Stefanie Voss zu Gast beim Podcast Sach Mal von Tobias Milbrandt
Ich nehme dich mit auf eine Reise von den stürmischen Meeren bis in die Welt der persönlichen Entwicklung und verrate, wie die Piratenstrategie entstanden ist.
Zwölf Menschen, 14 Monate, ein Boot: Das sind die Lebenslektionen des Ozeanes
In dieser spannenden Podcast-Folge nimmt mich Gastgeber Tobias Milbrandt mit auf eine Reise zurück zu den Anfängen meiner „Piratenstrategie“ – ein Konzept, das aus meinem ganz persönlichen Abenteuer entstand.
Ich erzähle von meiner 14-monatigen Weltumsegelung, einer Zeit, die mich vor völlig neue Herausforderungen stellte und mir den Wert von Freiheit, Mut und Gelassenheit zeigte.
Tobias und ich sprechen nicht nur über mein Buch „Die Piratenstrategie“, sondern auch über die mentalen Werkzeuge, die ich damals auf dem Meer und später in meinem Berufsleben entwickelt habe. Wie geht man mit den Höhen und Tiefen auf engstem Raum um? Warum können historische Piraten uns als Vorbilder für moderne Business-Strategien dienen?
Ein herzliches Dankeschön an Tobi für dieses inspirierende Gespräch und seine neugierigen Fragen, die es mir erlaubten, tiefer in meine Erlebnisse und Ansichten einzutauchen.
Hier geht es direkt zum Interview:
Sach Mal – Links zu Tobias Milbrandt:
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Transkript
Tobi [00:00:00]:
Herzlich willkommen bei einer neuen Folge Sag Mal. Heute zu Gast heißt ich Stefanie Voss. Von Stefanie hab ich vor Kurzem ihr neues Buch die Piratenstrategie gelesen. Und für alle, die Stefanie noch nicht kennen, Stefanie, stell dich doch mal gerne den Zuhörern vor. Erst mal vielen Dank, dass du die Zeit genommen hast und heute zu Gast bist.
Stefanie Voss [00:00:18]:
Ja, Tobi, schön, dass ich hier sein darf. Und die ganz kurze Fassung ist die, ich bin Coach für Teams und für Führungskräfte, mache Workshops und halte Vorträge. Und die Piraten sind mein Herzensthema, denn ich bin Seglerin. Ich habe mal eine 14-monatige Weltumseglung gemacht. Nicht allein, sondern angeheuert auf einem Schiff als Crewmitglied. Und seither begleitet mich alles Maritime, alles rund ums Segeln. Und Piraten hab ich irgendwann entdeckt. Also, die historischen Piraten sind sehr coole Vorbilder für uns heute.
Stefanie Voss [00:00:49]:
Und deswegen hab ich dann irgendwann mal überlegt, ich bin eine Businesspiratin von heute. Und ganz nebenher bin ich 48 Jahre alt, verheiratet, hab zwei Teenager-Söhne und lebe im Rheinland.
Tobi [00:01:01]:
Danke. Ähm, Jetzt werden sich viele denken, okay, wie kommt man auf die Idee, 14 Monate die Welt segeln zu wollen? Das ist ja jetzt, glaube ich, auch nichts, was man mal eben von heute auf morgen macht, so für Leute, die dein Buch noch nicht gelesen haben. Du warst ja eigentlich ursprünglich bei Bayer und in der Zeit hast du dann überlegt, okay, ich sege jetzt einfach mal die Welt. So ungefähr. Erzähl doch mal gerne, wie es dazu kam und auch was so, du wirst ja wahrscheinlich auch von außen viel, nun ja, Meinungen bekommen haben, so, wie kann man das nur machen? Weil ich glaub, zu dem Zeitpunkt, das ist ja schon ein paar Jahre her, wo man auch sagt, okay, in dem Alter, alleine als Frau auf hoher See, äh, bist du dir sicher?
Stefanie Voss [00:01:46]:
Also, tatsächlich ist es ein paar Jahre her, ich war zu der Zeit Mitte 20 und deswegen ist es vielleicht gar nicht so ungewöhnlich, weil ich hatte keine Familie, ich hatte zu dem Zeitpunkt keinen Partner und ich war im Grunde genommen frei, so was zu machen. Jetzt muss man wissen, Ich bin familiär seglerisch vorbelastet, denn ich habe einen Großvater, der ein Handweltumsegler war. Der wirklich alleine auf einem Schiff die Welt gesegelt ist als Pensionär. Und der die deutsche Seglerszene dadurch, ich sag mal, ein bisschen in Wallung gebracht hat, weil man ihm das nicht zutraute. Und ganz dramatisch endet allerdings die Geschichte insofern, er hat es dann noch mal versucht. Er ist das zweite Mal aufgebrochen und wollte, nachdem er bei seiner ersten Reise durch den Panama-Kanal gesegelt ist, wollte er beim zweiten Mal nonstop von Deutschland nach Deutschland segeln und damit beide Cups. Und von dieser Reise ist er nicht mehr zurückgekehrt. Also verschollen ist er im Jahr 1975 irgendwo im Südpazifik.
Stefanie Voss [00:02:45]:
Und ich kannte ihn nicht. Ich bin zu dem Zeitpunkt erst geboren, ich hab keine echte Erinnerung. Aber meine Großmutter hat mir immer gesagt, du bist irgendwie wie der Daddy, willst du nicht mal segeln gehen? Ich wollte nie alleine segeln, deshalb hab ich angeheuert. Also, die Idee lag irgendwie schon immer in der Luft. Und es ergab sich dann einfach zufällig. Ich war für Bayer in Südamerika, ich sollte versetzt werden, das wollte ich nicht so richtig. Ich erfuhr zufällig, da segeln Schiffe die Welt. Und dann hab ich das gemacht.
Stefanie Voss [00:03:13]:
Und na ja, du hast eben schon gesagt, Es gab dann viele, die mir gesagt haben, was, mit Mitte 20? Du musst karrieretechnisch Gas geben. Die werden dich hier vergessen, wenn du jetzt für ein Jahr gehst. Und wie das so oft ist, im Nachhinein hat das nicht meiner Karriere geschadet, sondern eigentlich hat’s meine Karriere total beflügelt.
Tobi [00:03:34]:
Cool. Ja. Aber was mir vor allem hängengeblieben ist aus deinem Buch, ist so dieses Alle sprechen davon, du hast die große Freiheit, wenn du eine Weltumsegelung mit einem Segelschiff machst. Dann war so dieser Satz, na ja, wir waren aber irgendwie zu zwölft auf 30 Quadratmetern Fläche. Ähm Wie hält man das aus, wenn du sagst, es waren 14 Monate, und wenn man so Tage hat, wo man denkt, ach Gott, jetzt irgendwie mal so ein bisschen raus, weg von den Leuten, und vielleicht auch mal festes Land oder in den Füßen wäre schön. Wie bist du damit umgegangen, gerade in der Anfangszeit, wo das ja ungewohnt ist?
Stefanie Voss [00:04:11]:
Ja, also erst mal bin ich in diese Reise mit großer Naivität gestartet, Das muss ich leider zugeben. Ich hatte natürlich auch diese Vorstellung von Freiheit und super und toll. Es gibt eigentlich kaum einen unfreieren Ort auf der Welt als ein Segelschiff, was irgendwo mitten auf dem Ozean rumschippert. Du kannst ja nicht aussteigen. Du bist ja im Grunde genommen eingesperrt, obwohl du dich in quasi Freiheit befindest. Ich hatte ziemliche Schwierigkeiten auf dem Schiff. Die ersten Wochen waren richtig, richtig hart. Ich bin durch einige sehr, sehr anstrengende Konflikte durchgegangen und habe etwas gelernt, was schmerzhaft war, aber was natürlich auf der anderen Seite total hilfreich ist.
Stefanie Voss [00:04:50]:
Andere Menschen verändern sich nicht für dich. Du musst an deiner eigenen Nase anfangen. Und das ist eine, ja, banale Lektion, aber sie wird uns im Leben nicht so häufig so brutal vorgehalten wie auf einem Segelschiff. Also, ich hab auf der Reise, wenn ich eine Sache wirklich gelernt hab auf der Reise, dann ist es die, dass es möglich ist, mit ganz unterschiedlichen Menschen klarzukommen. Und dass du an dir und an deiner Toleranz und an deiner Kommunikation und an deiner Haltung extrem arbeiten musst, damit das funktioniert. Und sich so auf den Standpunkt zu stellen, da sollen mal die anderen sich verändern, da soll mein Gegenüber was tun oder anders machen, das kann man machen, aber das funktioniert einfach nicht. Und das ist nicht schön. Also es ist wirklich, wirklich schmerzhaft gewesen, die ersten Wochen auf dem Schiff.
Stefanie Voss [00:05:36]:
Ich habe das zum Glück gut weggepackt und verdrängt, aber ich habe natürlich Tagebücher von damals. Aber das ist ein total wertvolles Learning. Und im Nachhinein denke ich, das war ein Glücksfall, dass mir das so früh in meinem Leben passiert ist.
Tobi [00:05:55]:
Was mir dabei nur auch auffällt, du redest ja davon, du hast es mit Mitte 20 gemacht Und das war ja dann noch zu einer Zeit, wo es kein WhatsApp gab, oder die Möglichkeit, mal mit dem Handy Fotos zu schicken oder so. Wie war das denn für dich von der Kommunikation her? Im besten Fall hast du vielleicht alle paar Wochen einen Brief schreiben können mit deiner Familie. Oder vielleicht einmal im Monat ein Münztelefon gehabt, wo du mal zwei Minuten telefonieren konntest. Das waren ja auch noch ganz andere Preise, was wahrscheinlich die Jüngeren von heute gar nicht nachvollziehen können. Ich weiß auch noch die Phasen, wo es denn irgendwie hieß, mein Vater hatte da ein Handy und da hat dann eben die Minute fast vier Mark gekostet, wenn man auch telefonieren wollte. Und auch Textnachrichten waren superbegrenzt von den Zeichen und vom Preis. Daher, wie bist du damit umgegangen, einfach zu wissen, du bist jetzt wirklich komplett auf dich alleine gestellt und kannst nicht deinen Eltern oder einer Freundin ein Foto schicken und sagen, wie’s hier so ist auf dem Schiff?
Stefanie Voss [00:06:47]:
Ich hab mit meinen Eltern in den 14 Monaten, ich glaube, telefoniert haben wir dreimal vielleicht, wenn ich irgendwo war und tatsächlich Geld hatte. Was es aber ja immerhin schon gab, das war 1999, 2000, war E-Mail. Und Es gibt wirklich in jedem letzten Caf auf dieser Welt, auf der kleinsten Insel, gab es damals schon ein Internetcafé. Und E-Mail funktionierte, und ich hab halt viele E-Mails geschickt ohne Fotos, weil digitale Fotografie war wirklich in den Anfängen. Die ganzen Bilder meiner Reise sind analog. Und was ich aber auch gemacht habe, und das kann man sich heute wirklich nicht mehr vorstellen, ich hatte einen Kassettenrekorder dabei, der auch wirklich aufnehmen konnte, und habe Kassetten besprochen. Und habe sowohl meiner Familie als auch einer sehr guten Freundin damals immer wieder Kassetten bequatscht und hab denen Kassetten geschickt. Die gibt’s natürlich noch, diese Kassetten.
