braune [00:48:25]:
aber mein Bauchgefühl
Stefanie Voss [00:48:25]:
sagt mir, irgendwas liegt zwischen uns in der Luft. Ich kann es nicht genau beschreiben, vielleicht liege ich auch falsch. Aber bei mir fühlt es sich so an, als ob wir schon mal ein besseres Verhältnis zueinander hatten. Was kann ich dafür tun, dass sich das auflöst und wir wieder einen guten Draht zueinander haben? Das ist die ganze Frage. Was kann ich dafür tun, dass es sich auflöst? Und ganz wichtig, rund dieses ganze Gespräch nur ich Botschaften. Ich hab das Gefühl, bei mir fühlt es sich so an. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber ich hab ein Störgefühl im Bauch. Und nix, du bist ja so komisch und du machst ja dies und du lächelst nicht.
Stefanie Voss [00:49:05]:
Keine Anschuldung, gar nix. Nur Ich-Botschaften. Und die entscheidende Frage, was kann ich dafür tun, dass sich das zum Guten verändert?
Danny Herzog-Braune [00:49:14]:
Ja, Mega Frage, mega viel Potenzial drin. Ich höre gewaltfreie Kommunikation raus, ich höre Katy Byron raus. Aber das macht so viel, da hast du so recht. Die Art der Fragestellung, den Raum zu öffnen für das Thema, Das ist halt Wagemut.
Stefanie Voss [00:49:31]:
Ja, das ist Adrenalin. Das ist, du gehst, bevor du diese Frage stellst, und wenn du dieses Gespräch suchst, in dem Moment, wo du zu deinem Kollegen ins Büro gehst und die Tür zumachst, hast du den Mega-Adrenalinschub. Ja, das ist Gänsehaut pur. Das fühlt sich für uns alle schwierig an. Und das ist auch schwierig. Und das ist das, was ich mit Vagemut bezeichne. Vagemut ist Gänsehautmoment. Und ganz oft, wenn du die Frage so gut stellst, die allermeisten Menschen sind ja keine Idioten oder Arschlöcher, ja? Die machen ja dann in dem Moment auch auf und sagen, ja, ganz ehrlich, gut, dass du es ansprichst.
Stefanie Voss [00:50:05]:
Und das und das und das ist vorgefallen. Oder sie sagen so was wie, echt? Ach, hab ich gar nicht das Gefühl, aber interessant, dass du das sagst. Nein, es ist alles super, es ist alles in Ordnung. Und dann kannst du ganz erleichtert da rausgehen. Aber du musst es aufmachen wollen und du musst von dir aus den ersten Schritt tun wollen. Das ist total entscheidend. Was kann ich dafür tun, dass es sich zum Guten verändert?
Danny Herzog-Braune [00:50:27]:
Leitet auch perfekt zur nächsten Frage über, denn wir sind jetzt gerade, wir sagten, okay, Wir gehen jetzt nicht in die Sachebene rein, sondern in die Beziehungsebene. Auf der Beziehungsebene geht es Gefühle, Wahrnehmungen. Du hast von Bauchgefühl gesprochen. Wie wichtig sind die Emotionen?
Stefanie Voss [00:50:44]:
Emotionen sind total wichtig. Vielleicht hast du das auch im Coaching. Ich habe immer mal wieder Coaching-Klienten und das Thema ist dann, ich will nicht so emotional sein. Ich weiß nicht, kommt das bei dir auch vor?
Danny Herzog-Braune [00:50:57]:
Bei Männern gerne, ja.
Stefanie Voss [00:51:00]:
Ich möchte nicht so emotional sein. Es gibt einen wunderbaren Satz, der stammt nicht von mir, der kommt von der südafrikanischen Psychologin Susan David. Die sagt immer, wenn du keine Emotionen mehr haben möchtest, dann hast du die Ziele eines Toten. Weil, ne? Wenn wir tot sind, haben wir keine Emotionen mehr. Aber als Mensch gehört es einfach zum Leben dazu, Emotionen zu empfinden. Also, erstens, sie sind total wichtig. Allerdings ist es natürlich so, es wird immer dann problematisch, wenn die starken Emotionen das Steuer deines Handelns übernehmen. Und der Trick ist, Emotionen zu leben, zu durchleben, wahrzunehmen, mit all dem, was das natürlich auch anspruchsvoll macht, und ihnen aber nicht sozusagen die Steuerung meines Handelns zu überlassen.
