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Podcast #neuestärke Coaching Lunch: Glücklicher leben mit der Piratenstrategie

Stefanie Voss zu Gast beim #neuestärke Coaching Lunch von Julia Peters

Stefanie Voss zu Gast im Podcast von Julia Peters- Glücklicher leben mit der Piratenstrategie

Wagemutig handeln statt abwarten, Herausforderungen anpacken statt in Routinen gefangen bleiben.

#167 Glücklicher leben mit der Piratenstrategie. Geschriebene und ungeschriebene Regeln hinterfragen

Bereits zum zweiten Mal darf ich Julia Peters in ihrem Podcast besuchen. Diesmal habe ich mein Buch „Die Piratenstrategie“ im Gepäck. Ich erzähle, wie es zu meinem Buch kam und warum die spannende Geschichte der Piraten auch heute noch inspirierend sein kann.
Außerdem gebe ich einen Einblick in überraschende Übungen, die dir helfen können, mutiger zu leben – und ich lese aus meinem Buch vor. Ein Auszug aus Kapitel 2: „Yes-But“ oder „Why-Not” – Das ist hier die Frage. Neugierig geworden? Dann hör rein und entdecke die Piratenstrategien!

Hier geht es direkt zum Podcast:

Coaching Lunch von und mit Julia Peters

Zur Folge inkl. Leseprobe: https://juliapeters.info/167-glucklicher-leben-mit-der-piratenstrategie-coaching-lunch-mit-stefanie-voss/

Besuche Julia gerne auf ihrer Webseite und ihren Kanälen:

https://juliapeters.info/
https://www.linkedin.com/in/julia-peters/
https://www.youtube.com/channel/UChm2IMnxaycDFSjskkED4lw
https://www.instagram.com/juliapeters.coaching/

Transkript

Julia Peters [00:00:13]:
Ich freue mich sehr. Herzlich willkommen hier zu einem neuen Coaching Lunch Termin beim Podcast Neue Stärke. Heute mit der Businessfrau mit der Piratenseele. Stefanie, schön, dass du da bist.

Stefanie Voss [00:00:24]:
Ja, danke schön.

Julia Peters [00:00:26]:
Du bist ja nicht zum ersten Mal zu Gast hier im Podcast. Wir haben vor, ich glaube, Zwei Jahre ist es her, haben wir schon mal Aufnahmen gemacht. Das sind, wenn es jemand interessiert, die Folgen 36, 37, die hießen Barfuß durch den Sand und alle Stürme. Da ging es vor allen Dingen dich, deinen Werdegang und auch die intensiven Momente in deinem Leben. Jetzt bist du nach viel Konzernkarriere, Weltumsegelung und Speakerin, Unternehmerin, Coach auch noch zur Autorin geworden. Und das war natürlich Anlass genug. Endlich. Ja, ich kann mich noch an die ersten Gespräche erinnern, wo, ich weiß ja, eigentlich müsste ich mal ein Buch schreiben, aber irgendwie habe ich nicht so richtig, ah, ich weiß nicht, jetzt ist es dazu gekommen und das heißt die Piratenstrategien.

Stefanie Voss [00:01:13]:
Ja, also in dem Moment, wo man als Coach oder Workshop-Moderatorin oder Ähnliches sich in diesen Speaker-Markt bewegt, da sagt natürlich jede und jeder, der einem über den Weg läuft, du musst ein Buch schreiben. Und da ist meine Piratenseele direkt geweckt worden, in dem Sinne, dass ich gesagt habe, nur weil hier alle sagen, man muss, muss ich das ja noch lange nicht machen und ich werde jetzt Speakerin ohne Buch. Und wo ich jetzt mittlerweile seit über zehn Jahren in diesem Business unterwegs bin und ich glaube da einen ganz guten Namen mir aufgebaut habe, habe ich dann überlegt, so jetzt bin ich so weit in dem Markt, jetzt könnte ich dann doch ein Buch schreiben. Aber tatsächlich gibt es noch einen anderen Grund und es gibt ja immer zwei Gründe, warum Menschen Bücher schreiben. Der eine Grund ist total naiv, der andere ist total pathetisch. Der naive Grund ist, sie möchten reich und berühmt werden. Wer schon mal ein Buch geschrieben hat, weiß, das ist so eine Sache, mit dem reich und berühmt werden. Der pathetische Grund ist, man hat eine Botschaft.

Und der ist tatsächlich pathetisch. Und ich bin der Überzeugung, ich habe eine Botschaft und die hat sich, seit ich mich mit den Piraten beschäftige, ja in meinem Kopf immer mehr manifestiert und irgendwann war klar, doch diese Botschaft muss raus in die Welt und die ist gar nicht wahnsinnig kompliziert, sondern was ich machen möchte, ich möchte Menschen dazu ermutigen, wagemutiger zu werden. Also mit der Metapher der Piraten, sich in den kleinen und großen Situationen des Lebens, wo wir da so stehen und sagen, soll ich, soll ich nicht, was mache ich denn jetzt? Sich in dem Moment zu sagen, was würde ich eigentlich jetzt tun, wenn ich ein wagemutiger Pirat oder eine wagemutige Piratin wäre. Und ich habe selber mit dieser Frage ziemlich lange bei mir herum experimentiert. Dann habe ich angefangen, sie in Vorträgen mit lauter verschiedenen Menschen auszuprobieren und habe festgestellt, ja, ich mag natürlich auch die Coaching-Arbeit mit Glaubenssätzen und allem drum und dran, aber manchmal hilft so eine kleine Frage mit so einer starken Metapher, die bewegt total viel. Und als ich gemerkt habe, dass diese Metapher tatsächlich super funktioniert, habe ich dann gedacht, so jetzt habe ich so viele Leute angestiftet, wagemutig zu sein, jetzt braucht es dazu das Buch und ja, das ist dann daraus entstanden und ich habe da auch eigentlich sehr, ja, sehr piratisch und schnell und zack zack entschieden, als klar war, jetzt mache ich das, habe ich mich hingesetzt, habe mir jemanden gesucht, der mich in dem Prozess begleitet hat, also einen Buchcoach, ich habe allerdings komplett selber geschrieben und dann habe ich wirklich generalstabsmäßig, expose geschrieben, Verlage angefragt, als ich einen Verlagsvertrag hatte, vier Monate geschrieben, mir ein Manuskript abgegeben und dann ist es erschienen. Und der ganze Prozess hat gerade mal ein Jahr gedauert, was für ein von einem Verlag produziertes Buch durchaus recht zügig ist.