Stefanie Voss [00:07:37]:
Ich hab die letztens aus dem Keller rausgeholt, die mal digitalisieren zu lassen. Das sind natürlich wirklich interessante Zeitzeugnisse, weil du halt die Stimme und alles eben noch dabei hast. Das ist aber, find ich, auch eine Erfahrung, die eigentlich total wertvoll ist, dass wir so abgeschnitten waren. Wir hatten ja auch keine Nachrichten, kein Radio, gar nichts. Du bist einfach 14 Tage draußen gewesen, und dann hat sich die Welt 14 Tage weitergedreht, wenn du das nächste Mal im Hafen warst. Irgendwie ist das auch schön, weil es Ich find, es vermittelt so eine Demut, wie klein wir doch eigentlich sind auf diesem großen Planeten. Und dass man auch nicht an allem teilhaben muss. Das war schon eine besondere Zeit.
Stefanie Voss [00:08:16]:
Manchmal wünsche ich mir das fast ein bisschen zurück.
Tobi [00:08:18]:
Das würd ich grad als Nächstes fragen. Würdest du dir manchmal wünschen, dass es heutzutage so ein bisschen mehr davon geben würde? Im Endeffekt ist es ja auch mal so die Sache, wir haben ja eigentlich die Möglichkeit zu sagen, wir brauchen das alles nicht, Aber wir machen es oder nutzen es eben absolut nicht. Also gibt’s für dich dann auch immer so Momente, wo du sagst, okay, das war damals eigentlich so cool, und du wünschst dir, dass es weniger ist, dass du auch so mal Off-Momente nimmst von Social Media oder vom Smartphone, oder dass du auch so sagst, hey, am Wochenende zwischen acht und zwölf ist mir alles egal oder auch den ganzen Sonntag. Oder wie gehst du damit
Stefanie Voss [00:08:53]:
Also, ich würde sagen, ich bin da sehr wechselhaft. Was ich schon mache, ich hab zum Beispiel mein Handy, ist praktisch nie in meinem Schlafzimmer. Das gibt’s nicht. Ich leg mein Handy abends ins Büro. Und das hat an meinem Bett und meinem Nachttisch nix verloren. Wobei, jetzt kommt wieder die Ausnahme, wenn ich unterwegs bin, dann schon, weil dann ist es mein Wecker. Urlaube sind zeitungsfrei. Ist bei mir so ein Ding.
Stefanie Voss [00:09:16]:
Aber irgendwie so an Nachrichten teilhaben tue ich schon viel. Und es gibt aber Momente, wo ich das bewusst dann mal vielleicht für eine Woche ausblende. Ich hab nicht das Gefühl, dass es mich überfordert. Und wenn ich das Gefühl hätte, hätte ich Mechanismen an der Hand, das zu regulieren. Ich achte schon sehr darauf, was tut mir gut, was tut mir nicht gut. Und jetzt natürlich im Moment, es ist gerade mein Buch auf den Markt gekommen, im Moment bin ich ehrlicherweise ziemlich viel am Handy und ständig auf verschiedenen Kanälen unterwegs. Das wird sich aber auch wieder relativieren. Da bin ich doch sehr, sehr sicher.
Stefanie Voss [00:09:50]:
Und ich bin auch mal, ich krieg manchmal auch den Vorwurf, ich bin tatsächlich auch mal, leg ich abends acht Uhr das Handy weg und nimm’s am nächsten Morgen wieder in die Hand. Dann les ich auch keine WhatsApp und krieg gar nichts mit. Manchmal ist es tatsächlich auch schwer, mich zu erreichen, worüber sich am meisten meine Kinder beschweren, wenn sie gerade versuchen, mir irgendwas mitzuteilen.
Tobi [00:10:11]:
Ja. Wenn du jetzt sagst, du warst, okay, mit Mitte 20, 14 Monate auf hoher See. Das wird ja auch mit dir als Mensch eine ganze Menge gemacht haben. Auch einfach so von deinen Visionen, so wer das Buch gelesen hat, weiß, dass du dich ja auch selbstständig gemacht hast. Wahrscheinlich nicht direkt danach, Weil ich glaub, vor 14 Jahren hast du dich selbstständig gemacht.
Stefanie Voss [00:10:35]:
Genau, mit der Geburt von meinem zweiten Kind hab ich
Tobi [00:10:38]:
mich selbstständig gemacht. Aber was sind so deine drei größten Learnings, die du auf dieser Weltumsegelung, nenn ich’s mal, gemacht hast, wo du sagst, dadurch wurde ich ein anderer Mensch oder das hab ich mitgenommen für die Ewigkeit.
Stefanie Voss [00:10:51]:
Also Learning Nummer eins ist sicherlich, ich hatte mir das in den Kopf gesetzt und hab gegen viele, viele Skeptiker das Ding durchgezogen. Und das war eine gute Entscheidung. Und nur weil Menschen skeptisch sind oder weil sie Bedenken äußern, heißt das noch lange nicht, dass du dich von deinem Weg abbringen lassen musst. Ich hab auch schon andere Sachen gemacht, wovon mir Leute abgeraten haben. Damit hab ich ziemliche Bruchlandung erlitten. Aber in dem Fall war es eine gute Entscheidung. Und es war wichtig und gut, dass ich daran festgehalten hab, Nummer eins. Nummer zwei, dieser Umgang mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten auf engem Raum, das ist wirklich eine Lebenslektion.
Stefanie Voss [00:11:28]:
Also sich das Ego abschleifen und lernen, dass ich Menschen nicht sympathisch finden muss. Und trotzdem kann ich mit ihnen gut zusammenleben und gut klarkommen. Das ist, glaube ich, das Allerwichtigste und das Allergrößte. Und das Dritte, ich hatte immer schon eine Leidenschaft fürs Reisen. Und mit einem Segelboot kommst du halt an Orte, wo du sonst nicht hinkommst. Also wer war auf St. Helena? Wer war auf der Osterinsel? Wer war auf Martinique, Guadeloupe, Réunion? Es gibt so viele unglaublich tolle Orte, die einfach weit weg von allem anderen sind. Die mit dem Segelboot zu erkunden, oder auch die Falklandinsel, war auch ein ganz besonderes Erlebnis.
Stefanie Voss [00:12:10]:
Also ein Segelboot ist einfach eine sehr coole Es ist ja eine langsame und auch so ein bisschen demütige Art zu reisen. Die aber wirklich was ganz Besonderes an sich hat und die überhaupt nicht mit Fliegen oder anderen Dingen zu vergleichen ist.
Tobi [00:12:25]:
Würdest du so eine Segeltour eigentlich noch mal wiederholen?
Stefanie Voss [00:12:30]:
Die Frage wurde mir natürlich schon oft gestellt. Also diese Reise, so wie ich sie damals gemacht habe, wenn ich meine Tagebücher ganz weit weglege und mir nicht mehr angucke, dann würde ich vielleicht sagen, ja, aber ich hab echt die ersten Wochen Ja, das war einfach schon ganz schön hart. Das würde ich vielleicht nicht so noch mal machen. Ich wäre, glaube ich Also, ich habe noch Segelpläne, ich möchte noch Segelreisen machen, aber wahrscheinlich doch unter ein bisschen anderen Rahmenbedingungen. Und heute wäre ich natürlich auch insgesamt besser vorbereitet.
Tobi [00:12:57]:
Ja, das glaube ich. Wenn du davon schreibst, oder nicht schreibst, besser gesagt sagst, dass du in den Zeiten, dass es dir schwergefallen ist, wirst du ja auch oft so Down-Phasen gehabt haben. Und was war in diesen Momenten immer so Sachen, womit du dich motiviert hast, weiterzumachen, und nicht zu sagen, ey, schmeiß mich beim nächsten Hafen raus, Ich nehm den nächsten Flieger zurück und bin raus. Oder auch heutzutage wirst du ja wahrscheinlich auch immer Phasen haben, wo du denkst, alles ist Mist hier. Was tust du, da rauszukommen? Und ja, das würde mich sehr interessieren.
Stefanie Voss [00:13:29]:
Also, ich bin natürlich Coach. Und deswegen hab ich natürlich auch ein paar Coaching-Praktiken an der Hand. Und tatsächlich bin ich Zeit meines Lebens, seit ich schreiben kann, habe ich Tagebücher geschrieben. Das hört sich immer nach so einer mädchenmäßigen Nummer an. Jetzt wird’s grad schick durch das ganze Bullet-Journaling. Dinge aufzuschreiben und Gedanken zu notieren ist eine unfassbar gute Strategie für die eigene Psychohygiene. Weil du dir einfach nicht gut merken kannst, welche Emotionen du in welchen Situationen hattest. Wir haben die in dem Moment, aber die verblassen sehr schnell.
Stefanie Voss [00:14:02]:
Und wenn du sie aufzeichnest, wenn du sie niederschreibst und dann im Nachhinein nochmal draufgucken kannst, dann hast du einfach ein viel besseres Verständnis dafür, wie du selber tickst. Also Tagebuchschreiben ist eine wunderbare Form der Selbstreflektion. Und dann gibt es so, ich sag mal, so strukturierte Arten und Weisen, mich zu sortieren. Also ich nenne eine Übung, die ich auch mit meinen Coaching-Klienten Workshops mache, die ich für mich selber immer wieder mache, nenne ich Boxenstopp, dauert zehn Minuten. Ich schreibe mir eine Mindmap, was ist gerade gut in meinem Leben. Dann schreibe ich eine Mindmap, was ist gerade scheiße in meinem Leben. Und dann die dritte Mindmap, worauf fokussiere ich jetzt meine Energie. Und das einfach mal kurz strukturiert runterzuschreiben, das mach ich auf Schmierzetteln, das hab ich schon auf Bierdeckeln gemacht, egal.
Stefanie Voss [00:14:47]:
Das hilft schon, einfach mal kurz zu sagen, okay Weil du dann noch mal, wenn du’s vor dir siehst, diesen Blick drauf richtest, ja, es sind manchmal Dinge einfach Mist, an denen du aber nichts ändern kannst. Und jetzt kann ich mich darüber ärgern, Ich kann mich aber auch entscheiden, dass ich diese Energie nicht ins Ärgern stecke, sondern damit was anderes anfange. Und da hilft, dass sich Kurze hinsetzen, zehn Minuten Zeit nehmen, runterschreiben und dann weitermachen. Das ist wie so eine Art mentale kurze, ja, ich sag mal, ähm, Pause oder so Neujustierung.