Danny Herzog-Braune [00:51:50]:
Ja, und das ist ein gutes Beispiel, weil man muss üben und trainieren, mit seinen Gefühlen umzugehen, damit ich die Kontrolle behalte und sie nicht zur Steuer übernehmen.
Stefanie Voss [00:51:58]:
Genau, und Natürlich gelingt das nicht immer, aber man kann das trainieren. Allein schon dadurch, dass ich mich sprachlich von meinen Emotionen insofern distanziere, ich bin nicht die Emotion. Ich kann sagen, ich fühle Wut in mir aufsteigen. Dann bin ich ich, und die Wut steigt in mir auf. Oder ich bin wütend. Die erste Variante ist die viel bessere, weil sie sprachlich eine Distanzierung zwischen mir und meiner Persönlichkeit und der Emotion darstellt. Das ist auch was, was ich praktisch in Workshops trainiere. Dass Menschen lernen, ihre Emotionen genauer wahrzunehmen, übrigens auch viel genauer zu beschreiben.
Stefanie Voss [00:52:38]:
Ein Wort, was ich persönlich hasse, ist das Wort Stress. Stress ist total indifferent. Stress kann alles Mögliche sein. Je genauer ich sie spezifizieren kann, beschreiben kann, aber auch beschreiben kann, dass ich sie fühle und dass sie nicht ich sind, ich bin nicht meine Emotionen, desto mehr gelingt es mir, in meine eigenen Reizreaktionsmuster einzusteigen und bewusst anders zu steuern als das, was quasi der erste Impuls aus der Emotion heraus tun würde. Die Susan David, die ich gerade schon zitiert habe, die beschreibt das sehr schön. Die sagt, Emotionen sind ganz wichtige Daten und Fakten über mich, über meine Werte, über meine Ziele. Aber sie gehören nicht ans Steuer deines Handelns.
Danny Herzog-Braune [00:53:23]:
Jetzt mach ich mir Sorgen. Jetzt wird dein Buch erfolgreich. Alle kriegen die Piratenstrategie an die Hand. Wie würde eine Welt voller Piratinnen und Piratinnen aussehen? Eine Welt voller Piratinnen und Piratinnen aussehen?
Stefanie Voss [00:53:34]:
Also eine Welt voller Piratinnen und Piratinnen wäre auf jeden Fall erstmal eine superschöne Welt, weil es eine Welt wäre, in der Menschen sich und anderen ganz viele Gänsehautmomente bescheren würden. Und sie würden offener, ich glaube auch ein Stück weit herzlicher, aufeinander zugehen und miteinander umgehen. Es wäre aber vor allem eine Welt voller Menschen, die bereit sind, den Status quo zu verändern. Und die sich eben nicht in so einer abwartenden, schulterzuckenden, naja, so ist es halt, Welt einrichten. Sondern das sind Menschen, die machen, die anpacken, die bewegen, die verändern und die das Gute im Sinne haben. Und Freiheit und Selbstbestimmung sind, glaube ich, Grundwünsche von ganz vielen von uns. Und das wäre auf jeden Fall eine Welt, in der wir die notwendigen Veränderungen, die wir ja alle spüren, in der wir die auf jeden Fall schneller, zügiger, konsequenter und mit mehr Herzblut anpacken würden. Und ja, ein Satz in meinem Buch lautet, raus aus dem Kannst-du-nix-machen-Korsett.
Stefanie Voss [00:54:39]:
Also wir können alle immer was tun. Und es gibt so einen Begriff, den ich wirklich ganz schrecklich finde und der sich in Deutschland leider sehr festgesetzt hat, das ist der Begriff alternativlos. Ich glaube, Frau Merkel hat ihn sogar geprägt. Ich finde, nichts ist alternativlos. Es gibt immer Alternativen. Wenn ich mich in so eine Alternativlosigkeit einrichte und es mir so gemütlich mache, na ja, ist halt so, ist alternativlos, kann es nichts machen, dann gebe ich mich innerlich so auf. Und das finde ich, das darf uns allen nicht passieren. Dafür ist die Welt zu interessant, zu schön, zu bunt.