Julia Peters [00:04:02]:
Schnell, das habe ich mir sagen lassen. Warum ausgerechnet Piraten? Also wenn ich so an Piraten denke, dann kommt so Captain Blackbird und blutrünstige Leute, die irgendwie Menschen über Planken laufen lassen, auf dass sie von den Haifischen gefressen werden und so. Warum Piraten? Warum funktioniert das so gut? Was steckt da drin?

Stefanie Voss [00:04:20]:
Ja, also dass ich mich mit Piraten beschäftigt habe, hat natürlich letztendlich auch mit meiner Weltumsegelung zu tun, wobei das Buch sich ganz explizit, und das ist mir auch immer ganz wichtig, auf historische Piraten bezieht und nicht auf das, was wir heute als Piraterie bezeichnen. Denn heute ist das, was zum Beispiel vor dem Horn von Afrika passiert, das ist eigentlich nichts anderes als organisierte Kriminalität, die zufälligerweise auf Schiffen stattfindet. Wenn man sich Piraten im historischen Kontext anguckt, dann ist es ganz spannend, dass Piraten natürlich Verbrecher, blutrünstig und so weiter, aber es waren auch Sozialrebellen. Piraten haben letztendlich ihr sehr ungleiches Leben als Seeleute, ihr sehr unfaires Leben, das sehr ausbeutende Leben als Seeleute nicht respektiert und haben eigene Communities gegründet. Also auf diesen Piratenschiffen herrschten zu Zeiten, wo Demokratie alles andere als selbstverständlich war, herrschten basisdemokratische Prinzipien. Es gab bei den Piraten faire und transparente Bezahlungsmechanismen. Es gab sogar sowas wie eine Sozialversicherung und übrigens auch die gleichgeschlechtliche Ehe. Gab es schon vor 400 Jahren und in Deutschland haben wir uns 2018 darüber gefreut.

Also Piraten waren unglaublich innovativ in der Art ihrer Gesellschaftsentwicklung und das und auch in der Art übrigens ihrer Führung und das hat mich irgendwann so in die Richtung immer weiterlesen und immer weiter recherchieren lassen und dann ist es eben so natürlich auch durch Jack Sparrow und die Pirates of the Caribbean Filme, wir haben ein sehr einheitliches Bild so von diesem Stereotypen Piraten und das ist so eine Mischung aus Cleverness, Coolness, ja bei jack sparrow ist es natürlich auch sexiness muss man ja auch ganz ehrlich sagen aber es ist ein attraktives bild und es ist ein bild wo wir nicht nur im rheinland wo wir uns ja gerne zu karneval verkleiden sondern wo wir eigentlich in allen letztendlich teilen der welt sofort was mit anfangen können und das ist eben das besondere ich halte meine vorträge auch vor internationalen publikum also franzosen brasilianer spanier selbst chinesen haben ein sehr ähnliches bild wie wir von was macht eigentlichen piraten so cool

Julia Peters [00:06:31]:
ja steil vorlage ich habe das auch deswegen so begeistert gelesen weil es wirklich aus meiner Sicht viele kurze, gut verdauliche Abschnitte hat und es fängt ja immer damit an, dass du wirklich dich auf einen bestimmten Piratentypus beziehst und da habe ich was gelernt. Nämlich, dass der mächtigste Pirat aller Zeiten eine Frau war. Oh, darf ich nicht sagen, habe ich jetzt verraten.

Stefanie Voss [00:06:52]:
Doch, darfst du sagen, natürlich. Aber die ist natürlich der Hingucker des Podcasts. Das ist

Julia Peters [00:06:55]:
der Hingucker und das fand ich so faszinierend und ich glaube, du hast eine erste Stelle vorbereitet, wo es, glaube ich, auch sie geht. Ja, also es soll natürlich auch darum gehen, dass ihr ein bisschen Einblick bekommt hier, sowohl diejenigen, die hier im Coaching-Laden Schleif dabei sind, als auch natürlich die Podcast-HörerInnen, wie sich das eigentlich anhört, wenn Stefan ihr Buch schreibt. Und Ich finde auch, dass der Stil von deinem Buch, das bist wirklich du, also so durch und durch. Magst du uns was erstes vorlesen?