Tobi [00:15:20]:
Mhm, Ja, das grade mit dem Schreiben kann ich selbst auch bestätigen, dass das so ein Riesengamechanger ist, den ich auf keinen Fall mehr missen wollen würde. Jetzt wissen die Zuhörer ja auch schon, dich auch, dass du dich vor 14 Jahren selbstständig gemacht hast. Und mich würde interessieren, was waren deine Beweggründe, dass du gesagt hast, jetzt ist der Zeitpunkt, mich selbstständig zu machen? Und was waren also deine ersten großen Hürden in der Anfangszeit und wie hast du die gemeistert?
Stefanie Voss [00:15:49]:
Also ich habe mich tatsächlich selbstständig gemacht mit der Geburt meines zweiten Sohnes, das erzähle ich ja auch im Buch. Und der Hintergedanke oder die große Motivation, und das hört sich jetzt skurril an, war, ich habe mich selbstständig gemacht, weniger zu arbeiten. Ich hatte vorher im Bayer-Konzern eine Abteilungsleiterfunktion. Ich hab diesen Job megagerne gemacht. Ich hatte ein wirklich, wirklich tolles Team. Ich war allerdings richtig viel unterwegs und hatte wirklich einfach viele Bälle in der Luft. Und mit zwei kleinen Kindern kam dann die Entscheidung, das will ich ändern. Es gab ein Ereignis rund die Geburt.
Stefanie Voss [00:16:26]:
Ich hatte eine schwere Form von einer Schwangerschaftsvergiftung und war auch nach der Geburt richtig, richtig krank. Und brauchte einfach auch wirklich lange Zeit, wieder gesundheitlich auf die Beine zu kommen. Und das hat natürlich diese Entscheidung letztendlich befördert. Und ich hab mich selbstständig gemacht. Und natürlich gab es am Anfang irgendwelche Hürden. Aber ehrlicherweise hab ich immer von Anfang an gesagt, ich guck jetzt mal, wie das wird. Ich hab mich nicht unter Druck gesetzt. Das war eine Luxussituation, weil mein Mann ist heute noch und war auch damals angestellt tätig.
Stefanie Voss [00:16:59]:
Ich musste jetzt nicht vom ersten Tag der Selbstständigkeit an Geld verdienen. Ich hatte einen Luxusstart in die Selbstständigkeit und konnte mich ausprobieren. Das hab ich ehrlicherweise auch gemacht. Ich hab geguckt, in welche Richtung geht’s. Es war klar, Kommunikation, Workshops, Moderation, Dann vielleicht ein bisschen Coaching. Irgendwann kamen noch die Vorträge dazu. Und ich konnte das sehr entspannt und ruhig aufbauen. Und was ich aber hatte, das war mir vielleicht gar nicht so bewusst, und das ist ein Tipp an jeden Selbstständigen und jede Selbstständige, Ich hab schon bei Bayer immer mein Netzwerk wirklich gut gepflegt.
Stefanie Voss [00:17:34]:
Ich hab Kontakt gehalten zu Menschen, ich hab viel für Leute getan. Und so hatte ich einfach ein unglaublich großes Netzwerk an Menschen, denen ich dann irgendwann sagen konnte, hallo, Leute, jetzt bin ich selbstständig. Und daraus ergaben sich schon auch direkt die ersten Aufträge. Dass dann Menschen zu mir kamen und sagten, ach, wir wissen ja, du kannst dies und das, willst du uns nicht unterstützen? Ja, so hat sich das entwickelt. Und es ging tatsächlich Jahr für Jahr wirklich super bergauf. Und klar, irgendwann hab ich dann auch wirklich strategisch überlegt, in welche Richtung geht’s. Aber ein gutes Netzwerk ist das A und O in der Selbstständigkeit. Und klar, diszipliniert sein, gut organisiert sein und so weiter auch.
Stefanie Voss [00:18:13]:
Aber Netzwerk ist echt viel wert.
Tobi [00:18:17]:
Ja. Wo wir schon beim Thema Netzwerk sind, so eine Frage, die ich ganz oft von Leuten bekomme, gerade auch wegen Business-Bücher im Kontext. Was sind denn so Tipps, wie man gut netzwerken kann? Also ich kenne viele Leute, die sagen, ja, Ich will auch irgendwie ein großes Netzwerk, weiß aber nicht so richtig, wie es ist oder wie ich das anstellen soll. Dann kann ich das auch so auf Seminaren lassen, so Leute haben, ich bin übrigens der und will neue Leute kennenlernen, so eine Art. Und dann denk ich, das ist jetzt nicht so die optimale Methode oder der Klassiker, den viele kennen. So hier, meine Karte, melde dich mal und dann connecten wir uns mal und gucken, wo der Weg hinführt. Sind ja alles so Methoden, wo wir wissen, okay, das bringt nichts. Was würdest du jetzt Leuten empfehlen, die sagen, ich möchte auch netzwerken und bin bereit, neue Methoden zu probieren, das anzugehen?
Stefanie Voss [00:19:02]:
Ich würde es gar nicht so methodisch angehen. Als Erstes würde ich sagen, du brauchst ein echtes Interesse an anderen Menschen. Wenn dich andere Menschen nicht interessieren, wirst du nie ein guter Netzwerker werden. Ich interessiere mich für Menschen. Ich frage Menschen alles Mögliche, Vom Taxifahrer, vom Hotelangestellten, von Menschen, die mir irgendwo begegnen. Ich bin kontaktfreudig. Ich spreche jeden an, der weit reinig auf dem Baum ist, so ungefähr. Und ich hab wirklich ein Interesse daran, was andere Menschen tun, wie es ihnen geht, wie sie leben, was sie für Haltungen und Meinungen haben.
Stefanie Voss [00:19:35]:
Und ich hör zu, ich hör viel zu. Das ist das Erste. Und das Zweite, ich tu viel für andere Leute. Also, ich bedanke mich herzlich, ich biete meine Kontakte an, wenn ich jemanden kennenlerne. Ich teile Wissen. Ich bin, glaub ich, ziemlich zuvorkommend, wenn man mit mir zusammenarbeitet. Oder ich versuche, unkompliziert zu sein in der Zusammenarbeit. Ich möchte es immer den Menschen, die mit mir zu tun haben, so einfach wie möglich machen.
Stefanie Voss [00:20:03]:
Natürlich nicht überall und immer. Es gibt auch Grenzen, die ich natürlich auch habe. Oder wenn mich jemand blöd behandelt, dann zieh ich mich auch zurück oder zeig das auch. Aber grundsätzlich bin ich erst mal jemand, der ein Interesse daran hat, dass es den Leuten in meinem Umfeld irgendwie gut geht. Und dazu kann ich ja immer was beitragen. Und daraus haben sich einfach schon irre viele Begegnungen und Kontakte ergeben. Und ich merke natürlich jetzt vor allem über die Zeit, je mehr du irgendwie gibst und reingebst, irgendwann kommt es wirklich zehnfach zurück. Und jetzt habe ich das Glück, dass ich natürlich schon in der Phase sozusagen angekommen bin, wo viel zu mir zurückkommt.
Tobi [00:20:42]:
Klingt gut zu hören. Und ja, mit dem Interesse sehe ich ganz genauso wie du. Dadurch, dass du ja viel auch als Coach unterwegs bist, wirst du ja auch wahrscheinlich so Leute haben, ey, Stephanie, das, was du machst, finde ich voll cool. Und so mein Job nervt mich total. Und eigentlich will ich auch was machen, was mich erfüllt. Was kannst du mir denn raten, wenn ich jetzt damit anfangen will? Wie sollte ich anfangen, auch dahin zu kommen, dass ich einen Job habe, der mir Spaß macht und dass sich meine Arbeit nicht mehr wie Arbeit anfühlt?
Stefanie Voss [00:21:11]:
Grundsätzlich, das ist ja das große Thema, Geldkonto, Sinnkonto, Das kommt auch im Buch vor. Ähm, es ist gar nicht so einfach zu sagen, ne? Finde den Job, der dich glücklich macht und Geld bringt und so weiter. Ich bin da der Meinung, dass da ziemlich viel Schmuh rund dieses Thema betrieben wird. Es gibt viele Coaches, die sagen ja so was wie, ach, wenn du wirklich das findest, was du liebst, dann wirst du dafür auch Geld kriegen und es wird alles ganz super werden und so weiter. Das glaub ich nicht. Also ich glaube, es gibt in jedem Leben ein Geldkonto und ein Sinnkonto. Und in manchen wenigen Jobs wird beides gefüllt durch den Job. Und in den allermeisten Fällen ist es so, dass wir Geld verdienen und dass wir noch irgendetwas anderes nebenher tun, unser Sinnkonto zu füllen oder irgendwie persönlich zu wachsen.
Stefanie Voss [00:22:01]:
Der Job ist einfach nur okay und bringt die Kohle rein. Das darf auch so sein. Wenn Menschen sich selbstständig machen wollen, und ich krieg diese Fragen natürlich ganz, ganz oft gestellt, dann ist immer meine erste Frage, die ich zurückstelle, wie viel Geld willst du verdienen? Und wie ist das Geschäftsmodell, was deine Selbstständigkeit sozusagen aufbaut und dir auch das Einkommen zahlt, was du gerne haben möchtest. Und dann stellst du relativ schnell fest, jetzt bist du ja wahrscheinlich auch ein bisschen zahlenaffin, dass die Leute sich da ziemlich wenig Gedanken machen. Und wenn ich vernünftiges und sehr gutes Geld verdienen will und Sicherheitsbedürfnisse habe, dann ist eine Selbstständigkeit so eine Sache, also zumindest so was, was ich mache. Und ich schreibe das auch in meinem Buch ganz offen. Wenn es mir ums Geld gegangen wäre, hätte ich die chemische Industrie und einen Konzern wie Bayern nie verlassen dürfen. Ich war mit 31 Jahren Abteilungsleiterin.
Stefanie Voss [00:22:57]:
Ich habe gut verdient und viel gearbeitet. Aber des Geldes wegen hätte ich mich nie selbstständig machen dürfen, sondern ich hatte andere Wünsche und Ziele. Ich fühl mich heute gut bezahlt und bin happy, so wie das läuft. Aber so wie ich, dass ich sagen kann, mein Job macht mir unglaublich viel Spaß und er bringt auch noch vernünftige Kohle nach Hause, Das ist nicht der Standard. Der Standard ist anders. Der Standard ist, mein Job ist okay, ich mache mich da nicht megamäßig kaputt, es wird vernünftig bezahlt und irgendwie habe ich was drumherum, was mich im Leben weiterbringt. Und das ist einfach ein Modell, was in Ordnung ist.