Stefanie Voss [00:55:16]:
Und wir möchten sie doch auch alle irgendwie zukunftsfähig machen, auch für unsere nachfolgenden Generationen. Und eine Welt voller Piraten, die würde sich viele Gedanken das Hier und Heute, aber auch die Zukunft machen, und Die würde anpacken, die würde bewegen, die würde kapern, die würde die vielen Probleme dieser Welt kapern und sie hoffentlich zum Guten lösen.
Danny Herzog-Braune [00:55:39]:
Wenn wir jetzt unser fast einstündiges Gespräch zusammenfassen würden, was ist die Piratenstrategie?
Stefanie Voss [00:55:46]:
Die Piratenstrategie ist einfach die bewusste Entscheidung, dass ich für mein Leben verantwortlich bin und wenn ich meinem Leben meinen eigenen Stempel aufdrücken möchte, dann muss ich mich über Angst, Scham, Konventionen und vor allem die ungeschriebenen Regeln hinwegsetzen.
Danny Herzog-Braune [00:56:03]:
Super, Dankeschön. Jetzt habe ich noch ein paar persönliche Fragen an dich.
Stefanie Voss [00:56:07]:
Bitte.
Danny Herzog-Braune [00:56:08]:
Was braucht Führung deiner Meinung nach heute wirklich?
Stefanie Voss [00:56:12]:
Das Thema, was mich im Bereich Führung immer, immer, immer wieder bewegt, ist das ganze Thema Augenhöhe, Authentizität und Verletzlichkeit. Das sind die drei Dinge, die ich heute ganz wichtig finde im Bereich Führung.
Danny Herzog-Braune [00:56:26]:
Super. Auf welche berufliche Leistung bist du besonders stolz?
Stefanie Voss [00:56:31]:
Sicherlich auf den Aufbau meiner Selbstständigkeit mittlerweile im 14. Jahr und aktuell natürlich ganz ehrlich, dass ich es endlich geschafft habe ein Buch zu schreiben. Das war ein lange gehickter Traum, der wirklich wirklich lange gebraucht hat, bis er jetzt endlich mal wahr geworden ist.
Danny Herzog-Braune [00:56:46]:
Ja es ist ein geiler Moment das an meiner Hand zu haben. Ja, ja.
Stefanie Voss [00:56:51]:
Das gebe ich ganz ehrlich zu. Es ist ein großartiger Moment.
Danny Herzog-Braune [00:56:56]:
Welche Fähigkeit bzw. Fertigkeit möchtest du gerne haben, die du noch nicht hast?
Stefanie Voss [00:57:01]:
Oh, Jetzt muss ich mich leider outen. Was ich wirklich gerne können würde, ist zehn Finger schreiben. Ich schreibe immer noch mit drei, vier, fünf Fingern, allerdings so wahnsinnig schnell, dass es total schwer fällt, sich umzugewöhnen. Und jetzt habe ich mir auch noch bewiesen, dass man mit meiner grottenschlechten Technik ein Buch schreiben kann. Also die Chance, dass ich das noch mal lerne, wird irgendwie immer geringer.
Danny Herzog-Braune [00:57:23]:
Ja, Lifehack ist ein Megaskill, darf man gerne lernen. Das braucht man das ganze Leben über. Gut, es kommt die Diktierfunktion.
Stefanie Voss [00:57:31]:
Ja, ich nötige gerade meine Kinder im Alter von 14 und 16 Jahren, das zu lernen, damit sie nicht so einen Krampf damit haben, wie ich den mittlerweile seit vielen, vielen, vielen Jahren habe.
Danny Herzog-Braune [00:57:41]:
Also meine zehnjährige Tochter lernt das gerade in einem Zusatzprogramm an der Schule Und ich hab gesagt, bleib da dran, das hilft dir dein ganzes Leben lang. Das helft
Stefanie Voss [00:57:49]:
dir Leben, ja, total.
Danny Herzog-Braune [00:57:52]:
Welche drei Bücher haben dich am meisten beeindruckt oder beeinflusst?