Stefanie Voss [00:07:22]:
Ich lese was erstes vor und bin auch tatsächlich sehr stolz. Dieses Buch hat 0,000 Prozent ChatGPT. Es ist alles aus meinem Gehirn. Und wer sich für das Hörbuch interessiert, ich habe selbst eingesprochen. Ich musste mich tatsächlich bewerben, das zu dürfen, aber ich lese sehr gerne aus meinem Buch und habe es auch schon in die Audioaufnahme eingelesen. Ja, das Buch ist so aufgebaut, dass jedes Kapitel mit einer Piratengeschichte beginnt und das leitet dann über zu dem mehr allgemeinen und oft auch sehr, ich sag mal, persönlich businessrelevanten Kontext und genau das mache ich jetzt auch. Lehnt euch zurück, genießt es und das Kapitel lautet, die Überschrift lautet: „Wer schreibt die Regeln deines Lebens?“

Ich stelle mir vor, dass es ein schöner Frühlingstag im Jahr 1788 in Südchina war, als die gerade 13-jährige Shixiang Gu gemeinsam mit ihren Eltern eine Reise unternahm. Shixian Gu war ein fröhliches Mädchen, neugierig und aufgeschlossen, richtig clever und sie war bildhübsch.
Die Familie waren Bauern, hatten in der gebirgigen Region Kanton nur ein winziges Stück Ackerland und kämpften Jahr für Jahr ums Überleben. Ganz einfache Menschen, immer fleißig, aber den sehr harten Rahmenbedingungen ihrer Zeit ausgeliefert. Jetzt waren sie auf dem Weg an die Küste. Shiksiangu war aufgeregt, es war die erste Reise ihres Lebens. Ihre Eltern waren unterwegs auffällig still und in sich gekehrt, denn die Reise diente einem Zweck, der allen Eltern das Herz brechen musste. Sie planten, ihre Tochter an eines der vielen schwimmenden Bordelle, sogenannte Blumenboote, zu verkaufen. Ihre Armut ließ ihnen keine Wahl. Es war durchaus üblich für mittellose Familien dieser Zeit, ihre Töchter wegzugeben.

Wenn man die Mädchen der eigenen Familie nicht gewinnbringend verheiraten konnte, dann boten die Blumenbote eine Alternative. Xixiangus Eltern hofften, dass ihre Tochter es den Umständen entsprechend gut treffen würde. Die Wirtschaft an der Küste florierte und die Bordelle waren gut besuchte Etablissements, die für ein schönes und pfiffiges junges Mädchen einen bemerkenswert hohen Preis bezahlten. Xi selbst wusste nichts von den Plänen ihrer Eltern, aber sie hätte sowieso kein Mitspracherecht gehabt. Das Ende des 18. Jahrhunderts war eine harte Zeit für den weiblichen Nachwuchs einfacher chinesischer Familien. Mit dieser Reise nahm das Leben von Shixiang Guo, einer ungebildeten Bauerntochter aus Kanton, seinen ganz besonderen Lauf. Allen Widrigkeiten zum Trotz und entgegen den denkbar schlechten Voraussetzungen ihrer Kindheit schlug sie ihrem Schicksal ein unglaubliches Schnippchen.

Sie wurde, man ahnt es bereits, eine Piratin. Keine beliebige Seeräuberin, sondern eine mächtige, einflussreiche und herausragende Figur der Weltgeschichte. Doch vermutlich hast du noch nie von ihr gehört. Wir denken bei Piraten meist an Säbelschwingende, charismatische Kerle aus der Karibik, aber natürlich gab es auch Frauen, die erfolgreiche Piratinnen wurden. Weit entfernt von Jamaika oder Tortuga spielte sich in China eine der spannendsten Piratengeschichten ab, die die Welt je erleben würde. Die Geschichte von Xixiangu. Das Bordell, in dem sie lebte und sich zu einer jungen Dame entwickelte, wurde regelmäßig von Piraten besucht, die in dieser Region ihr Unwesen trieben. Der mächtige Piratenanführer Cheng Yi wurde ihr Stammkunde und schließlich wollte er sie heiraten.

Clever wie sie war, ging sie auf seinen Wunsch ein und wurde seine Frau, aber nicht einfach so. Sie hatte einen wagemutigen Plan im Kopf. Für ihre Einwilligung zur Hochzeit stellte sie zwei sehr unkonventionelle Bedingungen. Erstens wollte sie mit an Bord gehen und mit ihm zusammen als Piratin leben und zweitens hatte sie den Wunsch eine waschechte Seeräuberin zu werden. Sie wollte alles wissen, alles lernen, alles verstehen, was einen Piraten erfolgreich machte. Bis dahin war es für eine Frau unvorstellbar, in dieses Metier vorzudringen. Dann kam Xixiangu und sie änderte die Regeln. Sie setzte ihre ungewöhnlichen Forderungen durch, lebte von nun an mit ihrem Ehemann an Bord seines Schiffes und ließ sich zur Seeräuberin ausbilden.

Zur Allianz des Piratenanführers Cheng Yi gehörten kurz nach seiner Hochzeit etwa 200 Schiffe mit etwa 40.000 Mann Besatzung. Klare Koordination, eindeutige Befehlslinien und ein sehr einheitliches Vorgehen waren unabdingbar, als Piratenarmee dieser Größe erfolgreich zu sein. Und Genau das konnten sie. Kapitän Cheng Ji und seine Leute waren so robust und gut strukturiert aufgestellt, dass die chinesischen Machthaber nichts entgegensetzen konnten. Die Piratenallianz unter Kapitän Cheng Ji wuchs weiter, raubte weiter und gewann mehr und mehr Einfluss. Doch dann passierte etwas sehr Überraschendes. Bei bester Gesundheit und gerade einmal 41 Jahre alt starb der große Piratenanführer im Jahr 1807. Nur sechs Jahre nach ihrer Hochzeit wurde Xi Xiangu zur Witwe.

Wie er genau zu Tode kam, das ist unklar. Einige Historiker vermuten heute, dass seine Frau vielleicht nicht ganz unschuldig an seinem Ableben war, denn sie profitierte am meisten von der neuen Situation. Sie ging nicht als Shixiang Gu, sondern als Cheng Yisao in die Geschichtsbücher ein. Cheng Yisao bedeutet übersetzt Witwe Cheng. Sie trat sofort aus dem Schatten ihres Mannes, ergriff die Macht und füllte das entstandene Befehlsvakuum aus. Ihren Anspruch und ihren ganz eigenen Stil noch weitgehender zu manifestieren, nutzte sie ein einfaches, aber unmissverständliches Mittel. Das Fundament der gesamten riesigen Seeräuberallianz war der vereinbarte Piratenkodex, den sich alle unterordnen mussten. Und genau diesen Kodex verfasste sie nun neu.