Tobi [00:23:33]:
Jetzt sagst du, es gibt super viel Schmuh auf diesem Coaching-Markt oder Aussagen. Einerseits hast du ja schon gesagt, du hattest ein sehr großes Netzwerk durch Bayer, was dir geholfen hat. Aber was unterscheidet dich sonst noch von den anderen, dass du das geschafft hast, mit der Selbstständigkeit da dran zu bleiben? Und ich meine, wenn es so einfach wäre, könnte ja jeder selbstständig werden. Daher, du wirst ja was Besonderes gehabt haben, dass es geklappt hat. Was war es deiner Meinung nach?
Stefanie Voss [00:24:00]:
Also erst mal, ich bin schon fleißig. Also ich arbeite tatsächlich zeitlich natürlich viel flexibler, als ich das als Angestellte getan habe. Mein Ziel, selbstständig und weniger arbeiten, ist auf jeden Fall aufgegangen, weil ich zum Beispiel, ich nehme zwölf Wochen im Jahr Termin frei. Dann arbeite ich zwar schon auch, aber ich hab halt keine Termine. Und das kannst du als Angestellter ja gar nicht. Welche Angestellten-Tätigkeit lässt das zu? Ich bin fleißig, ich häng mich schon an Dinge Ich häng mich rein, das ist so. Das hab ich bei dem Buch gemacht, bei anderen Projekten. Ich hab einen, Ich würde ihn gesund nennen, aber ich hab einen gewissen Perfektionismus.
Stefanie Voss [00:24:37]:
Auf jeden Fall. Das ist ein wichtiger Punkt. Ähm Ich bin nicht naiv, was Zahlen angeht. Ich glaube, das ist für die Selbstständigkeit wichtig. Mir ist klar, dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist. Und ich habe Rücklagen gebildet von Beginn meiner Selbstständigkeit an. Und eine Einzelselbstständigkeit ist ein riesiges Risiko, denn ich muss mir ja nur morgen irgendwie irgendwas tun und kann dann auf einmal nicht mehr arbeiten. Und ich bin immer wieder erschrocken, gerade in diesem Coaching-Kontext, wie viele Leute noch nicht mal für zwei Monate finanzielle Ressourcen haben.
Stefanie Voss [00:25:11]:
Also ich bin kein Naivling, wenn es Zahlen geht. Das ist, glaube ich, auch nochmal ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Naja, und dann Ist das jetzt meine Leistung oder ist das Glück? Ich hab ein paar, ich nenn das jetzt einfach mal Assets in meiner Vita. Ich kann auf Englisch arbeiten, davon gibt’s nicht so viele. Im Speaking-Markt bin ich als Frau unterwegs, davon gibt’s nicht so viele. Ich bediene Führungsthemen als Frau. Das ist wirklich eine spezielle Nische in Deutschland. Und dann, auch noch auf Englisch, ich habe einfach so ein paar Fähigkeiten, die nicht so viele Leute haben.
Stefanie Voss [00:25:45]:
Und ich habe die aber relativ schnell identifiziert und hab mich deswegen auch in Marktnischen positioniert, wo die gefragt werden. Und jetzt kommen wir zurück zum Buch, das mit den Piraten. Es war meine Idee, ich hab das aufgebaut. Und das ist ein cooles und lässiges Thema. Und ich hab dieses Thema wirklich intensiv beackert und bearbeitet, bevor ich damit raus gegangen bin. Und dann sagen die Leute, ja, aber wie kann man für einen Vortrag so viel Geld? Die Leute sehen immer die 45-Minuten-Vortrag, die sehen nicht die 500 Stunden, die du investiert hast, bevor so ein Produkt überhaupt erst mal auf den Markt kommt. Und ich glaube, ja, so in diesem Kontext hab ich einfach mittlerweile viel Erfahrung, kenn mich gut aus, ja, hab ein großes Netzwerk, deswegen steh ich da, wo ich stehe.
Tobi [00:26:32]:
Ja, ich glaub, so dieses dass immer viel Vorarbeit dazugehört, ehe es so weit ist, ist, glaub ich, eine Sache, die viele Leute einfach nicht sehen wollen. Das hatte ich jetzt schon oft auch in anderen Büchern, dass da immer wieder Beispiele genannt werden, dass manche Leute über 30 Jahre gebraucht haben, die aber diese eine Sache immer und immer wieder gemacht haben und gucken mussten, wie es gemacht wurde.
Stefanie Voss [00:26:55]:
Kennst du diesen Picasso-Joke dazu? Eine Frau trifft Pablo Picasso und sagt, können Sie mir ein Bild malen? Und er zeichnet fünf Striche auf eine Serviette und reicht ihr die Serviette und dann sagt sie, oh, was kostet das? Und dann sagt er zwei Millionen. Und dann sagt sie, was? Sie haben vier Sekunden gebraucht. Und dann sagt er, ja, und ich habe vorher 30 Jahre geübt.
Tobi [00:27:14]:
Den hatte ich schon mal gehört. Ja, Jetzt klingt es bei dir so, dass ja vieles bei dir glücklich sich gefügt hat oder optimal lief. Aber gab es für dich trotzdem Sachen, die du irgendwie opfern musstest oder die du für deinen Erfolg opfern musstest, damit du da hinkommst, wo du jetzt bist oder auch früher warst. Und wenn ja, so welche Konsequenzen haben sich daraus ergeben für dich?
Stefanie Voss [00:27:40]:
Also, opfern, find ich, ist natürlich ein schwieriger Begriff. Ich hab jetzt nicht das Gefühl, ich hab so wahnsinnig viel geopfert. Ich hab immer wieder Entscheidungen getroffen. Und die waren natürlich auch nicht leicht. Und als Selbstständige oder Selbstständiger, und das wirst du mit Sicherheit auch kennen, es ist ja gar nicht so schwierig zu entscheiden, was will ich denn machen? Es ist ja viel schwieriger zu entscheiden, Was mach ich denn alles nicht? Zu was sag ich denn nein? Weil der Tag hat ja nur 24 Stunden. Und diese Nein-Entscheidungen, die hab ich sehr früh, sehr konsequent getroffen. Also mir war immer wieder klar, der Tag hat 24 Stunden. Zu Beginn meiner Selbstständigkeit waren Meine Kinder ja noch ganz klein.
Stefanie Voss [00:28:17]:
Ich hatte also auch wirklich sehr eingeschränkte Arbeitszeiten. Und mich immer wieder zu orientieren, was mache ich, aber was mache ich auch nicht. Ich glaube, das war sicherlich auch eine sehr gute und wichtige Strategie, weil ganz viele Selbstständige so in diesem Kontext, Coaching, Beratung, Workshops, Vorträge. Du kannst dich wunderbar verzetteln. Es ist überhaupt nicht schwierig, zu sagen, das mache ich nicht, das mache ich nicht. Ich habe mich vor 14 Jahren selbstständig gemacht. Seit Jahren sagen mir Leute, du müsstest mal ein Buch schreiben. Ich hab es aber immer wieder nicht gemacht, nicht gemacht, nicht gemacht.
Stefanie Voss [00:28:53]:
Dann war die Idee da. Dann war sozusagen der Moment, wo ich gesagt hab, jetzt mach ich es. Dann hab ich es aber auch ratzfatz durchgezogen. Ich hab ja genau ein Jahr gebraucht für das Buch. Und, ähm, ich glaub, das ist auch so eine Qualität von mir, dass ich, wenn ich Entscheidungen treffe, dass ich dann, ja, wagemutig wie ein Pirat, wenn, dann richtig oder eben gar nicht. Und Das ist etwas, was mich sicherlich auch auszeichnet.
Tobi [00:29:19]:
Ja, das glaub ich. Wie oft fallen dir immer so Ideen ein? Oder auch grade, wenn du viel mit Leuten zu tun hast?
Stefanie Voss [00:29:24]:
Schrecklich, viel zu viel. Also, ich hab sehr, sehr viele Ideen. Und viele Wann ist der beste Moment, eine Idee zu stoppen, bevor du irgendwie angefangen hast? Ist auch einer meiner Leitsätze. Ich hab ständig neue Ideen, ich denk ständig, das könnt ich noch und das. Immer wieder hab ich aber schon so eine Selbstregulierung, nein, das machst du jetzt nicht, du hast grade andere Prioritäten.
Tobi [00:29:46]:
Also, das fällt dir mittlerweile leicht zu sagen. A, wäre schön, aber lieber erst mal nicht.
Stefanie Voss [00:29:52]:
Findet jetzt nicht statt. Ist einfach, ne? Also, der Tag hat 24 Stunden. Und, ähm, und meine Zeiten sind begrenzt. Und wenn jetzt zum Beispiel auch am Wochenende Familie dran ist, dann ist am Wochenende Familie dran. Dann ist nix mit Büro und noch hier ein bisschen und noch da ein bisschen und noch dort ein bisschen. Nein, ist nicht.
Tobi [00:30:09]:
Ja. Hast du denn selbst so feste Routinen auch etabliert? Weil mit vielen Leuten, mit denen ich immer spreche, da, Bei einigen ist es relativ extrem. Da ist wirklich nur 15 Minuten Social-Media-Zeit, 20 Minuten E-Mails schreiben. Und dann auch der nächste Termin darf nur höchstens 90 Minuten gehen. Bist du da ähnlich gestrickt? Oder wie sieht es bei dir aus? Du hast ja viel zu tun, wie man mitbekommt. Wie kriegst du das alles gut unter einem Hut?
Stefanie Voss [00:30:34]:
Also, ich habe keine festen Routinen in dem Sinne, dass bei mir irgendwie Tage ähnlich aussehen. Ehrlich gesagt will ich das auch nicht. Ich find’s total cool, dass bei mir jeder Tag anders ist. Eine Routine ist allerdings, ich guck abends in den Kalender und guck, was steht morgen an. Muss ich vielleicht jetzt noch irgendwas vorbereiten. Das ist sicherlich etwas, was ich schon regelmäßig tue. Was ich aber mache, und das ist vielleicht schon eine Art von Routine, ich hab tatsächlich in meinem Büro zwei Schreibtische. Ich hab einen Schreibtisch, an dem ich jetzt hier mit dir sitze, wo mein ganzer Technikkram steht, der Laptop, Kamera und so weiter, Telefon, und das ist mein sozusagen Arbeitsschreibtisch.
Stefanie Voss [00:31:11]:
Und ich hab einen zweiten Schreibtisch, der ist blanco, da ist nichts, da ist Eine Lampe und keine Technik. Und wenn ich konzeptionell arbeite, da bin ich immer noch der Freund von Stift und Papier, dann geh ich an den anderen Schreibtisch. Dann hab ich da keine E-Mails, keinen Laptop, kein Telefon, sondern einfach eine weiße Tischfläche, an der ich konzeptionelle Sachen mache. Und das ist für mich etwas, was mir hilft, sagen wir mal, abarbeiten, von Konzeptionsarbeit zu trennen. Und manchmal mach ich das auch im Café oder irgendwo anders. Aber wenn ich konzeptionell arbeite, Wenn ich Ideen durchdenke, sitz ich nie am Rechner.