Stefanie Voss [00:57:57]:
Also aktuell und führungstechnisch gesehen bin ich ein ganz großer Fan von dem Buch No Rules Rules oder keine Regeln von dem Netflix Gründer. Hastings heißt der mit Nachnamen. Der Vorname fällt mir jetzt gerade gar nicht ein.
Danny Herzog-Braune [00:58:11]:
Von Aaron Meyer und Reed Hastings.
Stefanie Voss [00:58:13]:
Reed Hastings, genau. Das finde ich ganz großartig. So ein Buch, was mich insgesamt sehr, sehr, sehr berührt hat, war The Art of Asking von Amanda Palmer. Das werden die meisten nicht kennen, das ist relativ unbekannt. Es ist auch nicht ins Deutsche übersetzt. Man muss das Buch nicht lesen, es reicht, sich den TED-Talk dazu anzuhören von der Amanda Palmer. Der heißt auch The Art of Asking. Ganz toller TED-Talk.
Stefanie Voss [00:58:39]:
Es geht darum, das Universum, meine Community, Menschen in meiner Umgebung, Dinge zu bitten und mal zu gucken, was Menschen eigentlich alles bereit sind, für andere Menschen zu tun. Das ist ein ganz tolles Buch und ein ganz toller TED-Talk. Und beruflich gesehen wiederum, aber auch auf die Persönlichkeitsentwicklung gesehen, das Buch The Gifts of Imperfection von Brene Brown, Die Gaben der Unvollkommenheit, ist die deutsche Übersetzung. Das hat mich in meiner beruflichen Laufbahn, vor allem zu Verletzlichkeit, Charme, Authentizität, hat mich unheimlich weitergebracht. Ich bin ein großer Brene Brown-Fan. Ich habe von ihr alle Bücher gelesen. Das ist immer noch, ich glaube, es ist mittlerweile zehn Jahre alt oder so, ist immer noch für mich ihr bestes Werk.
Danny Herzog-Braune [00:59:21]:
Ja, habe ich letztens einen schönen Beitrag zugeschrieben zu Brene Brown. Da ging es die drei Schutzschilde, die man als Mensch hat. Das ist auch von ihr zum Beispiel spannend.
Stefanie Voss [00:59:29]:
Ja, ganz tolle Frau. Also großartige Forschung, ganz, ganz, ganz wichtig. Und ja, kann ich auch jedem nur empfehlen. Muss man auch nicht direkt die Bücher kaufen, kann man auch erstmal die TED-Talks gucken. Aber mich hat die total beeinflusst und beeindruckt.
Danny Herzog-Braune [00:59:42]:
Spitzenempfehlung. Was waren die drei einflussreichsten Erkenntnisse, die deine berufliche Entwicklung bestimmten?
Stefanie Voss [00:59:50]:
Ich glaub, Erkenntnis Nummer eins ist, dass sich Umwege lohnen. Als ich mich entschieden hab, die Welt zu segeln, haben mir alle gesagt, das wär der größte Quatsch und ich würd meine Karriere wegschmeißen. Interessanterweise war das der totale Karrierebooster. Zweitens, ich bin tatsächlich ein totaler Why-Not-Mensch. Wenn Leute mir genug Ja-Abers entgegenschmeißen, Dann entwickle ich so eine totale Jetzt-erst-Recht-Haltung. Das hat mir in meinem Leben auch schon richtig viel ermöglicht, dass ich mich so an Sachen doch auch dann Ich möchte es manchmal gerne anderen Leuten beweisen. Und damit bin ich manchmal tatsächlich sehr, sehr erfolgreich. Und Das ist für mich etwas, was mich sehr geprägt hat.
Stefanie Voss [01:00:33]:
Und das dritte, Netzwerk, Netzwerk, Netzwerk. Berufsleben ist nichts anderes als Netzwerken. Und ein gutes Netzwerk öffnet dir so viele Türen und macht so viele Dinge möglich. Ich bin, siehe Verbundenheit, ein totaler Netzwerkmensch und kann einfach nur jedem empfehlen, man kann im Leben überhaupt nicht früh genug damit anfangen, Menschen gut zu behandeln, in Verbindung zu bleiben, Dinge für andere zu tun, viel zu geben und viel zu unterstützen, weil es kommt zigfach zurück.