Sie schrieb jetzt die Regeln. Sie entschied, welche Strafen für welches Fehlverhalten angeordnet wurden. Auffällig und sehr bemerkenswert an ihrem neuen Piratenkodex war der Umgang mit Frauen. Sie legte fest, dass Frauen und Männer als Piratenehepaare gemeinsam an Bord leben und Seite an Seite kämpfen durften. Sie entschied, dass sie als Witwe nach dem Tod ihres Mannes nicht in Keuschheit würde leben müssen. Auch in Bezug auf die sexuelle Freiheit der Frauen warf sie also jahrhundertealte Traditionen einfach über den Haufen. Und sie ordnete die Todesstrafe an, wenn Frauen, auch gefangene Geiseln, vergewaltigt wurden. Diese Regeln waren ein kompletter Paradigmenwechsel.

Jetzt, wo ihr Mann tot war, würde sie ihr erfolgreiches Leben als Piratin fortsetzen und zudem kulturelle und gesellschaftliche Normen herausfordern. Das gelang ihr. Die verschiedenen Quellen sind sich einig, dass ihre Piratenarmee nach dem Tod ihres Mannes noch größer und noch mächtiger wurde. Die genauen Zahlen variieren. Befehligte sie am Höhepunkt ihrer Macht mehr als 1000 Schiffe und über 100.000 Mann Besatzung oder waren es nur 800 Schiffe mit rund 70.000 Piraten? So oder so ist klar, Witwitz Scheng wurde die mächtigste Piratin aller Zeiten. Sie ließ alle männlichen Seeräuberlegenden weit hinter sich. Es ist eine historische Sensation, wie diese junge Frau aus einfachsten Verhältnissen es schaffte, sich an die Spitze der größten Piratenallianz zu setzen, die es jemals auf der Welt gab. Bravo, Witwe Cheng.

Eine wagemutige Piratin hält nicht an dem fest, was man macht, sondern schreibt ihre eigenen Regeln. Eigene Regeln schreiben, Das ist genau mein Ding. Schon immer bin ich gerne eigene Wege gegangen. Das wurde mir meist als Dickköpfigkeit oder Starrsinn ausgelegt oder auch als Naivität. Als ich mit Mitte 20 meine vielversprechende Karriere bei Bayer unterbrach, die Welt zu umsegeln, da gab es reichlich kritische Stimmen. Du wirfst deine Karriere weg, wie kannst du nur so blöd sein? Letztlich war es eine der allerbesten Entscheidungen meines Lebens, die meine Karriere mehr als beflügelt hat. Zu der Zeit aber war mein Handeln für viele zu unkonventionell, zu verrückt, zu verspielt, zu impulsiv und ohne klaren Nutzen. Die ungeschriebene Regel, in den ersten Jahren der Karriere muss man Gas geben, die war in den Großkonzernköpfen mich herum felsenfest verankert.

Das hatte auch ich eigentlich verinnerlicht. Seit Beginn meiner kaufmännischen Ausbildung war ich mit großem Engagement im Karriere-Hamsterrad unterwegs. Doch jetzt hatte ich mir die Idee der Weltumsegelung in den Kopf gesetzt. Also zog ich das Ding auch durch. Über Konsequenzen machte ich mir wenig Gedanken. Ich nahm einfach mal den Fuß vom Karriere-Gaspedal und warf mir einen Seesack über die Schulter. Es gab in meinem Leben, auch vor und nach der Weltumsegelung, viele Situationen, in denen ich mit einer vermeintlichen Regel konfrontiert wurde, die mir nicht logisch erschien. Oder ich wurde von einer sehr erfahrenen Person mit einem guten Rat beglückt, der mir einfach nicht einleuchtete.

Also ging ich oft nicht den vernünftigen Weg, sondern eher mit dem Kopf durch die Wand. Oft hat das entgegen allen skeptischen Prophezeiungen ziemlich gut funktioniert. Aber klar, gelegentlich habe ich mir auch eine blutige Nase geholt. Das gehört dazu. Ein Freund sagte mir mal, if you don’t get what you want, you get experience. Egal, ob es klappt oder nicht, es ist nichts Alltägliches, eigene Regeln zu schreiben, ungewöhnliche Forderungen durchzusetzen oder ganz eigene, nie gekannte Bedingungen zu stellen. Gerade im angepassten, strukturierten, pflichtbewussten, skeptisch-vernünftigen Deutschland ist das schwer. Wenn du dich bewusst Gegen Konventionen wenden willst, musst du zunächst erkennen, dass es diese Konventionen gibt und dass sie dein Leben so vielfältig regulieren.

Erst dann kannst du in Frage stellen, was dich herum und mit dir passiert. Dieser Erkenntnisprozess ist schwierig. Wir alle nehmen nämlich oft nicht wahr, was uns genau lenkt und leitet. Doch das kann man ändern. Regeln sind nicht gleich Regeln. Das ist eine sehr relevante Erkenntnis. Wenn wir unsere eigenen Regeln neuschreiben wollen, statt wie die Lemminge der Mehrheit hinterherzurennen, dann ist es wichtig, sich mit Regeln kritisch auseinanderzusetzen. Denn natürlich möchte ich dich mit diesem Buch nicht dazu anstiften, Gesetze zu brechen, Raubzüge zu planen oder das Gartenhaus deines Nachbarn zu kapern.