Tobi [00:31:49]:
Sind die beiden Schreibtische in einem Raum? Ja,
Stefanie Voss [00:31:52]:
der andere ist hier sozusagen die Ecke.
Tobi [00:31:54]:
Ah, okay, die Ecke. Aber ich wollt sagen, nachher sind die so Stirn an Stirn.
Stefanie Voss [00:31:57]:
Dann
Tobi [00:31:58]:
wär diese Versuchung groß, ach, geht
Stefanie Voss [00:32:01]:
man doch mal schnell. Nee, geht nicht. Wenn ich an dem anderen Schreibtisch sitze, kann ich nicht rübergreifen, rübergucken. Nee, die stehen auch versetzt zueinander.
Tobi [00:32:08]:
Wenn ich an dem anderen Schreibtisch sitze, kann
Stefanie Voss [00:32:08]:
ich nicht rübergreifen, rübergucken. Nee, die stehen auch versetzt zueinander. Wenn ich an dem anderen Schreibtisch sitze, hab ich diesen Schreibtisch mit der ganzen Technik im Rücken.
Tobi [00:32:14]:
Cool, so ein Hack, den hab ich bisher noch nie gehört. Aber der Grundgedanke gefällt mir enorm.
Stefanie Voss [00:32:19]:
Ja, und wenn du keinen Platz hast, dann geh ins Café. Dann nimm dir Papier und Stift mit. Und wenn du eine Idee durchdenken willst, lass dein Handy in der Tasche und geh ins Café. Und das mache ich auch. Und alleine auch das Beobachten von anderen Menschen und dieser Geräuschpegel drumherum ist manchmal total hilfreich. Aber vor Ich
Tobi [00:32:37]:
bin, glaub ich, komplett gegenteilig. Ich wär der Typ, der im Café die ganze Zeit nur irgendwo hinguckt und sich freut, was da für Leute sind. Und ich arbeite selbst zu Hause, wo es ruhig ist, meistens sogar mit Neuschätzlingen-Kopfhörern. Weil mich so kleinste Geräusche absolut nerven. Aber das ist, glaub ich, auch so eine komplette Typenfrage.
Stefanie Voss [00:32:57]:
Ja, das kann schon sein. Also, das ist vielleicht so ein Hack. Ansonsten, nee, Ich hab wenig Struktur. Und ehrlich gesagt, nach der Pandemie weiß ich das noch mehr zu schätzen, wie schön ich das finde, dass die Tage abwechslungsreich sind. Weil in der Pandemie, wo ich auf einmal nicht mehr gereist bin, dann waren wir auf einmal zu viel zu Hause, zwei Kinder im Homeschooling. Mich hat dieses jeden Tag das Gleiche, das hat mich wahnsinnig gemacht. Also es war wirklich eine psychisch sehr anspruchsvolle Zeit. Klar, Geschäft ist weggebrochen, Aufträge sind weggebrochen usw.
Stefanie Voss [00:33:27]:
Die beiden Kinder mussten betreut werden hier. Und auf einmal war ich wieder in Einkaufen, Kochen, Frühstück machen, Mittagessen machen, Abendessen machen, mich mit meinem Mann abstimmen, wer kümmert sich was. Und so diese totalen Routinen, die hier über Wochen und Monate eingezogen sind, haben mich echt Es hat mich echt belastet. Und insofern, nein, ich finde das total cool, dass mein Leben so wenig Routine hat.
Tobi [00:33:52]:
Ja. Wenn wir schon beim Thema sind, ist ja so ein Thema, was vor drei Jahren losging mit der Pandemie. Und mir geht’s zumindest so, dass es gar nicht mehr präsent ist. Oder mir ist enorm schwerfällt, sich da irgendwie so reinzufühlen wie es war. Vor drei Jahren haben die bei uns angefangen, selbst die Spielplätze zu sperren. Eigentlich ging gar nichts mehr. Wenn man draußen spazieren ging, hat man die Straßenseite gewechselt, gar nicht den Menschen entgegenzugehen. Gibt’s Dinge, die du positiv aus der Zeit für dich mitgenommen hast? Oder sagst du eigentlich, zum Glück ist es einfach vorbei und das will ich nie wieder haben?
Stefanie Voss [00:34:26]:
Beruflich gesehen bin ich natürlich froh, dass es vorbei ist, weil ich’s einfach wunderschön finde, mit Menschen in Kontakt zu sein. Ja, also ich liebe das jetzt, wieder auf der Bühne zu stehen und einen vollen Saal zu haben und Menschen zu umarmen und die Hand zu geben und in Kontakt zu sein. Das ist natürlich ganz klar. Ich finde, die Pandemie hat noch mal auf ihre Art und Weise uns deutlich gemacht, dass es auch anders sein kann. Also der Kontrast zeigt dir einfach noch mal, wie sehr du die Situation, die du vorher als selbstverständlich gesehen hast, wie sehr du die wertschätzt. Und dafür finde ich es gut, einfach anzuerkennen, ich bin, glaube ich, heute mit viel mehr Dankbarkeit noch bei jeder Veranstaltung unterwegs, weil ich halt auch erlebt hab, wie es ist, wenn das zwei Jahre nicht geht. Und, ähm, ja, den Kontrast dafür, finde ich, war die Pandemie gut und richtig. Auch, ehrlicherweise, dieses Gefühl von, es ist Freitagnachmittag, und wir haben das ganze Wochenende nichts vor.
Stefanie Voss [00:35:23]:
Ähm, ich gebe ehrlich zu, dass ich mich schon fast wieder manchmal ein bisschen danach zurücksehne. Wobei bei uns ist eben auch, ne Ich hab einen Freundeskreis, mein Mann hat einen, wir haben gemeinsame Freunde, zwei Kinder, die Sport treiben. Bei uns ist immer Action. Und manchmal sitzen wir heute schon da und sagen so, ah, so ein Wochenende ohne irgendwas wäre schon auch mal wieder cool. Aber wir sind schon beide auch sehr dankbar, also ich bin vor allem beruflich natürlich ganz, ganz dankbar, dass es durch ist, weil beruflich war das natürlich schon echt Ja, war einfach Kacke, kann man gar nicht anders sagen.
Tobi [00:35:56]:
Ja, aus Sicht eines DJs kann ich das nur bestätigen. Ja, genau. Man denkt, der Kalender ist voll.
Stefanie Voss [00:36:03]:
Und ich
Tobi [00:36:03]:
weiß noch genau diese eine Woche, wo, glaub ich, 40 Absagen oder so kamen. Da war der Einruf nach dem anderen, wo es dann hieß, das war’s. Und dann denkst du so, okay.
Stefanie Voss [00:36:13]:
Genau, also genau die Wochen hatte ich auch. Ende März 2020. Und dann stand ich da und hab gedacht, okay, äh, und jetzt? Und wie gesagt, ich war finanziell schon abgesichert. Es gab ja auch in Deutschland verschiedene Unterstützungen. Aber es war Es fühlte sich auf jeden Fall nicht gut an. Ja.
Tobi [00:36:32]:
Aber jetzt mal den Schwing vom Thema wegzumachen, noch mal quasi vor allem zu diesem Part, wo du vom Angestellten-Dasein in die Selbstständigkeit gegangen bist. Kann ich mir auch vorstellen, dass du viele Kollegen bei Bayer gehabt hast, gerade wenn du in so einer Homposition bist, wo vielleicht auch einige andere auch sein wollen würden. Und du sagst, jo, ich hab da jetzt nicht mehr so die Lust drauf. Und ich kann mir auch vorstellen, dass sich so dein Umfeld in der Zeit so ein wenig geändert hat. War das der Fall oder eher weniger?
Stefanie Voss [00:37:05]:
Also, ich glaub, mein Umfeld hat sich gar nicht Also, hat sich natürlich geändert insofern, dass ich meinen festen Kollegenkreis quasi verlassen habe und dann eben natürlich in der
Tobi [00:37:14]:
Selbstständigkeit auch einen
Stefanie Voss [00:37:14]:
neuen Kollegen- oder Netzwerkpartnerkreis aufgebaut habe. Vielleicht ist noch eine Sache wichtig zu wissen. Ich war ja Abteilungsleiterin in der Unternehmenskommunikation bei einem Teilkonzern von Bayer. Und ich glaube, es ist mir auch deswegen leicht gefallen zu gehen, weil ich so für mich das Gefühl hatte, ich hab hier alles erreicht, was ich erreichen möchte. Weil über mir hing der Bereichsleiter der Unternehmenskommunikation. Und irgendwie hatte ich immer das Gefühl, Bereichsleiter möchte ich nicht werden. Kommunikation ist voll mein Thema. Aber ein Bereichsleiter Kommunikation in einem großen Konzern hat eine riesige Verantwortung und ist ehrlicherweise ganz schön nah immer an der Geschäftsführung oder am Vorstand, ich sag mal, drangetaktet.
Stefanie Voss [00:37:58]:
Wenn irgendwas geht, dann ist der Vorstandsvorsitzende da und dann muss der Bereichsleiterkommunikation auch springen. Es ist eine super spannende Position, aber es ist auch eine Position, wo du sehr fremdbestimmt bist. Das war für mich der Gedanke, das wäre der logische nächste Schritt gewesen, dass ich so gedacht hab, den Schritt will ich gar nicht machen. Ich bin total gerne da, wo ich bin, aber dieser nächste logische Schritt, der ist natürlich finanziell noch mal superattraktiv, der ist von den Aufgaben her superattraktiv, aber der bringt Dinge mit sich, die nicht zu mir passen. Und Auch deswegen ist es mir vielleicht leichter gefallen, diesen Schritt raus aus dem Konzern zu machen. Und hat sich viel verändert. Ich hab immer noch Kontakt zu ehemaligen Kolleginnen und Kollegen. Ich bin ein Mensch, der netzwerkt.
Stefanie Voss [00:38:44]:
Da hat sich gar nicht so viel getan. Insofern, nee, dass sich das jetzt alles radikal verändert hat und ich ein ganz anderer Mensch geworden bin, würd ich gar nicht sagen.
Tobi [00:38:54]:
Ja. Würdest du aber trotzdem die These unterschreiben? Weil viele sagen ja so, dein Umfeld ist alles, wenn du dich nur mit Kollegen umgibst oder Freunden, die immer alles schwarz sehen, dass sich das auch runterzieht. Und wenn du ein Umfeld hast, was positiv ist, dass dir das zugutekommt, oder Ja,
Stefanie Voss [00:39:11]:
also die Ja. Also, die These unterschreibe ich sofort, ne? Ähm, dass, ähm, natürlich die Menschen, die dich umgeben, dich beeinflussen. Und es gibt in meinem Buch ein Unterkapitel, das heißt, darf ich dir das Tschüss anbieten. Und da bin ich tatsächlich auch durchaus konsequent, sicherlich nicht aggressiv, im Sinne von, ich schmeiß Leute raus aus meinem Leben. Aber wenn ich merke, dass ich mit Menschen in Kontakt bin, die mir überhaupt nicht guttun, zieh ich mich aus dem Kontakt zurück. Das ist noch nicht so wahnsinnig oft passiert, aber das ist schon passiert. Das hab ich dann auch sehr bewusst getan. Ich achte darauf, grade in der Selbstständigkeit, wer sind meine engsten Netzwerkpartner.