Danny Herzog-Braune [01:01:06]:
Sehr toller Impuls. Wenn du mit einer historischen oder lebendigen Persönlichkeit einen gemeinsamen Abend verbringen könntest, mit wem würdest du es gerne tun und warum?
Stefanie Voss [01:01:16]:
Also in meinem Fall ist das natürlich ganz klar, das ist ein Pirat oder eine Piratin. Und ich greife da die Person raus, die im zweiten Kapitel meines Buches vorkommt. Das ist die Witwe Cheng. Das ist eine völlig unbekannte, aber ganz, ganz spannende historische Figur, mit der würde ich mich unbedingt gerne mal unterhalten, denn zu der gibt es leider ganz wenig Literatur. Das war eine junge Frau, die eine große Piratin geworden ist, die aber leider weder lesen noch schreiben konnte und deswegen ist von ihr selber persönlich nichts überliefert und mit der würde ich mich unglaublich gerne mal austauschen.
Danny Herzog-Braune [01:01:49]:
Cool. Wenn du dein jugendliches Ich treffen würdest, was würdest du ihr raten?
Stefanie Voss [01:01:55]:
Ich glaube, ich würde meiner jugendlichen Stefanie sagen, du musst nicht mit dem Kopf durch jede Wand gehen. Es gibt tatsächlich öfter mal auch Türen, die du benutzen kannst. Ja, meine Weltumsegelung hat mir Gott sei Dank diese Lektion verpasst, aber da war ich schon Mitte 20, da habe ich mir echt mein Ego ein Stück weit abgeschliffen. Und vorher hatte ich wirklich das Gefühl, ich muss einfach durch jede Wand direkt durch und das war natürlich nicht immer eine besonders gute Strategie.
Danny Herzog-Braune [01:02:21]:
Ja, man muss nicht immer gegen den Wind segeln.
Stefanie Voss [01:02:23]:
Nee, nee, nee, genau. Das würde auch passen. Ja, genau.
Danny Herzog-Braune [01:02:27]:
Was möchtest du am Ende deines Lebens von dir sagen können, erreicht zu haben?
Stefanie Voss [01:02:32]:
Ja, ich glaube, ich möchte Menschen nicht einfach trainieren oder Wissen weitergeben, sondern mein Anspruch ist, ich möchte Menschen berühren. Ich möchte durch meine Geschichte, durch mein Buch, ich zeige mich in dem Buch sehr, sehr persönlich, da sind sehr, sehr, ja, auch harte Geschichten über mich drin, ehrliche Geschichten über mich und ich möchte Menschen berühren. Das ist mein Anspruch, weil ich glaube, dass ich dadurch die größte Chance habe, in ihnen was auszulösen.
Danny Herzog-Braune [01:02:58]:
Hast du ein Lebensmotto, Credo oder Mantra und wenn ja, wie lautet es?
Stefanie Voss [01:03:03]:
Ja, das habe ich natürlich. Darüber habe ich natürlich viel nachgedacht und das steht natürlich auch im Buch. Ist auf Englisch und lautet ganz einfach Your life depends on many things, mostly on you. Be a Pirate.
Danny Herzog-Braune [01:03:19]:
Ja, liebe Stefanie, vielen, vielen lieben Dank für dieses aufschlussreiche, kurzweilige und sympathische Gespräch über die Piratenstrategie.
Stefanie Voss [01:03:28]:
Danny, ich danke dir. Es war sehr schön, sich mit dir auszutauschen. Ich glaube, wir haben viele Parallelen, auch so in der Art und Weise, wie wir in unseren beruflichen Kontexten unterwegs sind. Es freut mich einfach sehr, dass du mir hier den Raum gegeben hast, über das Buch zu sprechen. Es war ein sehr schönes Gespräch für mich. Vielen, vielen Dank.
Danny Herzog-Braune [01:03:46]:
Vielen Dank. Tschüss.
Stefanie Voss [01:03:47]:
Tschüss.
Danny Herzog-Braune [01:03:53]:
So, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich hoffe, Ihnen hat dieser Podcast gefallen. Wenn er Ihnen gefallen hat, hinterlassen Sie gerne ein Abo, eine positive Bewertung und empfehlen Sie diesen Podcast weiter. Bleiben Sie gesund, mit besten Grüßen, Ihr Denny Herzog Braune.