Wenn du Pirate Up Your Life für dich umsetzen willst, musst du die Regeln, die dich umgeben, sauber differenzieren können. Die wichtigste Unterscheidung ist diese hier. Es gibt geschriebene und ungeschriebene Regeln. Als Pirat oder Piratin bist du auf der Jagd nach den ungeschriebenen Regeln, denn die sind eine Seuche. Was genau sind geschriebene Regeln? Die geschriebenen Regeln sind meist als Text verfasst. Sie sind zum Beispiel nachzulesen als Gesetz, Hausordnung, Vereinsatzung oder Vertrag etc. Verstöße gegen diese geschriebenen Regeln werden nach spezifischen Vorgaben sanktioniert. Piraten kannten geschriebene Regeln.

Der Piratenkodex als Fundament der gemeinschaftlichen Beutezüge war üblich in allen Teilen der Welt. Feste Vereinbarungen schaffen Verbindlichkeit und die braucht es in jeder Gesellschaft, also auch bei den Seeräubern. Nicht alle geschriebenen Regeln sind deswegen hundertprozentig sinnvoll und gut, aber ganz ohne geschriebene Regeln herrscht Anarchie. Das wäre sicher kein wünschenswerter Zustand. Was sind die ungeschriebenen Regeln? Die ungeschriebenen Regeln verstecken sich überall, zum Beispiel in Sprichwörtern, allgemeinen Annahmen, Vorurteilen, gängigen Verhaltensmustern, Konventionen, Traditionen und so weiter. Sie haben meist keine schriftlich fixierte Grundlage, sind allerdings in den Köpfen der Menschen oft noch fester verankert als die geschriebenen Regeln. Verstöße gegen die ungeschriebenen Regeln werden zwar nicht direkt sanktioniert, aber generell gesellschaftlich abgelehnt. Man erntet Unverständnis, Skepsis, Misstrauen, auch mal offene Ablehnung oder auch Mitleid, wenn man für dumm oder für naiv gehalten wird, weil man eben nicht das macht, was man machen sollte.

Hast du dich schon mal gefragt, mit welchen Regeln du jeden Tag zu tun hast, was dich lenkt, wonach du dein Handeln ausrichtest? Hier ist eine kleine Übung dazu. Überleg mal kurz, welche Regeln deine tägliche Morgenroutine bestimmen. Gehe die ersten 60 bis 90 Minuten nach dem Aufstehen Schritt für Schritt durch. Welche Regeln fallen dir ein? Ohne geputzte Zähne aus dem Haus macht man nicht. Alkohol zum Frühstück? Aber doch nicht an einem Wochentag. Die Kinder mit Schokokeksen statt Vollkorn-Butterbrot zur Schule schicken Rabeneltern. Länger schlafen, schnell einen Pulli über den Pyjama werfen und die erste Videokonferenz fünf Minuten nach dem Aufstehen absolvieren. Das merken die Kolleginnen und Kollegen ganz bestimmt.

Den Mülleimer erst in letzter Minute überhastet im ollen Nachthemd rausbringen, wenn schon der Müllwagen die Ecke biegt? Deine Nachbarn werden sehen, dass du dein Leben nicht im Griff hast. Gesetze sind hier nicht im Spiel. Es geht rein Gepflogenheiten. Noch nie habe ich davon gehört, dass jemand verurteilt wurde, weil er sich morgens nicht die Zähne geputzt hat oder weil die Kinder Schokokekse in der Schule dabei hatten. Aber dennoch sind diese Normen fest in unseren Köpfen verankert. Spannend, oder? Hier geht es rein ungeschriebene Regeln. Eigentlich sind das banale Kleinigkeiten, aber sie haben einen großen Einfluss auf uns. Zahllose Regeln sind unausgesprochen und unbewusst und genau das macht sie so gefährlich.

Wir sind ständig umgeben von den im Überfluss vorhandenen, praktisch nie ausgesprochenen, nirgendwo notierten und dennoch geradezu demütig befolgten Verhaltensnormen, die in unserer Gesellschaft umherwabern. Sie durchziehen alles. Sie durchseuchen unser Leben vom ersten Tag an. Sie haben nichts mit Gesetzen zu tun, werden aber dennoch befolgt und selten hinterfragt. Gerade weil sie so gesichtslos und so unscheinbar sind. Ich finde, es ist höchste Zeit, sie sichtbar zu machen und zu hinterfragen. Wenn du diese Regeln einmal aussprichst, dann beginnen sie meist mit man muss, man soll oder man darf nicht. Und manchmal hören sie sich auch an wie Weisheiten oder die absolute Wahrheit.

Was heißt Pirate up your life in Bezug auf all diese ungeschriebenen Regeln? Alles über den Haufen werfen, keinerlei Konventionen mehr folgen, nur noch Regeln brechen, egal welche? Nein, natürlich nicht. Piraten sind keine Anarchisten, keine asozialen Ungeheuer und keine Rebellen, nur weil rebellisch sein gerade schickt ist. Sie sind weder notorisch destruktiv, noch von Natur aus aggressiv. Piraten, so wie ich sie hier als Metapher verwende, sind Menschen wie du und ich. Das Besondere an ihnen ist, dass sie mit einem offenen, neugierigen und gleichzeitig kritischen Blick durch die Welt laufen. Hier kommt gleich wieder eine berühmte Piratin ins Spiel, besser gesagt eine Piratentochter. Pippi Lotta, Viktualia, Rollgardiner, Pfefferminz, Ephraims Tochter Langstrumpf, kurz Pippi Langstrumpf genannt. Hast du dich schon einmal gefragt, was Pippi Langstrumpf als Figur so unglaublich faszinierend macht? Über Generationen und kulturelle Grenzen hinweg hat sie weltweit eine riesige Fangemeinde.