Stefanie Voss [00:39:50]:
Das sind alles Menschen, die ich menschlich, persönlich, professionell bewundere, die ich schätze, mit denen ich mich sehr offen austauschen kann. Und Ja, da sind natürlich auch echte Freundschaften entstanden, ist ja klar. Und trotzdem sind wir natürlich auch auf eine gewisse Art und Weise Konkurrenten. Aber das geht. Also es gibt komische Menschen da draußen, und es gibt aber auch super, super, super tolle Leute da draußen.
Tobi [00:40:15]:
Ja. Jetzt hattest du eben gesagt, als du bei Bayer warst, hattest du das Gefühl, es geht nicht weiter höher für dich. Du hast irgendwie quasi schon dein Endziel oder deine Vision von dem, was du da erreichen willst, erlangen können. Gibt es aktuell für dich ein Ziel oder so eine Art Vision, wo du noch hinkommen möchtest? Oder ist es für dich grad so ein Moment, wo du sagst, so wie es ist, ist es schön, und so viel muss ich da gar nicht erinnern? Aber falls du diese Ziele oder Visionen hast, Wie lauten die, falls du die mit mir und den Zuhörern teilen würdest?
Stefanie Voss [00:40:48]:
Ja, das teile ich gerne. Jetzt hab ich erst
Tobi [00:40:52]:
mal an dieses Thema Autorin einen
Stefanie Voss [00:40:52]:
Haken gesetzt. Den hab ich ja ewig lange mit mir rumgeschleppt, diesen Plan. Und jetzt hab ich den schon mal umgesetzt. Es gibt tatsächlich noch was, das ist aber noch ein Stückchen weit weg. Das ist jetzt das erste Mal, dass ich das verrate. Ich habe mir immer überlegt, ich bin ja viel in der Organisationsentwicklung, in der Führungskräfteentwicklung. Ich komme immer rein, mache meinen Teil, trage bei. Und dann bin ich natürlich auch irgendwann wieder raus.
Stefanie Voss [00:41:16]:
Und ich würde schon gerne auch Organisationen wieder längerfristig begleiten, aber ich möchte nicht mehr angestellt tätig sein. Ich bin schon in der Selbstständigkeit gut aufgehoben. Und das, was mich noch mal reizen würde, und vielleicht passiert das jetzt, in zwei Jahren, in fünf Jahren, Ich würde mich gerne mal in Aufsichtsräten einbringen oder erst mal in einem Aufsichtsrat einbringen, einfach näher an einem Organisationskontext dran zu sein und auch dran zu bleiben, ohne in der klassischen Angestellten-Tätigkeit zu sein. Ich glaube, Ich hab mittlerweile einfach viel Erfahrung gesammelt, weil ich sehr unterschiedliche Unternehmen und Organisationen beraten und kennengelernt habe. Und ich könnte mir vorstellen, dass dieses Wissen auch in einem Aufsichtsrat gut aufgehoben ist. Und das ist noch so ein Ziel von mir, dass ich sage, Angestellt, nein. Vielleicht noch irgendwann ein zweites Buch, okay. Aber eine Aufsichtsposition, das wär noch mal was, was mich total reizen würde.
Tobi [00:42:08]:
Ja, cool. Wenn du sagst, vielleicht irgendwann ein zweites Buch, würdest du ad hoc sagen können, Darüber würdest du gerne schreiben wollen? Oder ist es grad noch alles zu nah an dem ersten Buch?
Stefanie Voss [00:42:20]:
Nein, also die Piratenstrategie ist natürlich so ein Riesenthema. Und ich hab so viele Ideen für das Buch gehabt, die ich rausstreichen musste aufgrund der begrenzten Zahl von Seiten, dass sich natürlich durchaus anbietet, das Piratenstrategie-Thema noch mal zu vertiefen. Und es gibt einmal die Möglichkeit, es wirklich ganz klassisch auf Karriere zu vertiefen. Das Buch jetzt greift ja sehr viele Bereiche auf. Und ich könnte den Karriere-Teil eigentlich mal rausgreifen und wirklich die Piratenstrategie für die Karriere noch mal ausarbeiten. Da würde mir sehr, sehr viel zu einfallen. Da sind, ehrlich gesagt, ein paar Kapitel schon rausgeflogen beim alten Manuskript, die ich direkt schon hätte. Das ist das eine.
Stefanie Voss [00:42:57]:
Und das andere ist, ich mach ja auch sehr viel Frauencoaching, Frauenführungskräfteentwicklung, Diversity, Thematik. Und natürlich könnte man auch dieses Piratenstrategiethema mal nur für Frauen aufarbeiten. Das ist ja in meinem Buch jetzt nicht der Fall. Das ist explizit auch gewünscht nicht der Fall. Es würde sich aber anbieten, weil Vagemut ein Thema ist, was Männer und Frauen gleichermaßen betrifft. Aber Frauen, glaub ich, brauchen noch den größeren Ich sag das jetzt mal gemeine, den größeren Tritt in den Hintern. Und die haben einfach da noch einen größeren Weg zu gehen. Nicht weil sie es schuld sind, sondern weil die Rahmenbedingungen einfach so sind, wie sie sind.
Stefanie Voss [00:43:35]:
Und dem würde ich gerne auch nochmal vielleicht ein bisschen mehr Zeit widmen und nochmal die Piraten Strategie spezifisch für die Frauen vertiefen. Das sind so zwei Ideen, die schon ja die schon im ersten Buchprozess eigentlich immer wieder präsent waren. Jetzt erst mal nicht. Wenn ich meiner Familie sage, ich schreib das zweite Buch, dann werd ich hier gehängt. Aber in ein, zwei Jahren, Who knows?
Tobi [00:44:01]:
Ja. Was denkst du, warum Frauen oder welche Rahmenbedingungen sind daran schuld, dass Frauen eher den größeren Tritt in den Hintern brauchen, sich Sachen mehr zu trauen oder anzugehen?
Stefanie Voss [00:44:11]:
Frauen haben einfach einen ganz entscheidenden Nachteil. Wenn du als Mann charismatisch bist, stark bist, nein sagst, dich durchsetzt, dann sagen die Leute, bist du souverän. Und wenn ich das mache, mich durchsetze, stark bin, nein sage, konfrontativ bin, dann sagen die Leute, ist das eine Zicke. Und Frauen zahlen das sich Durchsetzen mit Beliebtheitspunkten. Und Männer gewinnen Beliebtheitspunkte, wenn sie sich durchsetzen. Und das ist einfach Letztendlich liegt das an unserer gesellschaftlichen Prägung. Wir haben immer noch das Bild von der eher freundlichen, netten, angepassten, harmonischen Frau und dem starken Mann. Man denkt immer, das ist lange, lange vorbei.
Stefanie Voss [00:44:52]:
Das ist es nicht. Es ist immer noch da, in meiner Generation sowieso, aber auch in den Generationen, die nach mir kommen. Und deswegen müssen Frauen akzeptieren, dass sie, wenn sie ihren Weg gehen, meistens weniger gemocht werden und schneller auch, ich sag mal, Ablehnung und im schlimmsten Fall auch echte Anfeindung ertragen müssen. Und deswegen fällt es Frauen schwer. Das hat mit ihnen selber nichts zu tun, sondern es hat was mit unserem gesellschaftlichen Bild zu tun. Da ist einfach noch ein langer Weg zu gehen.
Tobi [00:45:23]:
Ja. Da fällt mir ein Beitrag ein, wo ich letztes Jahr bei Dirk Kreuter gewesen bin im Event. Da war eine Dame, die erzählt hat, sie will definitiv die Nächste sein, die auch so große Events startet. Weil alle, die solche Events starten, sind Männer. Sei es Bodo Schäfer, Dirk Kreuter und wen es da nicht noch als gibt. Aber es gibt einfach keine Frau, die solche Events stemmt. Sie will die Erste sein, die es macht. Die hatte so eine selbstbewusste Art, die ist mir bis heute noch Ich weiß ihren Namen leider nicht mehr, aber das war richtig stark.
Tobi [00:45:53]:
Wahrscheinlich ist es eine der Personen, wo du sagst, da sollte mehr passieren, dass das passiert. Damit mehr Frauen sich
Stefanie Voss [00:46:01]:
auch trauen. Ja, und du polarisierst aber als Frau eben auch schneller. Also, du bist einfach, wenn du dich traust, wenn du rausgehst, kriegst du echt massiveren Gegenwind. Natürlich auch mal völlig unter der Gürtellinie, mit richtiger frauenfeindlicher Note. Das ist natürlich nicht Aber es gibt ein ein Unterschwelliges. Wenn du als Frau zu stark bist, dann bist du anstrengend. Und das hab ich auch schon oft erfahren. Und da ist einfach noch viel zu tun.
Stefanie Voss [00:46:29]:
Da muss sich einfach in der Gesellschaft noch eine ganze Menge ändern. Wir müssen noch viel mehr dahin kommen, dass es für Frauen wie für Männer selbstverständlich ist, Karriere zu machen oder zu Hause zu bleiben oder sich die Familie zu kümmern oder, oder, oder. Bestes Beispiel gestern. Ich bin in Hamburg, ich hab eine Veranstaltung, ich erzähle, dass ich Kinder habe. Wie machen sie das mit ihren Kindern? Mein Mann wird das nie gefragt. Mhm. Das ist der Klassiker. Und wir leben im Jahr 2023.
Tobi [00:46:58]:
Wobei ich dann auch schon wieder sagen würde, dass das Buch, wenn du nur an die Frauen gehst, glaub ich, auch nicht hilft, sondern eher so was wäre, wo beide Seiten rangehen. Wenn du sagst, das wird von den Männern nicht akzeptiert, ist es ja auch schon wieder so. Es ist gut, wenn die eine Hälfte das weiß und das mitbekommt, aber die andere Hälfte, die auch entscheidend ist, da wenig zu sagen
Stefanie Voss [00:47:17]:
hat. Du, aber das sind nicht nur Also diese Vorurteile, da muss ich die Männer in Schutz nehmen, sind nicht nur die Männer, die diese Vorurteile gegenüber Frauen haben, auch andere Frauen finden starke Frauen anstrengend. Als ich schwanger war und mein erstes Kind bekam und Abteilungsleiterin blieb und weiter Karriere machte, und dann war ich noch mal schwanger, dann haben mir auch andere Frauen Wieso kriegst du denn noch ein zweites Kind? Du willst doch Karriere machen. Das waren Frauen, die das zu mir gesagt haben. Dieses Bild ist in allen Köpfen, das ist nicht nur bei den Männern. Es gibt ja auch total fortschrittliche Männer, Aber das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und da ist einfach noch viel zu tun. Ich wünschte mir, wir wären schon weiter, aber das sind wir nicht.