Warum? Weil sie keinerlei ungeschriebene Regeln verinnerlicht hat. Pippi ist frei von Konventionen. Deswegen geht sie unbedarft frisch und originell vor. Der Gegenentwurf zur fröhlichen, gänzlich unlimited denkenden Pippi ist die Nachbarstochter Annika. Sie ist der Inbegriff der Regelkonformität, immer angepasst, vernünftig, brav, will sie auf keinen Fall ihr Kleid schmutzig machen und Ärger mit der Mutter bekommen. Wir finden Pippi toll und Annika? Fast bemitleiden wir sie ein bisschen, aber mal ehrlich Steckt nicht auch in unserem Alltagsleben viel von Annika? Die ganze Buchserie dreht sich immer wieder das Einhalten und Nicht-Einhalten von vielfach unsinnigen Regeln. Pippi zeigt uns, welches Glück und welche Lebensfreude jenseits des angepassten Lebensstils möglich sind. Ihre Kreativität überrascht uns immer wieder.

Unkonventionell denken und handeln, das gelingt Pippi, weil sie sich von keinem gesellschaftlichen Korsett limitieren lässt. Dass Pippi Langstrumpf die Tochter eines Piraten ist, kann aus meiner Sicht kein Zufall sein. Die Figur steht für Selbstbestimmung und Freiheitsliebe und sie zeigt einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Sie verstößt zwar notorisch gegen Regeln, ohne aber anderen Menschen bewusst schaden zu wollen. Sie hält ihnen einfach den Spiegel vor und macht die Unsinnigkeit vieler gesellschaftlicher Normen sichtbar. Wir hätten alle viel mehr Pipi Langstrumpf in uns, wenn wir uns aus dem Korsett ungeschriebener Regeln befreien könnten. Raus aus dem Annika-Leben. Wir haben uns viel zu lange einschnüren lassen.

Jetzt ist der Moment, dem ein Ende zu machen. Wenn es keinerlei, man muss, man darf nicht oder man soll in deinem Leben gäbe, was wäre dann eigentlich alles möglich?

Julia Peters [00:26:27]:
Und den Satz können wir alle mal ein bisschen sacken lassen, möchte ich an der Stille vorschlagen. Eigentlich müsste man jetzt eine Minute Stille einlegen, in Ruhe mal darüber nachzudenken. Und ich finde, das ist eine ganz, ganz großartige Coaching-Frage, auch by the way, weil es ja doch viel auch im Coaching immer wieder darum geht, neu zu denken, anders zu denken, bisherige Wege auch mal zu verlassen. Ich mag vor allen Dingen den Mann, der da immer zu Besuch ist. Den kennst du auch gut, oder? Aus Teamworkshops und so. Man sollte das mal, man müsste mal.

Stefanie Voss [00:26:57]:
Der Mann mit dem, also der Mann mit dem einen N in Verbindung mit dem Konjunktiv ist die Unverbindlichkeit und keiner steht wirklich dahinter und keiner wird sich einsetzen. Ja und das ist wirklich, also ich kenne fast keine Organisation oder wenige Menschen, die diesen mann mit dem konjunktiv schon aus ihrem leben verbannt haben

Julia Peters [00:27:20]:
ja das mit den regeln ist ja wirklich so eine geschichte auch an sich schon also letztendlich du hast es ja vorhin auch in dem text gesagt regeln sorgen dafür dass wir gut zusammenleben können das gibt einer Gemeinschaft viel Stabilität. Da können wir uns darauf verlassen. Und jetzt gibt es die Geschriebenen, was im Gesetzestext steht. Und die Ungeschriebenen, die haben für meine Begriffe ganz, ganz oft noch eine viel größere Kraft. Weil die halt eben nicht mit Konsequenzen belegt werden, Obwohl die werden schon mit Konsequenzen belegt. Aber das hat ja häufig mit Ausgrenzung zu tun. Wenn du nicht dein Leben im Griff hast und morgens mit dem Wie hast du das genannt? In dem ollen Nachthemd, dann Mülltonne rausstellt. Ja, dann hast du dein Leben nicht im Griff.

Dann passt du hier nicht in diese gute Nachbarschaft. Also mir fällt dann immer die schwäbische Kehrwoche ein und ähnliches. Das heißt, es gibt Stabilität auf der einen Seite und auf der anderen Seite brauchen wir ja immer mal wieder auch Veränderungen als Gesellschaft, als einzelne Personen. Und das setzt ja voraus, dass wir da ausbrechen. Und eigentlich wissen wir das alle irgendwie und ich glaube diese geheimen Pippi Momente die haben wir irgendwie alle und wir tun es dann doch nicht und da kommt das Thema Mut und Wagemut ins Spiel weil irgendwie haben wir alle auch Angst davor also ich glaube da gibt es kaum einen der das ja gut du vielleicht nicht weil du das jetzt so oft gemacht hast, dass sich das gar nicht mehr stört.

Aber ich glaube, die meisten von denen, die jetzt dabei sind oder auch zuhören, die kommen alle mal an den Punkt, dass sie sagen, eigentlich müsste man das jetzt mal ändern, aber ich traue mich das jetzt nicht, vor dem Vorgesetzten das anzusprechen oder meinem Partner mal zu sagen, weiß ich nicht, räume mal bitte die Spülmaschine anders aus oder ein oder so. Das sind ja alles so kleine Minimomente, wo es darauf ankommt. Mut, Wagemut.