Stefanie Voss [00:47:57]:
Und auch für Männer, ja, versuch mal als Mann, 60 Prozent zu arbeiten und dich deine Kinder zu kümmern und keinen komischen Blick zu kriegen nach dem Motto, ey, hast du keine Frau, die zu Hause ist?
Tobi [00:48:07]:
Ich arbeite 60 Prozent. Und ich hatte auch 15 Monate Elternzeit komplett zu Hause.
Stefanie Voss [00:48:12]:
Ja, aber dann bist du aber schon Du bist aber damit nicht sozusagen Durchschnitt. Das weißt du selber, oder?
Tobi [00:48:18]:
Ja, wahrscheinlich, aber ich geb mir auch nix auf komische Blicke
Stefanie Voss [00:48:22]:
oder auf Fragen. Ja, aber da ist einfach noch viel zu tun.
Tobi [00:48:24]:
Ja, voll deiner Meinung. Ja. Ich kenn auch nicht viele, die das eben so gemacht haben.
Stefanie Voss [00:48:31]:
Genau.
Tobi [00:48:31]:
Wo wir aber auch so beim Thema Bücher sind. Ich stelle immer so gerne fünf Fragen, die mich einfach interessieren, weil die bei mir superrelevant sind. Was sind denn so deine Top-drei Bücher, die du selbst gelesen hast, wo du sagen würdest, Das sind drei Bücher, die du jedem empfehlen würdest.
Stefanie Voss [00:48:48]:
Darf ich englischsprachige Bücher nennen?
Tobi [00:48:50]:
Darfst du machen.
Stefanie Voss [00:48:51]:
Okay, weil ich lese tatsächlich unglaublich viel auf Englisch. Also ein Buch, was mich wirklich, wirklich sehr bewegt hat und was ich immer noch immer wieder in die Hand nehme, ist The Gifts of Imperfection von Brene Brown. Das gibt’s auf Deutsch, das heißt im Deutschen Die Gaben der Unvollkommenheit. Und Brene Brown, von der habe ich, ich glaube, ich habe alle Bücher von ihr gelesen, ist meine absolute amerikanische Lieblingsautorin. Und ehrlicherweise war sie auch ein großes Vorbild bei meinem Buch, weil sie verbindet Sachbuchratgeber mit sehr persönlichen Geschichten. Und genau das wollte ich auch tun. Also, Brené Brown, The Gifts of Imperfection, eines meiner superlieblings Bücher. Ähm, ein zweites Buch, was mich zum Thema Führung, weil das natürlich auch mein Thema ist, und zum Thema, ähm, wie baue ich eine Organisation, wie schaffe ich Vertrauen und so weiter, was mich sehr beeindruckt hat, ist relativ aktuell das Buch von dem Netflix-Gründer Reed Hastings.
Stefanie Voss [00:49:49]:
Das heißt No Rules Rules und ich glaube im Deutschen heißt es Keine Regeln. Das fand ich so in meinem, ich sag mal, beruflichen Kontext war das auch etwas, was mich sehr beeindruckt hat. Und ein drittes Buch, zu dem dritten Buch gibt’s auch einen TED-Talk, den ich auch ganz toll finde, ist von Amanda Palmer, The Art of Asking. Ich weiß nicht, ob dir das was sagt, das ist eine Musikerin, Die war durchaus erfolgreich und hat sich relativ früh von dieser ganzen Musikindustrie abgewendet. Sie hat gesagt, ich mache einfach Musik, und die Leute sollen bezahlen, was sie bezahlen möchten. Sie hat ihre Musik ins Internet gestellt und hat gesagt, Leute, zahlt mir das, was ihr zahlen möchtet, und tragt mich einfach. Und die geht auf Tourneen weltweit und macht überall Couchsurfing und lässt sich einfach von der Gemeinschaft tragen und hat gelernt, zu fragen. Deswegen heißt das Buch auch The Art of Asking.
Stefanie Voss [00:50:45]:
Ich glaub, es ist nicht auf Deutsch erschienen. Das ist auch schon relativ alt. Wer Hörbücher mag, das war eines der ersten Hörbücher, wo ich geheult hab, als ich es gehört hab, weil es mich so ergriffen hat. Und der Ted Talk von Amanda Palmer, The Art of Asking, kann ich jedem ans Herz legen. Es gibt bei mir immer noch Gänsehaut. Das sind so drei Bücher, die, ja, die mich einfach sehr bewegen. Ich lese viel, ich lese fast keine Belletristik, ich lese wirklich auch fast nur Sachbücher. Und ich finde immer wieder Sachen spannend, aber die drei, würde ich sagen, haben wirklich was bewegt.
Stefanie Voss [00:51:19]:
Ja, und Bernie Brown, gibt’s übrigens auch, Ted Talks von Bernie Brown, ist so mein Buch-Hero. Ha, ha.
Tobi [00:51:27]:
Habe ich mir direkt notiert und werde ich mir anschließen.
Stefanie Voss [00:51:30]:
Du brauchst dir nicht die Bücher ankaufen. Gerade Bernie Brown und Amanda Palmer, zweimal 20 Minuten TED-Talk von Bernie Brown gibt’s verschiedene. Guck dir tatsächlich den an. Ähm äh The Power of Vulnerability, die Macht der Verletzlichkeit, so heißt der TED-Talk. Ist uralt, hat, ich weiß nicht, wie viele Millionen Klicks bekommen.
Tobi [00:51:49]:
Mhm. Wo du auch erzählt hast, dass du dieses magst, Sachbuch mit persönlichen Geschichten verbinden, fand ich grade in deinem Buch auch schön. So im Kontext bleibt mir noch hängen, dass du immer geschrieben hast, dass du sehr gerne viel und oft feierst. Was war das mit deinem Geburtstag, den du vier- oder fünfmal feierst?
Stefanie Voss [00:52:08]:
Ich hab einen Geburtstag in einem Jahr, das ergab sich einfach. Dass ich nicht eine Feier gemacht hab, sondern dass ich gesagt hab, ich feier den jetzt vier-, sechsmal und hab immer wieder unterschiedliche Leute getroffen über mehrere Wochen. Das kommt von den Piraten. Die haben jeden Tag gefeiert, weil sie waren ja am Leben. Das find ich auch noch mal durch die Pandemie. Warum warten wir auf einen Geburtstag? Warum warten wir auf irgendwas? Warum, wenn ich nächste Woche Bock hab zu feiern, dann feier ich, dass ich 48 Jahre, zehn Monate und 16 Tage alt bin? Wofür brauch ich einen Anlass? Ich kann doch jederzeit sagen, so, jetzt ist gerade der Moment, wo ich Lust habe zu feiern. Und das kann ich alleine machen, mit mehreren Leuten machen, in der Garage, in der Küche, oder wo auch immer. Und dann sollte ich das auch tun.
Stefanie Voss [00:52:56]:
Und ich geb ja im Buch auch so eine richtige Liste von Feiermöglichkeiten.
Tobi [00:53:01]:
Ja, ich fand in dem Kontext, glaub ich, von Entity Hopkins das Zitat, was du da zitiert hattest, sehr passend, weil ich auch gerade oft in Social Media jetzt auch oft so Sachen sehe von wegen, naja, ihr seid Anfang 20, habt noch nichts im Leben geschafft, so warum geht ihr feiern, Was feiert ihr? Wo ich auch immer denke, ach, Leute, ey. Wenn ihr wüsstet, wie ich zum Teil vor zehn, 15 Jahren unterwegs war und wo ich jetzt bin, dagegen sind die Leute noch harmlos. Aber ich find, das ist oft eine zu krasse und falsche Einstellung. Darum fand ich das grade in deinem Buch, den Part so gut, so von wegen Leute, es ist eben nicht immer nur alles Geld und Erfolg.
Stefanie Voss [00:53:38]:
Nein, und es ist ja, ich meine, guck dir die Welt uns herum an. Ja, du weißt, also, ich kann die junge Generation, die Leute, die jünger sind als ich, ich geh knallhart auf die 50 zu. Ich kann die Leute so gut verstehen, weil wir mit so viel Unsicherheit leben müssen, dass ja dieses, so wie ich aufgewachsen bin, du musst erst mal leisten, und dann machst du so und so viele Jahrzehnte das, und dann kommt die Pensionierung, und dann hast du frei. Das ist ja heute ein Konzept, das ist ja absurd. Wir wissen ja gar nicht, was in 30, 40, wir wissen ja noch nicht mal, was in drei Monaten ist. Ja, also wenn jetzt irgendwann in der Ukraine dann doch die erste dicke Bombe auf ein Atomkraftwerk fällt, was ist denn dann? Und dass die Menschen das Gefühl haben, ich lebe jetzt, das kann ich so gut nachvollziehen, das kann ich so gut verstehen. Und deswegen finde ich auch diese Vorwürfe irgendwelchen Generationen gegenüber, ach, find ich total absurd. Total Absurd.
Tobi [00:54:31]:
Ja, da bin ich voll deiner Meinung. Machen wir mit der nächsten Frage weiter. Dadurch, dass wir ja selbst gerade einen Podcast aufnehmen und ich selbst sehr gerne Podcasts höre, gibt es bei dir auch welche, wo du sagst, die würdest du empfehlen oder die hörst du einfach gerne regelmäßig und auch schon länger?
Stefanie Voss [00:54:49]:
Also erst mal höre ich, wenn ich vor allem, wenn ich keine Zeit habe, Zeitung zu lesen. Ich bin ja noch so ein Papierzeitungsleser und wenn ich dazu nicht komme, höre ich die Lage der Nation. Den finde ich einfach, das ist für mich so der mit der beste Politik und Nachrichten Podcast aus Berlin. Ich höre hin und wieder wirklich gerne Betreutes Fühlen von Atze Schröder und Leon Winscheid. Genau, genau, die finde ich einfach irgendwie in der Kombination, finde ich die beiden sehr, sehr, sehr genial. Und dann höre ich natürlich auch gerne so Mediatheken-Kram. Also es gibt vom WDR unheimlich gute Dokumentationen. Es gibt so Geschichtssachen, die ich total gerne höre.
Stefanie Voss [00:55:34]:
Manchmal Google ich ein Thema, wie jetzt zum Beispiel für die Piraten. Dann suche ich bei den Podcasts Francis Drake. Dann höre ich mir alles an, was über Francis Drake gemacht wurde. Oder über Henry Morgan oder so was. Also dann lande ich sehr häufig in den, ich sag mal, von den öffentlich-rechtlichen produzierten Podcasts, die ich aber auch cool finde. Jetzt gerade His2Go heißt einer, da muss ich jetzt allerdings überlegen, ist der öffentlich-rechtlich oder nicht. Aber das ist ein Geschichtspodcast, den ich auch tatsächlich sehr gerne höre. Das sind zwei, ich glaub, relativ junge Männer, die sich so gegenseitig historische Fakten aufarbeiten.