Stefanie Voss [00:28:58]:
Genau, das ist und Wagemut ist tatsächlich nichts, was man hat oder nicht hat, sondern, das sage ich auch immer, und das ist natürlich auch die Idee des Buches, es ist absolut trainierbar. Und wagemutig sein, es gibt in dem Buch auch eine Definition von Wagemut, ich habe meine eigene Definition dafür geschrieben, die lautet, Wagemut ist die bewusste Entscheidung, dass es etwas Wichtigeres gibt als Angst, Scham, Konventionen oder Regeln. Und wir können uns darin trainieren. Wir können uns darin trainieren, erstmal die kleinen Dinge zu tun, die man ja normalerweise nicht macht und dann immer weiter zu gehen. Und vielleicht noch ein wichtiger Punkt zu diesen ungeschriebenen Regeln und vor allem auch zu diesem Beispiel mit dem ollen Nachthemd. Sehr häufig entstehen diese Grenzen, diese Begrenzungen bei uns im Kopf. Man darf doch nicht mit dem ollen Nachthemd auf die Straße gehen. Das kann ich bei mir sofort ändern und sagen, doch, ich darf das jetzt.

Stefanie Voss [00:29:47]:
Ich gehe jetzt im ollen nachthemd auf die straße und wenn mich jemand sieht dann sieht mich jemand im ollen nachthemd und dann ist das sicherlich ein moment der sich so ein bisschen so anfühlt und ich werde ihn überleben und diese ich nenne die gerne die gänsehaut momente diese adrenalin schub momente wenn ich etwas Unkonventionelles tue, die sind hervorragende Indikatoren dafür, dass ich gerade meinen Wagemut trainiere. Wenn ich Menschen anspreche, die ich normalerweise nicht ansprechen würde, wenn ich die unbequeme Frage stelle, wenn ich Dinge tue, die man so jetzt in meinem Umfeld vielleicht nicht von mir erwartet, dann haben wir alle dieses körperliche Gefühl von dieser Adrenalinschub, diese Gänsehautmomente. Und die, wenn wir uns die selber regelmäßig schenken und zumuten, dann trainieren wir unseren Wagemut und irgendwann wird es immer leichter und die Schritte werden auch größer.

Julia Peters [00:30:37]:
Ja und das Geheimnis ist wirklich auch, und das kann ich wirklich nur bestätigen aus meiner Sicht, diese Baby-Steps. Also vielleicht nicht direkt mit dem größten Projekt anzufangen, wovor du richtig Bammel hast, sondern in kleinen Schritten einzusteigen. Ich weiß noch, als ich angefangen habe, mit so einem Thema selbst mal zu experimentieren, zu arbeiten, da hat es mich Überwindung gekostet. Das klingt jetzt heute total lächerlich, Aber es hat mich Überwindung gekostet, bei der Marktfrau beim Eintüten der Tomaten zu sagen, Entschuldigung, da ist eine Tomate, die hat eine schlechte Stelle. Würden Sie so freundlich sein, mir stattdessen eine andere reinzutun? Das werde ich nie vergessen. Das war mein erster Moment, wo ich mich sowas mal getraut habe, viele Jahre her. Und wie hat die reagiert? Die hat sich bedankt, die hat mir noch zwei Tomaten danach geschenkt. Es gibt so wenig Kunden, die mir das sagen.

Dabei wollen wir doch nur erstklassige Ware abgeben. Also es könnte ja auch nach vorne losgehen, finde ich, ist an der Stelle noch mal ein guter Spruch. Ja, ja, genau. Superschön. Steffi, wir wollen es nicht zu lang machen heute. Was war denn deine persönliche… Hast du persönliche Piratenmomente gehabt in den letzten zwei Jahren gerade nochmal?

Stefanie Voss [00:31:39]:
Ich habe andauernd viele Piratenmomente. Ich hatte… Doch, ich hatte dieses Jahr mehrere große. Zwei davon erzähle ich mal kurz, weil sie auch mit den Piraten was zu tun haben. Ich habe im Mai eine ganz skurrile Anfrage bekommen und zwar hat sich eine Personalerin eine Führungskräfteentwicklung gewünscht während einer dreistündigen Busfahrt quer durch Ungarn, Weil eine Gruppe von Führungskräften einen Location Swap quasi machen musste und dann hat sie sich gedacht, bevor ich die jetzt drei Stunden in den Bus setze und die alle nur am Handy hängen, könnte man doch auch was machen. Also ich habe Führungskräfteentwicklung im Bus gemacht, habe ich natürlich noch nie gemacht, hat tatsächlich ganz gut funktioniert, aber schon in dem Moment, bevor wir losgefahren sind, war ich wirklich schweißgebadet und mega aufgeregt. Also mein Adrenalin für den Tag hat irgendwie so für drei Wochen gereicht. Und der andere Wagemutmoment war, Ich halte ja schon sehr lange Vorträge, aber wie klassisch die meisten Keynote-Speaker mache ich das mit Folien.

Das heißt, ich habe sehr schöne Bilder, die mich sozusagen durch meinen Vortrag leiten und die natürlich ein Stück weit auch den Vortrag strukturieren. Und ich habe mich dieses Jahr das erste Mal getraut, einen TEDx-Vortrag, also auf einer TED-Bühne, einen Vortrag ohne Folien zu machen und habe also für diesen Vortrag 18 Minuten, ich habe es auf Englisch gemacht, 18 Minuten englischen Text Wort für Wort auswendig gelernt. Und ich habe gedacht, ehrlicherweise, dass mir das ein bisschen leichter fallen würde. Das war sehr viel Arbeit und auch vor diesem Auftritt war ich sehr, sehr nervös. Ich hatte null Fallback, ich hatte keine Zettel auf dem Boden, nichts. Ich habe frei ins Publikum gesprochen und es hat funktioniert und das war aber auch einfach nochmal eine, ja auch so eine Performance. Also ich habe irgendwie so gedacht, da will ich jetzt irgendwie leisten und da habe ich mich echt in eine Performance-Ecke gepusht, wo ich lange nicht mehr gewesen bin. Und das war ein schönes Gefühl danach.

Ehrlicherweise, es wäre sicherlich auch eine sehr spannende Erfahrung gewesen, wenn das ganze Ding schiefgegangen wäre. Ich bin froh, dass ich die nicht gemacht habe.

Julia Peters [00:33:43]:
Die Experience, die vorhin erwähnte, sehr schön. Genau. Ich würde an der Stelle würde mich tatsächlich auch nochmal interessieren, wie erholst du dich von diesen Adrenalinkicks? Weil ich denke immer so, wenn wir rausgehen und sagen so Coaching Mensch, mach doch mal, sei mal mutig, streng dich an. Hier geht alles, kein Problem. Adrenalin, Chakka durch. Und dann sitzen auch viele, die sagen, ja, das ist aber so anstrengend und da sind wohl Leute, die können das scheinbar mühelos und haben da gar kein Thema mit. Wie ist das bei dir? Wie schaffst du einen Ausgleich?

Stefanie Voss [00:34:11]:
Also mühelos ist es bei mir sicherlich auch nicht und tatsächlich bin ich sehr oft in der Reflexion, wenn was gut gelaufen ist, dass ich mir auch sehr gerne selber auf die Schulter klopfe, sage ich einfach mal. Das ist ja so eine schöne Übung, ne, heben Sie mal Ihre rechte Hand und dann klopfe ich mir auch mal auf die Schulter. Und ich finde, Menschen sind ganz häufig überhaupt nicht stolz auf das, was sie leisten. Also zum Beispiel nach diesem TED-Vortrag habe ich viele Komplimente bekommen und dann sage ich nicht, ach ja, war ja gar nicht so, sondern wenn mir dann Menschen Komplimente sagen, ich danke, war eine Menge Arbeit und ich finde es auch geil, dass es so funktioniert hat. Das ist so das eine. Und wenn es nicht so gelaufen ist und ich die Adrenalinschübe erlebt habe mit natürlich auch mal schwierigen Konnotationen oder einem schwierigen Gefühl, dann ist das für mich immer ein Moment zu sagen, okay, was habe ich denn gerade über mich und über die Welt gelernt? Also das ist gerade irgendwie schiefgegangen. Was sagt mir das über mich? Was sagt mir das über die Welt und ich finde diesen Reflexionsmoment mir zu erlauben und zu sagen die Emotionen, das fühlt sich jetzt doof an, ich bin enttäuscht, ich bin wütend, ich bin was auch immer, damit umzugehen und das zu durchleben und es nicht wegzudrücken, Das ist ja auch ein Thema übrigens im Buch mit den schwierigen Emotionen.

Julia Peters [00:35:19]:
Ganz wichtiges Kapitel. Ja,

Stefanie Voss [00:35:20]:
genau. Ganz wichtiges Kapitel. Das hilft mir auch mit dem Adrenalin gut zu leben, wenn es eben nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt habe.

Julia Peters [00:35:30]:
Und eben sich vielleicht auch mal zurückzuziehen, ganz in Ruhe, in Anführungsstrichen die Wunden zu lecken. Und all das gehört dazu zu diesem Wholehearted Life, wie Brene Brown das ja formuliert, wo wir beide große Fans sind. Das weiß ich. Ja, was soll zurückbleiben eines Tages von dir? Meine Lieblingsabschlussfrage hier, die hast du schon mal beantwortet vor zwei Jahren, wie hört sich heute die Antwort an?

Stefanie Voss [00:35:51]:
Also ich wünsche mir vor allem natürlich durch das Buch, aber auch durch meine sonstige Arbeit, dass es mehr wagemutige Menschen in der Welt gibt. Ich glaube wir leben in einer Welt, die ganz viel Wagemut gut vertragen kann. Und Wagemut heißt eben, sein eigenes Ding machen, seine eigenen Regeln schreiben. In vielen Fällen heißt es auch, unbequem zu sein. Und dieses Unbequemsein auszuhalten. Weil es ist immer der Schlusssatz nach meinen Vorträgen und auch bei vielen Seminaren und Workshops, Konformität ist in der heutigen Zeit kein Erfolgsrezept und wenn wir alle in viel Konformität gefangen bleiben, dann werden wir die Herausforderungen unserer Zeit auf gar keinen Fall lösen können. Und ich bin optimistisch, dass das funktioniert. Ich hoffe, dass ich eben auch jetzt mit diesem Medium Buch mehr Menschen zu mehr Wagemut anstiften kann und mehr Menschen, die sich einfach zutrauen, diese Welt ein Stück weit besser zu machen.

Julia Peters [00:36:47]:
Ganz herzlichen Dank. Ich hoffe auch, dass diese Podcast-Videoaufnahme hier einen Beitrag leisten wird. Und wir gehen jetzt nochmal rein. Die Piratenstrategie heißt es von Stefanie Voss. Ihr findet auch alle Infos darüber nochmal in den Shownotes, die zu dieser Podcast-Folge dazu gehört. Genauso wie die Links zu den älteren Podcast Folgen mit Stefanie. Da kriegt ihr nochmal ein bisschen Hintergrundinformationen, was ist sie eigentlich für ein Mensch. Da sind ganz ganz tolle Sachen auch drin. Also ja, große Einladung sich dem allem ein bisschen mehr Zeit zu nehmen dafür und ganz herzliches Dankeschön nochmal an dich. Ich stoppe jetzt hier die Aufnahme für den Podcast und wir gehen jetzt hier im Coaching Lunch noch über in eine kleine Austauschrunde mit den hier Anwesenden.

Julia Peters [00:37:27]:
An dieser Stelle schon mal ganz herzliches Dankeschön an dich, Steffi.

Stefanie Voss [00:37:30]:
Sehr gerne.

Stefanie Voss mit Stift

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