Stefanie Voss [00:56:11]:
Und so was hör ich auch gerne. Also, ich probier aber auch viel rum und mal da rein und mal da rein. Lage der Nation hab ich schon lange auf dem Programm und betreutes Fühlen auch. Und His2Go ist in letzter Zeit wieder stärker geworden. Wobei, mehr noch, als ich recherchiert hab, auch fürs Buch.
Tobi [00:56:28]:
Mhm. Und gibt’s auch bei YouTube einen Channel, den du gerne verfolgst oder früher verfolgt hast, wo du sagst, der lohnt sich auf jeden Fall mal vorbeizuschauen oder einzuschalten?
Stefanie Voss [00:56:38]:
Ja, also da bin ich natürlich, weil ich selber YouTuberin bin und ja auch einen eigenen Kanal habe, bin ich eine ganze Zeit lang mal sehr intensiv dem Ali Abdaal gefolgt. Ich weiß nicht, ob du den kennst. Das ist ein erfolgreicher englischsprachiger YouTuber. Ist ein cooler Typ, der hat Medizin studiert in Cambridge und dann auch als Arzt gearbeitet und hat angefangen, YouTube-Videos über die Aufnahmeprüfungen zum Medizinstudium zu machen. Wie hat er gelernt und so weiter. Dann hat er immer mehr Follower gehabt. Mittlerweile ist er ein Fulltime-YouTuber, hat seinen Medizinjob an den Nagel gehangen und ist so in der Productivity-Ecke irgendwie unterwegs. Ich gebe zu, In letzter Zeit hab ich weniger von ihm geguckt, aber ich war generell relativ wenig auf YouTube.
Stefanie Voss [00:57:20]:
Und den find ich sehr cool, wer sich für YouTube interessiert, im Sinne von eigenen Channel aufbauen. Und, ja, wie funktioniert das? Und was ist so wichtig? Und wie organisiere ich mich? Also auch so dieses ganze Productivity-Thema. Ähm, da find ich Ali Abdaal ganz cool. Ich bin allerdings momentan tatsächlich richtig wenig auf YouTube.
Tobi [00:57:40]:
Ja, passiert. Passiert mal. Genau. Die nächste Frage hast du, glaub ich, schon indirekt beantwortet. So, was so dein Hack ist, fokussiert zu arbeiten? Da hätt ich dich jetzt gesehen bei der Tischnummer.
Stefanie Voss [00:57:53]:
Oder gibt’s da
Tobi [00:57:54]:
noch was anderes?
Stefanie Voss [00:57:55]:
Also, das ist mit Sicherheit der zweite Schreibtisch. Und Vielleicht noch ein weiterer Hack ist, dass ich sehr gerne alleine spazieren gehe. Also, wenn ich eben Ideen durchkauen muss, dann geh ich alleine spazieren. Oder wenn ich längere Autofahrten habe, du wirst mich sehr häufig im Auto antreffen, und ich höre nichts, keine Musik, kein gar nix, sondern es ist einfach nur ratarataratarata im Kopf. Ähm, also, ne Das ist vielleicht auch noch mal was. Also, ich gebe mir tatsächlich Zeit Dinge zu durchdenken. Und das hört sich jetzt erst mal vielleicht ein bisschen komisch an, aber die meisten Menschen, in dem Moment, wo sie irgendwie Zeit haben, halten sich das Handy vor die Nase. Oder beschallen sich halt mit irgendwas.
Stefanie Voss [00:58:43]:
Und das mach ich auch, ich hör ja auch Podcast und so weiter. Aber wenn ich eine Frage durchdenken will, dann siehst du mich spazieren gehen ohne irgendwas oder du siehst mich Autofahren ohne irgendwas. Und dann, ähm, dann denk ich. Das ist, äh Eigentlich können wir das alle, aber wir machen’s Nicht mehr so viel.
Tobi [00:59:02]:
Mhm. Dann kommen wir zu meiner letzten Frage an dich. Was ist deine Lieblingsfrage, die du jemanden stellst, den du vielleicht noch nicht kennst?
Stefanie Voss [00:59:14]:
Ja, Die Frage beantwortet ja ein bisschen auch mein Buch. Also, ich stelle gerne unkonventionelle Fragen. Weil die einfach immer spannende Antworten erzeugen. Und diese Frage kommt jetzt nicht von mir, die ich dir gleich sage, sondern die hab ich bei dem englischen Schriftsteller David Sedaris entdeckt. Bzw. Ich überlege grad mal, nee, der ist Amerikaner und lebt in England. Egal. David Sedaris.
Stefanie Voss [00:59:39]:
Und der, weil er Smalltalk so sehr hasst, und das tue ich auch, hat angefangen, wenn er Menschen kennenlernt, Taxifahrer, wie auch immer, der fragt immer, wann haben Sie das letzte Mal einen Affen berührt? Und das ist natürlich eine total schräge Frage. Und die ist aber total cool, weil natürlich kriegst du erst mal einen komischen Blick zurück. Und so ein, äh, wie bitte? Ja, also, ne? Und wenn einem die zu schräg ist, bietet mein Buch noch andere Alternativen. Was ich zum Beispiel sehr häufig frage, wenn ich Menschen in anderen Jobs kennenlerne, was muss man in ihrem Beruf eigentlich gut können? Das ist eine total interessante Frage. Und da lernst du total viel über Menschen. Und die habe ich vor ein paar Tagen gestellt. Ich hatte am Dienstag ein piratenwagemutiges Erlebnis. Ich stand am Bahnhof Abends, ich wollte nach Hamburg fahren, hatte gerade Auto im Parkhaus abgestellt, schnell zum Zug gehetzt, Zug fällt aus.
Stefanie Voss [01:00:38]:
Und der nächste Zug war massiv verspätet, und es war gar nicht klar, noch mit Umsteigeverbindung, klappt das jetzt noch oder nicht. Dann hab ich da gestanden am Bahnsteig und dachte nur, oh, scheiße, was machst du, fährst jetzt doch noch mit dem Auto nach Hamburg? Ich hab gedacht, bevor ich da nicht ankomme, ich hab morgen früh einen Termin, fahr ich mit dem Auto. Neben mir standen vier Geschäftsleute, die auch, du sahst, die sind am Handy, mieten wir uns einen Mietwagen, was machen wir? Dann hab ich die angesprochen, hab gesagt, ihr wollt nach Hamburg. Ja, wir müssen nach Hamburg. Ich sag, ich fahr mit dem Auto nach Hamburg, ich hab kein großes Auto, aber vier Plätze frei. Wenn ihr wollt, nehm ich euch mit. Dann guckt ihr, Wir werden von einer Frau angesprochen, die uns fragt. Äh, na ja, letztendlich, lange Rede, kurzer Sinn.
Stefanie Voss [01:01:21]:
Ich hab die mitgenommen, wir sind nach Hamburg gefahren und haben uns im Auto sehr angeregt unterhalten. Da hab ich die Frage genutzt, was muss man in ihrem Beruf gut können. Wir haben uns dann auf das Du geeinigt, wo wir jetzt schon viereinhalb Stunden zusammen im Auto sitzen. Und, ähm, das ist immer spannend.
Tobi [01:01:38]:
Ich find schon alleine die Aktion spannend, mit vier Geschäftsleuten in einem Auto für viereinhalb Stunden zu sitzen.
Stefanie Voss [01:01:44]:
Weißt du, wenn man viel unterwegs ist, das kennst du. Wir stranden doch alle mal irgendwo. Ich hab mir schon mit Leuten gemeinsam Autos gemietet und überlegt und gemacht. In dem Fall war’s so, ich fahr jetzt alleine mit einem leeren Auto. Hier stehen alles Leute, die wollen da hin. Die sind alle genervt und frustriert, wie es nun mal so ist. Und ich hab dann auch gesagt, ich hab kein großes Outdoor-Imbiss, hinten zu dritt sitzen, wenn das Und die waren natürlich auch total dankbar. Es hat alles super geklappt, wir sind super durchgekommen, wir hatten ne nette Unterhaltung.
Stefanie Voss [01:02:12]:
Ich hatte keine Gefahr, müde zu werden, weil wir haben die ganze Zeit gequatscht. Und es war echt, ja, war spannend, war cool. Und weißt du, was Natürlich hab ich in dem Moment auch den Gedanken, machst du das jetzt, machst du das nicht? Aber was soll mir denn passieren? Meine Güte, die Leute wollen auch nach Hamburg und sind einfach dankbar. Und wer weiß, vielleicht machen die so was dann auch irgendwann mal und nehmen jemanden mit. Dann hab ich durch meinen Vagemut wieder andere Leute angesteckt, auch was Unkonventionelles zu tun.
Tobi [01:02:41]:
Und vielleicht sogar vier neue Leser für dich gewonnen.
Stefanie Voss [01:02:45]:
Keine Ahnung, das könnte natürlich sein. Das weiß ich natürlich nicht. Ich glaub, zwei oder drei von denen haben mich dann sogar noch auf LinkedIn kontaktiert. Ja, keine Ahnung, aber es muss ja auch jetzt nix zurückkommen. Es bot sich an und ja, so ist es.
Tobi [01:03:00]:
Okay, dann vielen Dank für deine Zeit, Stefanie. Wenn die Leute dich jetzt finden wollen oder mehr über dich erfahren wollen, wie können die das tun oder wo findet man dich?
Stefanie Voss [01:03:12]:
Also natürlich findet man meine Webseite, stefanie-voss.de. Die ist eigentlich kaum nicht zu finden. Ich bin schon lange und gut im Netz präsent. Und das Buch hat eine eigene Webseite. Die heißt www.piratenstrategie.de. Und ich freu mich, wenn Menschen besonders auf diese Piratenstrategie-Seite gehen. Da gibt’s nämlich eine Wagemut-Weltkarte. Da kann man sich eintragen und kann wagemutige Dinge, die man getan hat, da hinterlassen, natürlich anonymisiert.
Stefanie Voss [01:03:40]:
Mein Wunsch ist, dass da viele Leute hingehen und sich eintragen und wir so einen Marktplatz der wagemutigen Ideen, der wagemutigen Dinge, der wagemutigen Handlungen entwickeln. Das ist etwas, was mir momentan sehr am Herzen liegt.
Tobi [01:03:56]:
Ja, cool. Dann vielen lieben Dank für deine Zeit und dir alles Gute und noch viel Erfolg mit deinem Buch, auf das es noch viele Leute lesen werden. Und dann freue ich mich auf jeden Fall eines Tages auf dein zweites Buch.
Stefanie Voss [01:04:10]:
Ja, vielen Dank, Tobi. Schön, dass ich hier sein durfte.
Tobi [01:04:12]:
Gerne. Also, bis dann.
Stefanie Voss [01:04:14]:
Ciao, Ciao.